Gleichzeitig steigert die Linie ihre Einnahmen durch das Holidays-Geschäft mit Pauschalurlaubern. Dazu wirbt Easyjet erfolgreich um anspruchsvolle Urlaube sowie Geschäftsreisende, die als Last-Minute-Bucher im Schnitt gut das Doppelte eines Touristen zahlen. So blieb am Ende bei jedem der gut 31 Millionen Passagiere in der Zeit zwischen Oktober und März trotz steigender Betriebskosten am Ende gut 30 Cent weniger Verlust in der Kasse als im Vorjahreszeitraum.
Ob das so bleibt, ist allerdings keineswegs gewiss. Das liegt nicht nur daran, dass die Konjunktur in Europa schwach bleibt, so dass am Ende viele Bürger im Zweifel auf ihre Reisen verzichten. Ebenso wichtig ist die wachsende Konkurrenz.
Nach ihrer Sanierung greifen die etablierten Flugkonzerne wie Lufthansa oder British Airways mit ihrer Tochter Iberia an, was jüngst sogar das Wachstumswunder Emirates aus Dubai erstaunt feststellte. „Easyjet fliegt natürlich immer noch mit deutlich niedrigeren Kosten als etwa Lufthansa nach der Umstellung auf die Billigtochter Germanwings“, sagt einer, der es wissen muss. „Doch wenn der Abstand schrumpft, kann Easyjet am Ende die Preise weniger erhöhen als früher, weil sie wegen einfacheren Service einen Abstand halten muss.“
Große Konkurrenz unter den Billigfliegern
Auch der Wettbewerb durch andere Billigflieger wird härter. Die verbliebenen Anbieter wie Norwegian oder Vueling punkten aus Sicht von Easyjet von oben mit teilweise besserem Service. Dagegen drückt Ryanair von unten. Der irische Geizflieger landet künftig neben seinen Provinzairports vermehrt auf den größeren von Easyjet angeflogenen Airports und kann dabei nach eigenen Angaben seine niedrigeren Kosten von den Kleinflughäfen mit ihren Subventionen auf größere Airports hinüberretten.
Schließlich dürften auch die Flugzeugkosten steigen. Derzeit lebt Easyjet auch davon, dass sie in der Krise nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 und der Lungenseuche Sars vor gut zehn Jahren die Flieger dem Vernehmen nach quasi zum halben Preis kaufen konnte. Auf derzeit 266 neu bestellten Flieger hat Airbus angesichts der weltweit starken Nachfrage Easyjet deutlich weniger Rabatt gegeben.
So sehr McCall auch ihre Ertragskraft lobt: erste Spuren hat der Wettbewerb bereits hinterlassen. Die Personalkosten sind ebenso gestiegen wie die Ausgaben für Flughäfen. Dazu hatte die Linie wie alle in der Branche Glück, dass der Winter in weiten Teilen Europas milde war. So fielen weniger Ausgaben an für Ausgleichzahlungen für ausgefallene Flüge und um die Verbliebenen winterfest zu machen.
Immer neue Ideen
Dagegen setzt die Linie vor allem noch mehr Innovationen. So gehen nicht nur die Sparanstrengungen weiter. Die Linie setzt auch weiter neue Ideen, etwa indem sie einen Teil der Wartung mit Hilfe kleiner automatischer Flugdrohen erledigt, statt Mechaniker umständlich auf teure hohe Gerüste zu schicken.
Bei allem Drang zum Neuen meidet Easyjet hohe Risiken. Sie verzichtet im Gegensatz zu Norwegian darauf, zu viele Jobs an Fremdfirmen zu geben oder in nahegelegene Länder Osteuropas zu verlagern. Das mindert das Risiko von Streiks wie sie Norwegian derzeit drohen.
Darum sind Analysten wie Neil Glynn überzeugt, dass Easyjet seine Stärke behält und vielleicht mit einer Umsatzrendite von zwölf Prozent sogar an den bisherigen Profitmeister Ryanair herankommt. „Die sollte profitieren können von ihren attraktiven Wachstumsmöglichkeiten und ihrer Fähigkeit höhere Preise zu kassieren.“