Berlin nach dem Anschlag Nur keine Angst, liebe Touristen

Die Berliner bleiben nach dem Anschlag bemerkenswert ruhig. Was aber ist mit all den Urlaubern, die sonst zu Silvester in die Metropole reisen? Sollten die Gäste ausbleiben, wäre das für die Wirtschaft ein harter Schlag.

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Silvester-Feuerwerk am Brandenburger Tor Quelle: dpa

Die Straßen sind gesperrt, Arbeiter haben Betonpoller auf dem Asphalt abgestellt, und auch der Einsatzplan von Feuerwehr und Polizei steht fest. In Berlin sind das Zeichen der Vorfreude. Es heißt, dass die Vorbereitungen für die wohl größte Party der Republik im vollen Gange sind, der Silvesterfeier am Brandenburger Tor.

Zum 22. Mal findet sie hier schon statt. Wie immer kommen mehr oder weniger bekannte Stars, in diesem Jahr sind es zum Beispiel Marianne Rosenberg und Bonnie Tyler. Wie immer kommen tausende von Menschen. Deutsche, Europäer, Asiaten wollen hier zur Musik tanzen und das Feuerwerk bewundern. Insgesamt rechnen die Polizei und Behörden mit mehr als 100.000 Partygästen, die auf den zwei Kilometern zwischen Tor und Siegessäule das neue Jahr feiern wollen.

Und das, obwohl diese Party nur wenige Tage stattfindet, nachdem ein Attentäter nur wenige Straßen entfernt zwölf Menschen auf einem Weihnachtsmarkt mit einem Lastwagen überrollte.

Die Berliner selbst sind bemerkenswert stoisch. Sie wollen dem Unglück nicht zu viel Bedeutung beimessen, sich auf keinen Fall unterkriegen lassen. Der Alltag ist in der Berliner Hauptstadt schon längst wieder eingekehrt. Doch was ist mit all den Touristen, die normalerweise zum Jahreswechsel und in den Monaten danach in die Metropole reisen? Werden die Urlauber Berlin den Rücken kehren?

Für die Stadt wäre das ein harter Schlag. Die Touristen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Über zwölf Millionen Gäste kamen im vergangenen Jahr in die Hauptstadt. Die meisten sind Deutsche, gerade Silvester feiern sie gerne in Berlin. Aber rund 40 Prozent der Gäste kommen aus dem Ausland. Nach den Deutschen reisen vor allem viele Briten in die Bundeshauptstadt. Die drittgrößte Touristengruppe sind US-Amerikaner, gefolgt von Italienern, Niederländern und Spaniern.

Dass die Gefahr real ist, zeigt das Beispiel Paris. Im ersten Halbjahr diesen Jahres verzeichneten die Hoteliers in Paris und Umgebung 8,5 Prozent weniger Übernachtungen, meldete der Tourismusverband der Großregion Paris. Vor allem die Fernreisende mieden die französische Hauptstadt: Sechs Prozent weniger Amerikaner übernachteten in der Stadt der Liebe, 20 Prozent weniger Chinesen kamen, und bei den Gästen aus Japan brachen die Zahlen sogar um die Hälfte ein. Und die Pariser Schlösser, Museen und Hoteliers riefen um Hilfe. Vor allem in den Luxushotels blieben viele Betten leer.

Ähnlich erging es den Hoteliers in Brüssel, nach dem sich zwei Selbstmordattentäter am Flughafen in die Luft sprengten. Selbst im malerischen Brügge blieben danach die Gäste aus. Das belgische Wirtschaftsministerium meldete Einbußen von rund 360 Millionen Euro im Tourismussektor.

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