ARD/ZDF Finger weg von den Olympia-Rechten!

Für die neue ARD-Vorsitzende Karola Wille gibt es "keine finanzielle Obergrenze", um die Übertragungsrechte der Olympischen Spiele 2018 zu sichern. ARD und ZDF sollten Eurosport die Übertragung überlassen, statt Gebührenmillionen zu verplempern. Ein Kommentar.

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Karola Wille Quelle: dpa

Kaum im Amt, lässt die neue ARD-Vorsitzende Karola Wille aufhorchen. In ihrer Antrittsrede sagte die Juristin, für „das Erste“ gebe es praktisch keine „finanzielle Obergrenze“, um doch noch von den Olympischen Spielen ab 2018 zu berichten. Wie bitte? Keine „Obergrenze“?

Tatsächlich sind die stundenlangen Olympia-Übertragungen, die gefühlt schon seit der Steinzeit alle zwei Jahre bei ARD und ZDF die Kanäle verstopfen, bereits bei den nächsten Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang ungewiss: Im Juni hatte der US-Medienkonzern Discovery in einem überraschenden Coup die Olympia-TV-Rechte von 2018 bis 2024 eingesackt. Die Amerikaner, denen hierzulande der Spartensender Eurosport gehört, investierten 1,3 Milliarden Euro in die kompletten Europarechte an den vier Mega-Events.

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ARD und ZDF bleiben jetzt zwei Möglichkeiten. Erstens: Bei Discovery anzuklopfen und für teuer Geld Sublizenzen für die Sportsause einzukaufen. Dazu hat Wille ihren Verhandlern mit der „Obergrenzen“-Äußerung allerdings einen Bärendienst erwiesen – billiger dürften die Rechte dadurch nicht eben werden. Doch was spricht eigentlich dagegen, als ARD auf den Kauf zu pfeifen? Das wäre eine mutige Entscheidung – und besser, als sich erst ausbooten zu lassen und dann doch wieder Gebührenmillionen zu versenken für Übertragungen, die Eurosport mindestens ebenso gut stemmen wird.

Für die Zuschauer wäre ein Verzicht kein Verlust. Eurosport ist frei empfangbar, zudem plaudern die Kommentatoren beim Privatkanal meist weniger hüftsteif als ihre Kollegen im Ersten. ARD und ZDF könnten sich auf ihren Informationsauftrag konzentrieren und für einen Bruchteil der Rechtekosten Reporter gen Olympia schicken. Die machen ihren Job besser, wenn sie hinter den Kulissen des Sport-Business wühlen, statt nichtssagende Interviews mit japsenden Athleten zu führen.

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