Billigflieger Der Sinkflug des einstigen Börsenlieblings Easyjet

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Weshalb Easyjet stärker unter dem Brexit leiden wird


Das führte dazu zu, dass an Europas Himmel derzeit mehr Jets umher fliegen als sich gewinnbringend einsetzen. Denn nach dem gewaltigen Wachstum der vergangenen Jahre bleiben außer beim Verkehr zwischen Ost und West-Europa oder aber innerhalb Osteuropas nur noch wenige vielversprechende freie Routen. Die Folge sind extrem niedrige Preise, die im letzten Jahr bei allen Linien erneut um bis zu sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken sind.

Damit lag das Minus beim Umsatz höher als die Airlines dank des niedrigeren Ölpreises und ihrer Sparanstrengungen die Betriebskosten drücken konnten. Jetzt wo das Flugbenzin langsam teurer wird droht das Modell endgültig zu kippen.

Die Nebeneinkünfte der Airlines abseits des Ticketverkaufs

Das wird Easyjet etwas stärker treffen als andere. Nicht nur dass Erzrivale Ryanair mit seinem Fokus auf Geschäftsreisende und zentrale Flughäfen wie zuletzt Frankfurt Easyjet von unten zusetzt – zusätzlich zu dem ohnehin starken Druck durch etablierte Airlines.

„Easyjet hat eine starke wirtschaftliche Substanz“

Wie keine zweite Billiglinie wird Easyjet unter dem angekündigten Austritt Großbritanniens aus der EU leiden. Zwar hilft der Brexit der Linie zunächst ein wenig. Denn durch den schwächeren Kurs des britischen Pfunds bekommt Easyjet für ihre Einnahmen in Euro zunächst einen höheren Betrag in ihrer heimischen Währung.

Doch das wird mehr als wettgemacht. So steigen mit dem Verfall des Pfunds sofort die Kosten für den in Dollar abgerechneten Sprit und die politische Unsicherheit hält vielen Briten von Auslandsreisen ab. Gleichzeitig zieht es nach den Terroranschlägen der vergangenen zwölf Monate weniger Urlauber nach Frankreich, wo Easyjet die zweitgrößte Linie nach Air France ist. Um das wettzumachen muss Easyjet nicht nur auch ihr Netz umbauen, erwartet HSBC-Analyst Lobbenberg. Sie muss auch eine EU-Tochter aufbauen. Nur so kann sie weiterhin auf dem Kontinent fliegen wenn sie nach dem von der britischen Regierung angekündigten harten EU-Austritt weiterhin auf dem Kontinent fliegen will.

So schneiden Deutschlands Flughäfen ab
Flughafen Berlin‐Tegel Quelle: Günter Wicker/Flughafen Berlin Brandenburg GmbH
Köln Bonn Airport Quelle: Köln-Bonn GmbH
Düsseldorf Airport Quelle: dpa
Hamburg Airport Quelle: Michael Penner
Flughafen Stuttgart Quelle: Presse
Airport Nürnberg Quelle: Presse
Bremen Airport Quelle: Flughafen Bremen

Der Effekt wird Easyjet jedoch wohl nur vorübergehend bremsen. „Easyjet hat eine starke wirtschaftliche Substanz“ lobt Analyst Lobbenberg. Nicht zuletzt deshalb kann die Linie nicht nur die aktuellen Preiskämpfe und die schwächere Nachfrage länger durchhalten als die meisten ihrer Wettbewerber. Wenn im Wettbewerb anderen Linien die Luft ausgehen sollte, haben die Briten noch genug Vermögen um kleinere Wettbewerber zu übernehmen oder zumindest aktiv in die Lücken stoßen wenn die Konkurrenz im großen Stil Routen aufgibt.

Denn wie Chefin McCall am Dienstag wohl verkünden wird, arbeitet die Linie bereits nach Kräften an den Problemen. Dame Carolin hat bereits angekündigt, das Wachstum zu kappen und mehr unprofitable Routen zu streichen. Dazu könnten sie als Zwischenschritt bis zu einer echten EU-Tochter die bislang kleine Niederlassung in der Schweiz zur Zentrale für Flüge abseits von Großbritannien ausbauen. Denn auch wenn die Eigenossen ebenso außerhalb der Europäischen Gemeinschaft stehen wie die Briten. Das Land hat früh ein Abkommen geschlossen, dass es in fliegerischen Dingen den EU-Mitgliedern gleich stellt.

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