Business Travel Warum Geschäftsreisen immer teurer werden

Deutsche Unternehmen geben immer mehr Geld für Geschäftsreisen aus. Der Trend wird auch im kommenden Jahr anhalten - und sich voraussichtlich verschärfen. Die Gründe sind vielschichtig.

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Was Geschäftsreisende heute bewegt. Quelle: Fotolia

Deutschland ist Exportnation, entsprechend viel sind die Mitarbeiter der Unternehmen in aller Welt unterwegs. 51,6 Milliarden Euro hat die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr für Geschäftsreisen ausgegeben, über 183 Millionen Dienstreisen im In- und Ausland wurden unternommen. Das zeigt die „Geschäftsreiseanalyse 2016“. Dazu hat der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR), der die Geschäftsreiseinteressen der deutschen Wirtschaft vertritt, rund 800 Unternehmen befragt.

Während die Ausgaben um 1,5 Prozent wuchsen, nahm die Zahl der Reisen nur um 0,4 Prozent zu, eine Folge des Trends zu längeren Reisen: Dienstfahrten dauern im Schnitt 2,3 Tage – im Vorjahr 2,1 Tage –, die Zahl der Hotelübernachtungen stieg von 67,6 auf 74,3 Millionen. Für die Zukunft geht der Verband davon aus, dass Reisevolumen und –ausgaben weiter steigen.

Geschäftsreisen werden 2018 teurer

Eine gemeinsame Prognose der GBTA Foundation, dem Marktforschungsableger des internationalen Geschäftsreiseverbands GBTA, und der auf das Dienstreise-Management spezialisierten Reisebürokette Carlson Wagonlit Travel (CWT) bestätigt das: Für 2018 prognostiziert die Studie steigende Preise, Flugtickets verteuern sich danach im weltweiten Schnitt um 3,5 Prozent, Hotelübernachtungen um 3,7 Prozent, Bahnfahrten und andere Bodenverkehrsmittel wie Busse oder Taxi-Fahrten um 0,6 Prozent.

Bei Reisen innerhalb Westeuropas müssen die Firmen mit überdurchschnittlich hohen Preissteigerungen rechnen: Flüge verteuern sich um 5,5, in Osteuropa sogar um 7,1 Prozent, die Hotelzimmerpreise steigen europaweit um sechs Prozent. Die teuersten Reiseländer weltweit sind Neuseeland mit Hotelpreiserhöhungen um knapp zehn und Russland mit knapp zwölf Prozent. Letzteres ist vor allem auf die Fußballweltmeisterschaft zurückzuführen.

Reisebüros werden entbehrlich

Auffällig ist ein Trend in der Reisemanagement-Organisation: Während früher fast alle Unternehmen Reisebüroketten wie BCD, Carlson Wagonlit Travel oder American Express Global Business Travel (GBT) beschäftigten, verzichten inzwischen immer mehr auf die Hilfe dieser Dienstleister: 44 Prozent aller Konzerne mit mehr als 500 Mitarbeitern und fast 60 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten organisieren ihr Travel Management ohne professionelle Hilfe.

