Die Gespräche seien aber wegen der hohen Preisvorstellungen abgebrochen wurden, sagten zwei mit dem Vorhaben vertraute Personen am Mittwoch zu Reuters. Das Vorhaben sei in der Amtszeit des früheren Lufthansa-Chefs Christoph Franz verfolgt worden. Franz hatte das Unternehmen bis Ende April geführt. "Neue Pläne für den Kauf einer Billig-Airline gibt es derzeit nicht - potenzielle Kaufziele sind schlicht zu teuer", sagte einer der Insider. Stattdessen baut der derzeitige Chef Carsten Spohr innerhalb des Konzerns Billig-Plattformen auf.
Carsten Spohr: Pilot und Lufthansa-Kenner
Charismatisch, flugbegeistert und erfahren: Mit Carsten Spohr hat sich die Lufthansa für einen Favoriten auf den Chefposen entschieden. Seine steile Karriere bei der Airline findet so ihre Krönung.
Carsten Spohr wurde 1966 in Wanne-Eickel im nördlichen Ruhrgebiet geboren. Nach seinem Studium zum Wirtschaftsingenieur an der Universität Karlsruhe erwarb er die Verkehrspiloten-Lizenz an der Fliegerschule der Lufthansa. Danach absolvierte er das Trainee-Programm bei der Deutschen Aerospace AG.
Mit 27 Jahren kehrte Spohr zu der Airline zurück und schlug dort eine steile Karriere ein: Zunächst übernahm er die Leitung des zentralen Personalmarketings, später arbeitete er sich über verschiedene Funktionen zur Koordination der Regionaltöchter und dem Airline-Bündnis Star Alliance in die Spitze der Kerngesellschaft Lufthansa Passage empor. Zeitweise war er Assistent von Lufthansa-Legende Jürgen Weber.
Als Chef der Frachttochter Lufthansa Cargo lieferte Spohr bis zur Finanzkrise blendende Ergebnisse und zog schließlich 2011 gemeinsam mit dem scheidenden Lufthansa-Chef Christoph Franz in den Konzernvorstand ein. Gemeinsam setzten sie das harte Sparprogramm „Score“ durch.
Anfang Februar 2014 hat die lange Suche nach einem Nachfolger für Christoph Franz ein Ende: Lufthansa will Carsten Spohr zum neuen Vorstandschef machen. Der 47-Jährige galt im Vorfeld schon als Favorit.
Auch wenn seine Beliebtheit in der Belegschaft während der Sanierung abgenommen haben dürfte, gilt der begeisterte Flieger Spohr als charismatischer Gegenpol zu Franz. Dessen kühle, analytische Art verprellte viele Lufthanseaten. Spohr ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Die Lufthansa wollte sich zu den Angaben nicht äußern. Der Konzern beobachte den Markt ständig, nehme zu konkreten Projekten aber keine Stellung, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Wizz Air wollte die Verhandlungen mit der Lufthansa ebenfalls nicht kommentieren. Das Unternehmen erhalte von Zeit zu Zeit Interessensbekundungen von möglichen Investoren. "Derzeit werden keine Gespräche geführt", sagte ein Sprecher. Zu den Eignern von Wizz Air zählen die US-Investmentgesellschaft Indigo Partners sowie frühere und derzeitige Manager.
Wizz Air wurde vor zehn Jahren gegründet und ist mittlerweile der größte Billigflieger in Osteuropa. Mit der in Budapest ansässigen Gesellschaft flogen im Ende März abgelaufenen Finanzjahr 13,9 Millionen Passagiere. Damit rangiert sie unter den europäischen Günstig-Airlines auf dem fünften Platz, nach Marktführer Ryanair sowie Easyjet, Air Berlin und Norwegian Air Shuttle.
Wizz Air betreibt eine Flotte von 54 Airbus -Jets und erzielte bei einem Umsatz von einer Milliarde Euro einen Überschuss von 89 Million Euro. Ursprünglich wollte das Unternehmen im Sommer an die Londoner Börse gehen und mit dem Schritt 200 Millionen Euro einnehmen. Das Vorhaben wurde im Juni wegen des Auf und Abs am Aktienmarkt abgesagt.