Der britische Billigflieger EasyJet könnte laut dem Flughafenbetreiber Fraport bald auf innerdeutschen Strecken von Frankfurt abheben. "EasyJet hat Slots in Frankfurt genehmigt bekommen, das kann heißen, dass sie kommen", sagte Fraport-Chef Stefan Schulte am Donnerstag. Die Briten könnten nach der Übernahme von Teilen der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin Flüge etwa zwischen Frankfurt und Berlin anbieten, die mit der Pleite frei werden. EasyJet will bis zu 25 Maschinen der Berliner übernehmen und damit seinen Standort in der Hauptstadt ausbauen. Am Frankfurter Flughafen hatte sich EasyJet allerdings schon in der Vergangenheit Verkehrsrechte gesichert, ohne sie dann zu nutzen.
Am größten deutschen Flughafen könnte damit das Angebot billiger Flüge wachsen, die bisher wegen der Stellung Frankfurts als Umsteigeplatz für Interkontinentalflüge rar sind. Schulte lockte bereits den europäischen Marktführer Ryanair mit günstigeren Gebühren an den Main, womit sich Fraport einen Streit mit dem wichtigsten Kunden und Fraport-Aktionär Lufthansa einbrockte.
Seit der Versöhnung im Sommer laufen Gespräche darüber, wie durch eine effizientere Abfertigung und andere Schritte Fraport die Lufthansa von Kosten entlasten kann. Im ersten Quartal soll es laut Schulte erste Hinweise zum Verhandlungsergebnis geben. Steigende Gebühren müssten die Lufthansa und andere Airlines in Frankfurt vorerst nicht fürchten. "Wir haben uns entschieden, für 2018 keine Entgelterhöhung zu beantragen", sagte Schulte.
Frankfurter Flughafen stößt an seine Grenzen
Die Anhebung der Flughafengebühren um 1,9 Prozent in diesem Jahr trug zum kräftigen Wachstum des MDax-Konzerns bei. Von Januar bis September legte der Umsatz um 13,7 Prozent auf 2,23 Milliarden Euro zu. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) legt fast um ein Fünftel auf 808 Millionen Euro zu. Das Wachstum kam vor allem von der Übernahme von 14 griechischen Regionalflughäfen. Sie warfen mit 106 Millionen Euro etwa ein Achtel des Betriebsergebnisses per Ende September ab. Schulte warnte jedoch, unter dem Strich werde Fraport Greece im Gesamtjahr nur einen kleinen einstelligen Millionenbetrag zum erwarteten Konzerngewinn von 310 bis 350 Millionen Euro beitragen. Im vierten Quartal sei ein Verlust in Griechenland zu erwarten, da der Verkehr im Winter deutlich zurückgehen werde.
Die wichtigsten Billigflieger in Deutschland
Transavia
Starts pro Woche: 64
Sitze: 9616
Strecken: 19
Vueling
Starts pro Woche: 67
Sitze: 12.160
Strecken: 11
Aer Lingus
Starts pro Woche: 71
Sitze: 12.354
Strecken: 8
Norwegian Air Shuttle
Starts pro Woche: 106
Sitze: 19.929
Strecken: 33
flybe
Starts pro Woche: 130
Sitze: 10.800
Strecken: 16
Wizz
Starts pro Woche: 208
Sitze: 38.590
Strecken: 73
Easyjet
Starts pro Woche: 531
Sitze: 86.868
Strecken: 90
Ryanair
Starts pro Woche: 1058
Sitze: 199.962
Strecken: 243
Euro-/Germanwings
Starts pro Woche: 2595
Sitze: 390.692
Strecken: 516
"Wir liegen nach den ersten neun Monaten voll auf Kurs, unsere Jahresziele zu erreichen", sagte Schulte. Im Gesamtjahr soll der Umsatz auf 2,9 Milliarden Euro steigen, das Ebitda jedoch mit rund einer Milliarde Euro etwas unter dem Vorjahr liegen, das von Sondererträgen getrieben war.
Am Heimatstandort Frankfurt erwartet Fraport dank des Wachstums von Lufthansa und des Einstiegs von Ryanair fünf Prozent mehr - oder fast 61 Millionen - Passagiere. Von Januar bis September nutzten rund 48,9 Millionen Fluggäste den größten deutschen Flughafen - ein Plus von 4,6 Prozent und gleichzeitig ein Rekordwert. Am 29. September sei ein neuer Tageshöchstwert von 225.801 Fluggästen erreicht worden. "An so einem Tag merkt man, dass die Infrastruktur an ihre Grenzen kommt", sagte Schulte. Die Wartezeiten verlängerten sich, Parkpositionen würden knapp. Umso dringender sei der schon beschlossene Bau des dritten Terminals, der 2019 beginnen soll.