Bilfinger-Chef Tom Blades „Ich will keinen Rekord brechen“

Seite 2/5

…neue Geschäfte und potentielle Kunden


Was bedeutet die neue Strategie für das eigentliche Geschäft?
Bilfinger war bislang in über 14 Industrien tätig. Aber mehr als 80 Prozent unseres Umsatzes generieren wir aus drei Industrien: Chemie & Petrochemie, Öl & Gas, Energie & Versorgung. In drei weiteren Industrien sehen wir großes Potenzial. wollen wir stärker werden. Das sind Pharma & Biopharma, Metallurgie und die Zementindustrie.

Möchten Sie über die Zementbranche wieder ein bisschen an der guten Entwicklung der Bauindustrie teilhaben, von der sich Bilfinger vor 15 Jahren unbedingt verabschieden wollte?
Mit unserem neuen Marktmodell haben wir fundiert festgestellt, wo Potentiale für Wachstum bestehen. Die Zementbranche ist riesig und braucht unseres Erachtens das, was Bilfinger kann: zum Beispiel eine erstklassige Instandhaltung der Anlagen.

Was genau macht der Industriedienstleister Bilfinger?
Wir haben zwei Geschäftsfelder, die wir E&T und MMO nennen. Vereinfacht gesagt steigern wir die Effizienz von Anlagen, sichern hohe Verfügbarkeit und senken Instandhaltungskosten. In unseren vier Regionen und sechs Industrien gibt es 40.000 Industrieanlagen, und es werden immer neue gebaut. Jahr für Jahr kommen fünf Prozent dazu. Die alten Anlagen leben länger. Drei Viertel der Anlagen sind über zehn Jahre alt. Ein Trend, der uns entgegen kommt, ist die Alterung dieser Industrieanlagen. Die brauchen mehr Instandhaltung. Ein zweiter Faktor ist, dass die Anlagen komplexer werden. Das erfordert wie beim Auto ein ganz anderes Know-how und eine andere Vorgehensweise als früher. Zudem gibt es durch schärfere Umweltauflagen immer engere Toleranzen für Emissionen.

Wieviel Marktpotential sehen Sie da?
Die Industrieunternehmen in unseren Segmenten, Kernregionen und Industrien, vergeben pro Jahr Aufträge im Wert von 125 Milliarden Dollar – die eine Hälfte für Investitionen, die andere Hälfte für Instandhaltung, Wartung, Betrieb. Uns interessieren Umbauten oder Erweiterungen an Anlagen - etwa mit dem Ziel, dass unser Kunde schärfere Umweltauflagen erfüllen kann. Es geht dabei um kleinere und mittelgroße Projektaufträge. Wir bauen keine kompletten Anlagen.. Wir sind die Optimierer, die Tuner, die Sanierer dieser Anlagen. Wir können auf Effizienz tunen, auf Performance, auf Emissionsreduktion. Wir können den Motor nicht nur besser laufen lassen. Wir machen auch die Boxenstopps, also die Wartung, um dieses Bild zu verwenden. Industrieanlagen fit zu machen und generalzuüberholen, das ist unser Job. Das Wartungsgeschäft MMO als ein Geschäftsfeld ist regional, das Engineering E&T als zweites Geschäftsfeld ist ein internationales Projektgeschäft. Unsere Wartungsverträge gehen über drei bis fünf Jahre. Wir werden daran gemessen, ob wir es schaffen, die Betriebskosten einer Anlage Jahr für Jahr zu senken.

Aber was ist außerhalb der vier globalen Regionen? Wollen nicht internationale Kunden den Service, den Bilfinger in Westeuropa oder Nordamerika anbietet, auch in Russland China?
Ja, diese Nachfrage gibt es. Aber in den vier Kernregionen befinden sich die meisten unserer Kunden. Potenzielle Kunden außerhalb dieser Kernregionen sind aber jederzeit willkommen – zum Beispiel für Geschäfte unserer Firmen, die wir in Other Operations gebündelt haben.

Warum bleibt Bilfinger in Nahost?
Dort gibt es sehr viele Anlagen, die um die Jahrtausendwende gebaut wurden, um den Rohstoff Öl oder Gas selbst etwa zu Kunststoffen weiter zu verarbeiten. Diese Anlagen sind jetzt 15 Jahre alt und brauchen einen anderen Wartungsansatz, um global wettbewerbsfähig zu bleiben.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%