Bilfinger Vorstand will Verkaufserlös im Unternehmen lassen

Bilfinger verkauft seine Bau- und Immobiliensparte für 1,2 Milliarden Euro an EQT. Das Geld soll mindestens drei Jahre im Unternehmen bleiben. Dann könnte es aber einen Sonderbonus für die Mitarbeiter geben.

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Das Mannheimer Unternehmen verkauft seine zentrale Dienstleistungssparte. Quelle: dpa

Frankfurt Der Erlös aus dem Verkauf der Bau- und Immobiliensparte von Bilfinger soll nach einer schriftlichen Erklärung des Konzern-Vorstandes mindestens drei Jahre im Unternehmen bleiben. Sollten nach der Umsetzung aller Maßnahmen zur nachhaltigen Zukunftssicherung von Bilfinger noch Mittel vorhanden sein, könne es eine Sonderausschüttung an die Aktionäre und einen Sonderbonus für die Mitarbeiter geben, ging aus der Reuters am Freitag vorliegenden Erklärung an die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat hervor. Darüber hatte zuvor auch der „Spiegel“ berichtet.

Eine Sonderausschüttung, mit der der Großaktionär Cevian den Verlust aus seinem Investment bei Bilfinger vermindern könnte, stünde damit vorerst nicht an.

Der schwedische Finanzinvestor EQT übernimmt die Bau- und Immobiliensparte für 1,2 Milliarden Euro. Davon werden rund 300 Millionen Euro erst zu einem späteren Zeitpunkt fällig. Bilfinger-Finanzvorstand Axel Salzmann hatte am Donnerstag erklärt, ein wesentlicher Teil der Mittel solle zur Neuausrichtung des verbleibenden Geschäfts, den Industriedienstleistungen eingesetzt werden. Die „Industrial“ genannte Sparte konstruiert und wartet Anlagen im Energiesektor und in der Industrie.

Die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat hatte sich lange gegen den Verkauf gesträubt. Doch habe das Kontrollgremium am Donnerstag hinter dem Beschluss gestanden, hatte Aufsichtsratschef Eckhard Cordes erklärt. Der mögliche Sonderbonus an die Mitarbeiter wird in dem Papier des Vorstandes als „Brückner-Bonus“ bezeichnet, also nach dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden und stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Stephan Brückner benannt. In Arbeitnehmerkreisen kritisierte ein Insider, die Vorstandserklärung sei rechtlich nicht verbindlich. „Das ist eine Beruhigungspille, die das Papier nicht wert ist, auf dem sie steht.“ In Unternehmenskreisen hieß es, mit der Erklärung wolle man deutlich machen, dass man gemeinsam an der erfolgreichen Neuausrichtung des Konzerns arbeite.

Der seit zwei Jahren kriselnde Mannheimer Traditionskonzern ist schon länger auf Schrumpfkurs. Mit dem Verkauf des Bau- und Immobiliengeschäfts, in dem das MDax-Unternehmen mit 20.000 Beschäftigten im vergangenen Jahr 2,5 Milliarden Euro Umsatz erzielte, wird Bilfinger nahezu halbiert und ist endgültig kein Baukonzern mehr.

Im verbleibenden Geschäftsfeld Industriedienstleistungen arbeiten rund 30.000 Mitarbeiter, der Umsatz betrug 2015 gut 3,6 Milliarden Euro. Die Sparte leidet unter dem niedrigen Ölpreis und Investitionszurückhaltung in der Energie- sowie der Chemiebranche. Die operative Rendite lag daher mit 3,5 Prozent im vergangenen Jahr gut einen Prozentpunkt unter der des Bau- und Immobilienservicegeschäftes.

An der Börse herrschte am Freitag Ernüchterung über den Verkauf, dessen unerwartet hohen Preis die Anleger am Donnerstag noch mit kräftigen Aktienkäufen honoriert hatten. Die Aktien stürzten als größter Verlierer im Nebenwerteindex MDax um fast zehn Prozent auf 35,54 Euro ab nach einem Anstieg von gut acht Prozent tags zuvor. „Investoren beklagen, dass die Filetstücke abgegeben werden und sehen für den restlichen Konzern keine schlüssige Strategie mehr“, sagte ein Händler.

Im vierten Quartal werde der Vorstand dem Aufsichtsrat eine Strategie für jede einzelne der vier Divisionen der Industriedienstleistungen sowie für das zum Verkauf stehende Kraftwerksgeschäft vorstellen, hieß es in der Erklärung weiter. Ein weiterer Personalabbau über schon angekündigte Streichungen hinaus sei bei Industriedienstleistungen derzeit nicht geplant. Betriebsbedingte Kündigungen sollen bei der Restrukturierung vermieden werden. Der Konzernsitz werde in Mannheim bleiben.

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