Budget-Hotels Best Western kopiert Motel One

Best Western will in Deutschland wachsen – und setzt dabei auf schicke, aber preisgünstige Budget-Hotels namens „Vib“. Der US-Verbund hat dazu ein Konzept entwickelt, das einem deutschen Konkurrenten verblüffend ähnelt.

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Nach dem Konzept sollen bald auch in Deutschland die ersten Häuser eröffnet werden. Quelle: Vib/Best Western

Frankfurt Best Western kopiert ein Erfolgsmodell aus München. Der Hotelverbund, mit mehr als 4000 Häusern einer der größten Übernachtungsanbieter der Welt, eifert künftig dem Konkurrenten Motel One nach. „Unter der Marke Vib wollen wir im kommenden Jahr zwei hochwertige Budget-Hotels in Deutschland eröffnen“, sagte Marcus Smola, Geschäftsführer von Best Western Central Europe, am Donnerstag in Frankfurt. „Für uns ist dies Neuland.“

Ähnlich wie Motel One sollen die Herbergen mit einem stylischen Design auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet sein, inklusive Gratiszugang zum schnellen Internet. Bei den Häusern, die nach einem Standardbaukasten entstehen sollen, handelt es sich laut Plan ausschließlich um Neubauten.

Der Prototyp der Hotelmarke Vib – der Name ist abgeleitet von „Vibrant“ – eröffnete bereits vor vier Wochen im türkischen Antalya. Weitere Häuser sollen in zahlreichen Städten der USA folgen, aber auch in Südkorea, Südafrika, Thailand und Laos.

„In Deutschland laufen derzeit Verhandlungen für zwei bis drei Standorte“, kündigte Smola an. Seit einem Jahr werde akquiriert. „Die ersten Unterschriften werden bald folgen“, sagte er. Wie viele Vib-Häuser insgesamt geplant sind, verriet er auf Anfrage nicht.

Das Vorbild Motel One zählt derzeit zu den erfolgreichsten Hotelkonzepten der Branche. Die vor 16 Jahren von Dieter Müller gegründete Kette wuchs inzwischen auf europaweit 55 Standorte. Im Herbstquartal 2016 übertrafen die Münchener nicht nur den Vorjahresumsatz um zehn Prozent, von den 97 Millionen Euro Quartalsumsatz blieben erstaunliche 16,3 Millionen Euro als Nettogewinn übrig.

Anders als Motel One ist Best Western lediglich ein loser Verbund selbstständiger Hoteliers. Für ihre Aktienanteile an der europäischen Dachgesellschaft Dehag erhalten sie die Erlaubnis, die Marke „Best Western“ zu nutzen. Die Europagesellschaft ist gleichzeitig über einen Generallizenz-Vertrag mit der US-Zentrale in Phoenix, Arizona verbunden.


Buchungsportale zurückgedrängt

Für die 188 deutschen Best-Western-Hotels zahlte sich die Mitgliedschaft im vergangenen Jahr aus. 132 Millionen Euro – und damit ein Drittel des gesamten Übernachtungsumsatzes – erzielten sie über die Vertriebskanäle des Hotelverbunds. Ein Plus von 9,1 Prozent.

Wesentlicher Vertriebsweg ist die Website des Verbunds. Während dort der Deutschland-Umsatz „im niedrigen zweistelligen Prozentbereich“ zulegte, wie Best-Western-Managerin Carmen Dücker berichtete, sei der Anteil von Buchungsportalen wie Booking und Expedia leicht zurückgegangen. Für Best Western ein Erfolg. Schließlich wird bei den externen Vermittlern üblicherweise eine Kommission zwischen 18 und 25 Prozent fällig.

Entsprechend unternimmt der Hotelverbund fast alles, Übernachtungskunden ins eigene Vertriebssystem zu locken. Über das Kundenbindungsprogramm „Best Western Rewards“ versprechen die Hotels etwa Freiübernachtungen und Zimmer-Upgrades, sobald eine bestimmte Bonuszahl erreicht ist. Auf der Berliner Tourismusmesse ITB im März wollen die Amerikaner noch einmal nachlegen, um Wettbewerbern wie Hilton („HHonors“), Accor („Le Club“) oder Marriott („Marriott Rewards“) zu kontern.

Gleichzeitig sorgt Best Western dafür, dass bei der Google-Suche die eigenen Häuser stets im Rang vor Booking oder Expedia genannt werden. Für den hohen Aufwand nennt Smola einen nachvollziehbaren Grund: „Unsere Hoteliers sind zwar selbstständige Unternehmer, nach außen hin aber werden sie wie eine Kette wahrgenommen.“ Im Buchungsgeschäft ist dies ein Vorteil.

Deutschlandweit sind nur 30 Prozent aller Herbergen Markenhotels. Sie aber erwirtschaften 50 Prozent des Branchenumsatzes. Entsprechend viel wird davon abhängen, wie schnell sich die Marke Vib (gesprochen: „Weib“) etablieren wird.

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