Booking.com "Wir sind die Könige des Schlafens"

Darren Huston, Chef des weltgrößten Reisekonzern Priceline, spricht über die Macht von Google, die Konkurrenz zu AirBnb und HRS und mögliche Expansionspläne.

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Quelle: Bloomberg

WirtschaftsWoche: Mister Huston, spielen wir eine Runde wahr oder falsch?
Darren Huston: Okay.

Es gibt das Gerücht, dass Priceline mit seinen Online-Portalen wie dem Hotelportal Booking.com und der Flugsuchmaschine Kayak der weltweit größte Kunde von Google ist. Stimmt das?
Wahrscheinlich gehören wir zu den größten Kunden. Genau weiß ich das nicht.

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Ein Großteil der 2,8 Milliarden Dollar, die Sie für Onlinewerbung ausgeben, fließt an Google. Ist das nicht eine gefährliche Abhängigkeit?
Google ist eine wahnsinnige Marketing-Maschine für uns, wir verdanken Google einen Großteil unseres Erfolgs. Wir haben nie viel Werbung für unsere Marke gemacht, nur für unsere Hotels.

Im Moment hat Booking.com weltweit rund 880.000 Hotels im Angebot. Dieses Jahr werden Sie die Millionenmarke erreichen. Wahr oder falsch?
Das wird in den kommenden ein bis zwei Jahren passieren. Allein gestern haben wir rund 1000 Unterkünfte hinzugefügt, das war ein guter Tag. Aber wir brauchen neben neuen Hotels noch mehr Privatunterkünfte, die dann vielleicht nur ein Zimmer haben.

Wollen Sie dem Bettenportal AirBnb Konkurrenz machen?
Wir konkurrieren schon jetzt sehr stark mit AirBnb. Wir haben fast sieben Millionen buchbare Zimmer in Ferienunterkünften und anderen Übernachtungsmöglichkeiten auf unserer Plattform Wir haben Iglus, Baumhäuser oder Hausboote. Und dieser Bereich wächst stark. Bei uns ist es genauso einfach, ein privates Zimmer zu buchen wie ein Hotelzimmer. Das können wir viel besser als Airbnb. Die Gäste müssen bei uns keine Gebühren zahlen und bekommen sofort eine Bestätigung. Und im Gegensatz zu AirBnb verdienen wir auch Geld.

Ihr Konkurrent Expedia hat erst vor kurzem HomeAway aufgekauft, einen der größten Konkurrenten von Airbnb. Wann werden Sie auf Einkaufstour gehen?
Selbst wenn ich das wüsste, dürfte ich es Ihnen nicht sagen. Aber unser Fokus lag immer auf organischem Wachstum. Wir sind nicht diejenigen, die den Markt konsolidieren wollen, die jede Menge Portale aufkaufen, die genau das gleiche machen wie Booking. Das ist der Unterschied zu Expedia.

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Genügend Geld hätten Sie aber...
Wir schauen uns natürlich um. Wenn wir zukaufen, dann eine starke Marke, die unser Portfolio ergänzt. Für das Verreisen haben wir unsere Flugsuchmaschine Kayak, für das Essen unsere Restaurantbuchungsseite OpenTable. Und Schlafen – wir sind die Könige des Schlafens.

Aber nicht die Könige der Erlebnisse. Müssten Sie nicht auch während des Urlaubs an Ihren Kunden verdienen?
Da sind wir noch nicht sehr stark. Wir bringen unsere Kunden zum Beispiel nach Berlin, aber wie können sie ihre Zeit dort am besten genießen? Wir haben ein Team, dass sich mit dieser Frage beschäftigt. Da kooperieren wir mit einem deutschen Start-up, das Führungen und Eintrittskarten vermittelt, GetyourGuide. Das sind gute Jungs.

"Europa sollte ein einheitlicher Markt sein"

Also haben Sie doch schon einen guten Kandidaten für einen Zukauf?
(lacht) Das weiß ich noch nicht. Kein Kommentar.

Hotelketten versuchen, unabhängiger von Buchungsseiten zu werden. Die französische Kette Accor hat deshalb jetzt ein eigenes Portal aufgebaut. Sehen Sie das als Gefahr?
Das geht schon ewig so. Viele Hotels wollen mehr Direktbuchungen haben. Aber nur zwei Prozent unserer Kunden buchen dasselbe Hotel zweimal. Wir zwingen niemanden, seine Zimmer bei uns anzubieten. Aber Hotelbesitzer wissen, dass wir ihnen einen hohen Wert bieten. Ohne uns müssten sie viel mehr Geld für Werbung ausgeben, um neue Gäste zu finden. Wir sind da die günstigste Alternative. Und wir werden erst bezahlt, wenn der Gast das Hotel schon wieder verlassen hat.

