Wem wollen Sie denn die Kunden abspenstig machen? Die Zahl der Urlaubstage nimmt ja nicht zu. Den Hotelurlaub-Anbietern, Clubs, Studienreise-Anbietern oder Nordsee-Bädern?
Bei Neukunden sind alle Gruppen interessant. Wir wollen Familien etwas anbieten, ebenso wie Paaren die vielleicht luxuriöser reisen möchten und die bei uns im MSC Yacht Club - im „Schiff auf dem Schiff“ - einen besonderen Service und exklusive Bereiche vorfinden. Auf dem Schiff sind zu gleicher Zeit Urlauber mit verschieden Wünschen und Ansprüchen vertreten.
Buchen die Luxusverwöhnten nicht lieber gleich auf einem teuren Schiff wie der MS Europa oder einer Silver Cloud, um den Luxus ohne Einschränkung zu haben?
Die gibt es, aber bei uns bekommen sie zusätzlich durch die Größe der Schiffe beispielsweise das spektakulärere Entertainment-Programm. Wir arbeiten auf unserem neuen Flaggschiff MSC Meraviglia mit dem Cirque du Soleil zusammen und haben allein in die erforderliche Bühnentechnik 20 Millionen Euro investiert. So etwas funktioniert zum Beispiel nur auf Schiffen ab einer bestimmten Größe.
Wenn man sich als Kunde auf Youtube vor der Entscheidung für eine Kreuzfahrt ein paar Imagevideos anschaut, dann gleitet immer ein mehr oder weniger gleichförmiges weißes Schiff durch flaches Wasser, Poollandschaften erstrecken sich am Oberdeck, Kellner servieren feines Essen, Cocktailbars werden zum Club an Bord. Wenn ich Sie mit verbundenen Augen in ein Schiff bringen würde – woran würden Sie erkennen, dass es sich um eines von MSC Kreuzfahrten handelt?
Sie hören es. Sie werden nicht nur Englisch und Deutsch hören, sondern viele Sprachen. Wir sind ein europäisches Unternehmen für internationale Gäste und haben unsere Wurzeln in Italien. Wir haben sehr viele verschiedene Nationen an Bord, das schafft automatisch eine ganz eigene Atmosphäre. Ich behaupte, dass wir die einzige internationale Reederei sind, die so einen vielfältigen Gästemix hat. Einige Zahlen: Wir haben 15 Prozent italienischsprachige Gäste, 20 Prozent deutschsprachige, etwa 10 Prozent jeweils aus Spanien und Frankreich und dann folgen Amerikaner und viele andere Nationen.
Babylonische Verhältnisse als Unique Selling Proposition?
Nicht allein, denn diese Vielfalt erkennen sie unter anderem auch beim Frühstück wieder. Wir bieten den Menschen aus vielen Nationen die Dinge an, die sie wünschen. Sie riechen dann toskanischen Schinken und auch vielfältige Eierspeisen, aber natürlich ist auch Nutella an Bord.
Vollkornbrot?
Natürlich auch die Brotsorten, die deutsche Passagiere bevorzugen.
Fehlt nur noch, dass es auch Mettbrötchen gibt.
Beef Tatar gibt es an Bord - auch wenn ich es beim Frühstück zugegebenermaßen noch nicht gesehen habe. Aber dabei bleibt es ja nicht, wenn sie abends in die Sportsbar gehen auf einem Schiff mit einem großen Anteil an deutschen Gästen, dann läuft da auch die Sportschau.
Derzeit sind zwölf Schiffe bei Ihnen unterwegs, wonach suchen sich Menschen aus, welches sie wählen?
Die Schiffsgröße ist ein Thema. Unser neuestes Schiff, das ab Mai 2017 zu uns stößt, hat dann Platz für 5000 Gäste, da ist die Vielfalt an Restaurants zum Beispiel größer als auf einem Schiff mit der halben Kapazität. Auch die Route spielt immer noch eine große Rolle. Soll es lieber durch die Fjorde gehen, in die Karibik oder das Mittelmeer. Für den deutschen Markt ist auch hilfreich, dass wir Reisen ab Hamburg, Kiel und Warnemünde anbieten.