Denn wie Monopolwächter Haucap haben auch Verbraucherschützer die blaue Marke wegen dieser Provisionsspielereien im Verdacht, mit der Vergütung einen Anreiz für Preiserhöhungen zu schaffen.
Eine ganz natürliche Oligopolbildung kommt bereits aus dem Schrumpfungsprozess des deutschen Tankstellennetzes. Und wo es weniger Anbieter gibt, nimmt auch der Wettbewerb ab. Grund für die geringere Tankstellendichte in Deutschland ist die hohe Effizienz der Stationen, die im europäischen Vergleich mit den modernsten Zapfsäulen und Kassiersystemen ausgestattet sind. Diese machen einfache Stationen unattraktiv. Zudem sind die Tankstellen-Supermärkte für viele Autofahrer ein Grund, eine möglichst große Station anzusteuern. „Einödstandorte mit nur zwei Zapfsäulen und einem kleinen Kiosk gibt es kaum noch“, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.
Aral & Co. werden immer mächtiger
Die Zahl der Tankstellen sinkt weiter. „Die Gesamtzahl der Tankstellenunternehmen schrumpft durch den Wettbewerbsdruck“, so die neueste Studie „Tankstellenmarkt 2011“ des Tübinger Forschungsinstituts Scope im Auftrag des Bundesverbandes Freier Tankstellen (BFT). „Die absatzschwachen Stationen sind durch umsatzstärkere Anlagen an guten Standorten ersetzt worden“, erläutert Studienautor Thomas Morgenstern.
Und der Konzentrationsprozess werde sich verschärfen, so Dudenhöffer. „Der Bestand der Tankstellen in Deutschland von jetzt 15.000 wird bis 2020 um weitere 2.000 sinken“, prognostiziert der Experte. In dem reduzierten Markt gewinnen die Marken Aral und Shell an Bedeutung. So umfasste das Aral-Netz 2008 noch rund 140 Stationen weniger als aktuell. „Provisionsmodelle mit Trostpflaster-Effekt bei Preissteigerungen werden diesen Trend befördern“, sagt ein Brancheninsider.
Entnervte Konkurrenten
Im Klartext: Das vom Kartellamt kritisierte Preisspiel in einem absolut transparenten Markt wird hauptsächlich zwischen Aral und dem Branchenzweiten Shell stattfinden, weil andere Betreiber wegen der geringen Margen die Lust am Benzingeschäft verlieren. Folge: Der Konzentrationsprozess nimmt weiter Fahrt auf, die Benzinpreise steigen. So stellte Tankstellenforscher Morgenstern zwar freudig fest, dass „das Netz von Shell in 2011 um 18 Stationen vergrößert wurde“. Der Zuwachs kam aber zustande, weil Edeka entnervt von den geringen Margen seiner Tankstationen diese an Shell verkaufte.