Die größten Hotelketten der Welt
Platz 10: Best WesternDie Best-Western-Hotelgruppe wurde 1946 vom Hotelier Merril K. Guertin gegründet. Am Anfang bestand die Kooperation aus 67 eigenständigen Hotels. Mittlerweile ist die Zahl der Häuser auf fast 4000 gestiegen. Neben Hotels betreibt Best Western in den USA auch Motels.Hotels*: 3931Zimmer*: 303.522*Quelle: Ranking des Magazins „Hotels“ 2015, alle Angaben für das Jahr 2014 Quelle: dpa
Platz 9: Shanghai Jinjiang International Hotel GroupDie Shanghai-Jinjiang-International-Hotelgruppe ist ein chinesisches Staatsunternehmen – und eines der größten in der chinesischen Touristikbranche. Der Konzern betrieb 2014 mehr als 2900 Hotels. Im Vergleich zu 2013 konnte die Gruppe die Zahl ihrer Häuser damit fast verdoppeln.Hotels: 2910Zimmer: 352.538 Quelle: PR
Platz 8: Starwood Hotels & Resorts WorldwideDie berühmteste Hotelmarke der Starwood-Hotelgruppe ist zweifelslos das Sheraton. Daneben gehören weitere neun Marken zur amerikanischen Hotelgruppe. Insgesamt beschäftigt der Konzern über 140.000 Mitarbeiter. Gegründet wurde das Unternehmen 1930.Hotels: 1222Zimmer: 354.225 Quelle: PR
Platz 7: Plateno Hotels GroupDie Plateno-Hotelgruppe ist der größte Hotelkonzern in China. Dank eines rasanten Wachstums der chinesischen Touristikbranche machte der Konzern einen Sprung von Platz zwölf auf Platz sieben im Ranking der weltgrößten Hotelketten. Innerhalb eines Jahres gelang es der Plateno-Gruppe, ihre Zimmeranzahl beinahe zu verdreifachen. Dieses Wachstum sucht in den Top-10 ihresgleichen.Hotels: 3023Zimmer: 442.490 Quelle: Screenshot
Platz 6: Accor HotelsDie Accor-Hotelgruppe ist die größte Hotelgruppe auf dem europäischen Festland. Der französische Konzern, zu dessen Marken unter anderem die Ibis-Hotelkette gehört, bietet insgesamt über 480.000 Hotelzimmer an. Im Vergleich zu 2013 konnte die Zimmerzahl um rund 20.000 gesteigert werden. Insgesamt kümmern sich circa 180.000 Mitarbeiter um das Wohl der Gäste. Der Umsatz betrug im vergangenen Jahr knapp 5,5 Milliarden Euro.Hotels: 3717Zimmer: 482.296 Quelle: REUTERS
Platz 5: Choice Hotels International1939 gegründet gehört die Choice-Hotelgruppe vom Umsatz her zu den kleineren Hotelketten innerhalb der Top-10. Gemessen an den Hotelzimmern jedoch ist das Unternehmen die fünftgrößte Hotelgruppe der Welt. Zur Gruppe gehören Marken wie Clarion oder Sleep Inn.Hotels: 6300Zimmer: 500.000Bildquelle: Choice Hotels International, Inc Quelle: Presse
Platz 4: Wyndham Hotel Group1974 gegründet entwickelte sich die Wyndham-Hotelgruppe zu einer der größten Hotelketten der Welt. Die 32.500 Mitarbeiter generieren einen Umsatz von über vier Milliarden Dollar. Die bekannteste Marke der Wyndham-Gruppe ist das Planet Hollywood.Hotels: 7645Zimmer: 660.826 Quelle: dpa

Dennoch hat Hilton sogar eine eigene Werbekampagne gestartet, um die Menschen zur Direktbuchung zu bewegen.
Es gibt viele Versuche. Manche Ideen machen Sinn, andere sind ein bisschen albern. Ein Beispiel: Ich wollte mich in einem Hotel ins Internet einloggen. Das Wifi-Passwort war: „Buche direkt“. Was wir sicherstellen müssen ist, dass unsere Kunden guten Service erhalten und sich in diesen Hotels nicht wie Gäste zweiter Klasse fühlen.

In Deutschland müssen ihre Kunden in manchen Hotels aber mehr zahlen. Das Kartellamt hat die Bestpreisklausel verboten, mit der Sie Hotels dazu verpflichtet hatten, auf Booking die beste Rate anzubieten.
Ja, und wir haben dagegen Berufung eingelegt. Uns stört, dass die Regelung in Deutschland nicht zu denen in den anderen EU-Ländern passt.

Die französische Kartellbehörde hat eine ähnliche Entscheidung gefällt.
Aber jedes andere Land stimmt unserem Ansatz zu. Europa sollte ein einheitlicher Markt sein. Wir sind damit nicht glücklich. Wir glauben, die Bestpreisklausel ist besser für Verbraucher und auch für die Hotels. Aber wir werden uns an die Gesetze halten.

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Laut Bundeskartellamt ist Booking die Nummer Eins in Deutschland bei Privatreisenden. Bei Geschäftskunden liegt ihr Konkurrent HRS vorn. Wollen Sie HRS überholen?
Natürlich wollen wir auch bei Geschäftsreisen besser sein als HRS. Wir haben unsere Homepage umgebaut, wir haben ein Tool für Geschäftsreisende entwickelt, bei dem man auch für Dritte buchen und Firmenkonten erstellen kann. HRS war darüber nicht glücklich. Und wir fangen gerade erst an. Wir testen viel, lernen viel. Heute ist einer von fünf Kunden weltweit bei uns Geschäftsreisender. Unser Ziel ist, dass das für jeden zweiten Kunden gilt.

Eine letzte Runde wahr oder falsch: Buchen Sie Ihre Hotelzimmer tatsächlich selbst?
Ja, alle. Ich liebe es. Manchmal bitten Mitarbeiter meinen Assistenten, ihnen ein Zimmer zu buchen. Und dann mache ich das für ihn. Man muss sein Produkt benutzen.

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