Mit welchen Airlines Sie pünktlich landen – und mit welchen nicht
Platz 10: Qantas: (Australien)Aus über 500 Quellen haben die Experten von Flightstats ausgewertet, wie viele Flüge der internationalen Airlines im Jahr 2016 mit Verspätung gelandet sind. In der Rangliste der großen Fluggesellschaften kommt die australische Qantas mit 15,7 Prozent unpünktlichen Flügen auf Platz zehn.Quelle: Flightstats/Bloomberg Quelle: REUTERS
Platz 9: TAM Linhas Aéreas (Brasilien):Die Airline ist die brasilianische Tochter des südamerikanischen Luftfahrtkonzerns Latam. 2016 waren 14,93 Prozent der Landungen verspätet. Quelle: REUTERS
Platz 8: Delta Air Lines (USA)Die größte Airline der USA fliegt von ihrem Knotenpunkt Atlanta aus Ziele weltweit an. Das Unternehmen führte 2016 rund 1,9 Millionen Flüge an – nur 14,83 Prozent davon kamen verspätet an. Quelle: AP
Platz 7: Singapore Airlines (Singapur)Die Fluglinie aus dem ostasiatischen Stadtstaat fliegt Ziele auf der ganzen Welt an. Von den gut 85.000 Flügen im Jahr 2016 kamen 14,55 Prozent unpünktlich an. Quelle: dpa
Platz 6: ANA (Japan)All Nippon Airways ist die größte japanische Airline. Im vergangenen Jahr landeten 14,46 Prozent der Flüge mit Verspätung. Quelle: REUTERS
Platz 5: Austrian (Österreich)Die Lufthansa-Tochter aus Österreich hat es mit ihrer Pünktlichkeitsbilanz auf den fünften Platz geschafft. 14,26 Prozent der Ankünfte waren 2016 verspätet. Quelle: dapd
Platz 4: Qatar Airways (Katar)Von den angriffslustigen Airlines vom persischen Golf hat es nur die Fluggesellschaft aus dem Emirat Katar in die Spitze geschafft. Hier kamen vergangenes Jahr 13,66 Prozent der Flüge zu spät an. Quelle: AP

Wer noch ein Reisebüro einschaltet, bezahlt das in den meisten Fällen aufwandsabhängig im Rahmen einer sogenannten Transaction-Fee-Regelung. Dabei wird für jede Leistung – zum Beispiel eine Buchung, Umbuchung oder Stornierung eines Flugtickets, eines Hotelzimmers oder einer Bahnfahrt, aber auch die Erstellung von Statistiken über einzelne Kostenpositionen – eine vorab vereinbarte Gebühr berechnet.

Pauschale Vergütungen, im Branchenjargon als Management Fee bezeichnet, haben sich kaum durchgesetzt. Weniger als zehn Prozent der Unternehmen haben solche Reisebüroverträge abgeschlossen. Wichtigste Auswahlkriterien sind Erreichbarkeit, Kompetenz, individueller Service und nachgewiesene Kosteneinsparungen.

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Digitalisierung verändert die Spielregeln

Bei Flugtickets, Hotelzimmern, Mietwagen oder Bahnfahrten Rabatte auszuhandeln, wird für die Unternehmen – ob mit oder ohne professionelles Travel Management – immer schwieriger. Nicht nur, weil sich die Ansprüche der reisenden Mitarbeiter verändert haben, sondern vor allem, weil im Reisemarkt neue Spielregeln gelten.

Schuld ist die Digitalisierung, die Preisbildung ist flexibler und fragmentierter geworden, dadurch für Travel Manager aber auch intransparenter. Was praktisch bedeutet: Je häufiger Airlines oder Hotels ihre Tarife der tagesaktuellen Nachfrage anpassen, umso weniger Sinn macht es, solche Preise für längere Zeiträume auszuhandeln und in dicken Verträgen mit vielen Bedingungen festzuhalten.

Mehr Auswahl bei der Hotelbuchung

Die Digitalisierung hat auch die Machtverhältnisse verändert. Nicht nur die Fluglinien, auch die Hotellerie ist selbstbewusster geworden und lässt sich nicht mehr auf jede Forderung der Unternehmenskunden ein. Zum Beispiel bei den Stornierungsregeln: Zuerst der weltweit größte Zimmeranbieter Marriott, kurz darauf auch Hilton, verlangen seit Anfang August die Zahlung des Zimmerpreises, wenn die Buchung nicht mindestens 48 Stunden vor Anreise storniert wurde.

Was einer Revolution gleichkommt: Übliche Praxis war, dass Geschäftsreisende noch bis 18 Uhr am Anreisetag kostenlos stornieren konnten.

Nach Erkenntnissen des Hotelportals HRS entstehen den Unternehmen dadurch Mehrkosten von zwei Prozent. Bei großen Konzernen könnten da schnell einige Millionen zusammenkommen, vor allem wenn weitere Ketten dem Beispiel von Marriott und Hilton folgen.

