Bundesliga-TV-Rechte Sky hatte die Wahl zwischen Pest und Cholera

Die Deutsche Fußball-Liga nimmt bei der Versteigerung der Medienrechte eine Rekordsumme ein. Was der milliardenschwere Verkauf für Fußballklubs, Käufer, Sponsoren und die Zuschauer bedeutet.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Sky Quelle: dpa

Mit Christian Seifert möchte man nicht unbedingt Poker spielen. Keine Miene verzog der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL) am Mittag kurz vor 14 Uhr, als er im grauen Anzug und mit ziemlich seriöser rot-silber gestreifter Krawatte in Frankfurt zur Pressekonferenz einlief.

Kein Zucken mit der Wimper, kein Grinsen auf den Lippen – Seifert hatte seine Gesichtszüge weitgehend im Griff, als er die Rekordsumme aufrief, die er im Namen der 36 Profi-Klubs den beteiligten Medienunternehmen für die Fußballrechte aus dem Kreuz geleiert hatte. Stolze 4,64 Milliarden Euro zahlen Sky, die ARD, das ZDF, Eurosport, die Londoner Perform-Gruppe, Sport1 sowie durchaus überraschend auch der Online-Riese Amazon zwischen 2017 und 2021 an die Kicker. Eine Riesensumme, 85 Prozent mehr als im derzeit laufenden Vierjahres-Zyklus.

Klar ist, dass es wieder vor allem Sky ist, das den Löwenanteil an der aus DFL-Sicht wunderbaren Geldvermehrung beisteuern durfte. Schon bisher überwies der Bezahlsender aus dem Münchner Vorort Unterföhring 485 Millionen von im Schnitt 628 Millionen Euro pro Saison gen Frankfurt. Die Summe hat sich nun noch einmal drastisch nach oben verschoben: nach eigenen Angaben zahlt Sky jetzt im Schnitt 876 Millionen Euro. Es ist eine offene Frage, wie das Unternehmen die Summe refinanzieren will.

Was bekommt Sky dafür? Einerseits mehr, andererseits weniger als zuvor. Mehr bekommt Sky, weil es nun als einziger Sender die Spiele der zweiten Liga komplett zeigen darf; Sport1 ging in dieser Hinsicht zumindest leer aus. Zugleich jedoch weniger, weil Sky nicht mehr alle Matches der ersten Liga zeigt. Der Werbespruch „Alle Spiele, alle Tore“ ist Geschichte, weil der Sender Eurosport sich das sogenannte „Paket A“ geschnappt hat, die gleichnamige Sendung wird es aber weiterhin geben. Eurosport sicherte sich alle Freitagsspiele, dazu kommen Sonntags- und Montagsspiele der ersten Liga, die Relegationsspiele sowie der bei den Fans nicht sonderlich beliebte Supercup. Unterm Strich sind das 45 Spiele.

Das wird Sky-Chef Carsten Schmid, früher Sportchef des Senders und in vielen Vergaberunden gestählt, verschmerzen können. Denn er hatte im Grunde die wenig erquickliche Wahl zwischen Pest und Cholera: Durch die umstrittene Einführung der sogenannten No-Single-Buyer-Rule, das Alleinkaufsverbot, welches das Bundeskartellamt der DFL zur Auflage gemacht hatte, war von vornherein klar, dass Sky Rechte verlieren würde.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%