1. Ryanair – Die Platzhirsche
Stärke: Ryanair hat die in der ganzen Branche solidesten Finanzen, die meisten Passagiere, die bekannteste Marke und – nach mehreren Renovierungen – endlich auch die wohl nutzerfreundlichste Internetseite. Dazu setzt die Linie glaubhaft auf besseren Service. Dank ihrer niedrigen Kosten haben sich die Iren erfolgreich in neue Flughäfen gewagt wie Brüssel.
Schwäche: So sehr Ryanair auch inzwischen auf kundenfreundlich macht: Dank vieler alter Horrorgeschichten über Servicepannen und Verweigerung von Fluggastrechten hängt ihnen ihr altes Abkassier-Image an und macht sie gerade für gut zahlende Geschäftsreisende, anspruchsvolle Touristen und mehrköpfige Familien zu einem roten Tuch.
Ausblick: Auch wenn die Linie erstmals so etwas Ähnliches wie Druck spürt, dürfte sie mit der aktuell angespannten Lage doch am besten klar kommen. Denn bei aller Kundenfreundlichkeit setzt sie intern immer noch auf harte Sparsamkeit. Und sie hat den Vorteil gerade wegen ihres miesen Images die geringe Erwartungen übererfüllen zu können.
Die Strategie von Ryanair
Seit Ryanair-Chef Michael O’Leary die Vorteile der Freundlichkeit entdeckt hat, schickt er bei kitzligen Dingen seinen erst vor knapp einem Jahr eingestellten Marketingchef Kenny Jacobs vor. „Das ist unser neues freundliches Gesicht“, so das größte Raubein der Flugbranche. Doch auch wenn der früher bei Handelskonzernen Tesco und Metro tätige Jacobs nett auftritt und im Humor – anders als sein Chef – garantiert jugendfrei ist: Er agiert kaum sanfter beim Kampf um die lukrativste Passagiergruppe der Geschäftsreisenden. „Wir werden zu Europas wichtigster Fluglinie für Manager“, sagt der sportliche 40-Jährige. „Bereits ohne große Werbung verkaufen wir mehr als 10 000 unserer Geschäftsreisepakete pro Woche, und Ende 2017 werden es gut 200 000 pro Woche oder zehn Millionen im Jahr sein.“
Um die Reiseetats der Manager kämpft Ryanair in drei Schritten.
Den Anfang machten die Iren vor gut einem Jahr, als die Linie auf dem europäischen Festland zusätzlich zu abgelegenen Flughäfen wie Hahn im Hunsrück vermehrt große Flughäfen wie Hamburg oder Brüssel anflog. Zwölf waren es seit Ende 2013. „Da kommen bis 2017 noch mindestens 20 hinzu“, verspricht Jacobs. In Deutschland will er neben Düsseldorf und Stuttgart sogar im Lufthansa-Drehkreuz München landen.
Zweiter Schritt war der Anschluss an Reisebürosysteme wie Amadeus, die ihnen direkten Zugang zu den Unternehmenskunden verschaffte.
Der dritte und sichtbarste Schritt ist ein verbesserter Service für Geschäftsreisende. Den Anfang machte im Herbst das Business Plus Paket, das neben Freigepäck und schnellerer Sicherheitskontrolle auch unbegrenzte Umbuchungen bietet.
Das soll nur der Anfang sein. „Die Einzelheiten stellen wir erst im Frühjahr vor“, so Jacobs. Doch erste Verträge mit Unternehmen wie der Deutschland-Niederlassung des Autobauers Ford in Köln zeigen die Richtung. Zum Paket gehören etwa Zusatzservices für die Mitarbeiter wie Gratisverpflegung sowie eine direkte Verbindung von Ryanair zu den internen Controllingsystemen, die direkte Buchungen und – ein Tabubruch – Rabatte ermöglichen. „Wir denken über Rückerstattungen für Großkunden nach“, so Jacobs.
2. Easyjet – Die innovativen Zweiten
Stärke: Im Führungsteam sitzen fast ausschließlich ehemalige Mitarbeiter von Markenartiklern statt wie anderswo Airliner. Darum setzt die Linie wie keine zweite auf Innovationen und Big Data. Sie hat das klarste Konzept und fliegt meist zu großen Airports in hoher Frequenz, was besonders gut zahlende Geschäftsreisende schätzen.
Schwäche: Die Linie wächst auch wegen häufiger Streitereien mit dem Hauptaktionär Stelios Haji-Ioannou relativ langsam und überlässt deshalb plötzlich frei werdende Märkte oft anderen Airlines. Dazu spürt sie wegen der vielen Großflughäfen im Netz den Druck der reformierten Marktführer wie Lufthansa und ihrer Billigableger sowie von Ryanair am stärksten.
Ausblick: Easyjet kommt trotz des Gegenwinds mit der aktuellen Lage kaum schlechter klar als Ryanair. Allerdings sind nach der guten Entwicklung der vergangenen Jahre die Erwartungen der Aktionäre schwerer zu erfüllen. Darum könnte die Linie sich am Ende zu wenig gegen aggressive Wettbewerber wehren und Boden verlieren.