Die Digitalisierung hat auch die Machtverhältnisse verändert. Nicht nur die Fluglinien, auch die Hotellerie ist selbstbewusster geworden und lässt sich nicht mehr auf jede Forderung der Unternehmenskunden ein. Zum Beispiel bei den Stornierungsregeln: Zuerst der weltweit größte Zimmeranbieter Marriott, kurz darauf auch Hilton, verlangen seit Anfang August die Zahlung des Zimmerpreises, wenn die Buchung nicht mindestens 48 Stunden vor Anreise storniert wurde.
Was einer Revolution gleichkommt: Übliche Praxis war, dass Geschäftsreisende noch bis 18 Uhr am Anreisetag kostenlos stornieren konnten.
Nach Erkenntnissen des Hotelportals HRS entstehen den Unternehmen dadurch Mehrkosten von zwei Prozent. Bei großen Konzernen könnten da schnell einige Millionen zusammenkommen, vor allem wenn weitere Ketten dem Beispiel von Marriott und Hilton folgen.
Skytrax-Ranking: Die besten Airlines der Welt
Hainan Airlines
Vorjahr: Rang 12
Etihad Airways
Vorjahr: Rang 6
Lufthansa
Vorjahr: Rang 10
EVA Air
Vorjahr: Rang 8
Cathay Pacific
Vorjahr: Rang 4
Emirates
Vorjahr: Rang 1
ANA All Nippon Airways
Vorjahr: Rang 5
Singapore Airlines
Vorjahr: Rang 3
Qatar Airways
Vorjahr: Rang 2
Dauerbaustelle Hoteleinkauf
Aber auch aus hausgemachten Gründen ist der Hoteleinkauf der meisten Unternehmen eine Dauerbaustelle: Viele haben zwar Verträge mit Hotelketten – aber die Dienstreisenden spielen nicht mit. Statt wie in den Reiserichtlinien empfohlen – manchmal sogar zwingend vorgeschrieben – in Vertragshotels zu übernachten, suchen sie lieber selbst aus. 37 Prozent aller Geschäftsreisenden steigen in Hotels ab, die nicht den Vorgaben ihres Arbeitgebers entsprechen, hat die Studie „Business Travel and Technology“ der Expedia-Geschäftsreisetochter Egencia ergeben. Hauptargument für die Verweigerungshaltung: zu weite Entfernung des Vertragshotels vom eigentlichen Reiseziel.
Immer mehr Unternehmen verzichten darum auf eigene Hotelverträge und lassen ihre reisenden Mitarbeiter über Online-Portale wie HRS buchen – mit kostenloser Stornierung und attraktiven Preisen. Bisher zumindest, denn seitdem die Portale ihre Vertragshotels nach mehreren höchstrichterlichen Entscheidungen nicht mehr dazu verpflichten dürfen, ihnen den jeweils niedrigsten Preis zu gewähren, sind Direktbuchungen im Hotel häufig günstiger.
Wie der Fall der sogenannten Bestprice-Klausel die Preisbildung verändert hat, zeigt eine Untersuchung der Shopping-Plattform Mydealz.de. Bei der Analyse kam heraus, dass eine Direktbuchung im Hotel in sieben von zehn Fällen günstiger war als eine der gängigen Plattformen. Preisersparnis pro Zimmer: im Schnitt 47 Euro oder 37 Prozent.
Hinzu kommt: Immer mehr vielreisende Business-Nomaden haben keine Lust mehr auf den Einheitsbrei der Kettenhotellerie. Vor allem jüngere Semester der Generation Y buchen lieber bei Online-Privatzimmervermittlern wie Airbnb – und das häufig sogar zu attraktiveren Preisen. Die haben Geschäftsreisende inzwischen als neue und interessante Zielgruppe erkannt und ihr Angebot entsprechend segmentiert, bei Airbnb zum Beispiel über die Filterfunktion „Business Travel Ready“. Die dort gelisteten Häuser und Wohnungen sind kurzfristig verfügbar, haben Föhn und Bügeleisen, oben drauf gibt es bei der ersten Buchung einen Begrüßungsrabatt.
Mehr Auswahl bei der Hotelbuchung
Travel Manager wie Reisebüroketten sehen solche Entwicklungen mit gemischten Gefühlen – die Travel Manager, weil ihnen die Kontrolle über die Reisebudgets entgleiten, und Reiserichtlinien zu Makulatur werden, die Reisebüroketten, weil sie fürchten, von neuen Anbietern, die ursprünglich nicht aus dem Reisemarkt kommen, aus dem Geschäft gedrängt zu werden.
Von Concur zum Beispiel, der Geschäftsreisesparte des Software-Giganten SAP. Über die Plattform können nicht nur Reisen gebucht werden, auch Abrechnungsfunktionen und individuelle Firmenabkommen mit Fluglinien und Hotelketten oder alternative Angebote wie Airbnb lassen sich integrieren und fließen im Gegensatz zu den gängigen Reisebüro-Reportingtools in die Statistiken der Kunden mit ein.
Die Reisebüroketten reagieren ebenfalls mit neuen Plattformen, CWT etwa mit RoomIt, was Firmenreisenden die Hotelsuche erleichtern soll. Einbinden lassen sich dort Ketten und Einzelhotels, mit oder ohne speziell vereinbarte Zimmerpreise, und auch Anbieter wie Airbnb. Neue Suchfunktionen gibt es für die Reisenden, integrierte Lösungen für Bezahlmöglichkeiten oder Reportings soll das neue Tool für Travel Manager attraktiv machen.