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Dauerbaustelle Hoteleinkauf

Aber auch aus hausgemachten Gründen ist der Hoteleinkauf der meisten Unternehmen eine Dauerbaustelle: Viele haben zwar Verträge mit Hotelketten – aber die Dienstreisenden spielen nicht mit. Statt wie in den Reiserichtlinien empfohlen – manchmal sogar zwingend vorgeschrieben – in Vertragshotels zu übernachten, suchen sie lieber selbst aus. 37 Prozent aller Geschäftsreisenden steigen in Hotels ab, die nicht den Vorgaben ihres Arbeitgebers entsprechen, hat die Studie „Business Travel and Technology“ der Expedia-Geschäftsreisetochter Egencia ergeben. Hauptargument für die Verweigerungshaltung: zu weite Entfernung des Vertragshotels vom eigentlichen Reiseziel.

Immer mehr Unternehmen verzichten darum auf eigene Hotelverträge und lassen ihre reisenden Mitarbeiter über Online-Portale wie HRS buchen – mit kostenloser Stornierung und attraktiven Preisen. Bisher zumindest, denn seitdem die Portale ihre Vertragshotels nach mehreren höchstrichterlichen Entscheidungen nicht mehr dazu verpflichten dürfen, ihnen den jeweils niedrigsten Preis zu gewähren, sind Direktbuchungen im Hotel häufig günstiger.

Der Taxi-Knigge fürs Ausland
Das Taxi an der Farbe erkennen – geht das?Das klassische kräftige Taxigelb ist mittlerweile eher die Ausnahme. Schwarz-gelb sind die Taxifarben Barcelonas. In Deutschland sind die meisten Taxen mittlerweile elfenbeinfarben. In der Schwabenmetropole Stuttgart bestimmt der Taxibetreiber sogar nach eigenen Belieben die Farbe. Ebenso in den polnischen Städten Warschau, Danzig und Krakau. Dort ist jede Farbe erlaubt. Das berühmte Londoner Cab ist natürlich schwarz. In Rom, Mailand und Madrid werden Ihnen weiße Taxis begegnen. Schwarz wäre dort im Sommer wohl auch viel zu heiß.Quelle: mytaxi Quelle: REUTERS
Muss man am Bahnhof oder Flughafen immer das erste Taxi in der Reihe nehmen?Fahrgäste in Deutschland und Österreich haben freie Taxiwahl, denn es gilt der "Grundsatz der Vertragsfreiheit." Wer also lieber in das zweite oder dritte Taxi einsteigen will, muss keine Rücksicht auf die Reihenfolge in der Taxischlange nehmen. In anderen Ländern ist das unüblich. Im Vereinigten Königreich zum Beispiel, wo stets großer Wert auf gesittetes Schlangestehen gelegt wird, ist die Beachtung der Reihenfolge entsprechend wichtig. Dort und auch in Italien, Portugal oder Polen ist das vorderste Taxi zu nehmen. Dies gilt ganz besonders an Flughäfen. Aufgepasst in Spanien! Hier ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass immer das erste Fahrzeug in der Reihe zu wählen ist. Nur falls das Fahrzeug in offenkundig schlechtem Zustand ist oder die gewünschte Zahlungsweise nicht unterstützt, kann der Fahrgast es verweigern. Quelle: dpa
Darf ein Taxifahrer eine Fahrt ablehnen?Generell haben Taxifahrer und -unternehmen eine Beförderungspflicht - auch bei Kurzstrecken. Das bedeutet, dass sie eine Fahrt nur dann ablehnen können, wenn der Fahrgast eine Gefahr für die Sicherheit und Ordnung des Betriebs darstellt. Das ist etwa dann der Fall, wenn Personen stark betrunken sind, sich aggressiv verhalten oder eine ansteckende Krankheit haben. Diese Regelung gilt auch in anderen Ländern. In Italien können außerdem Jugendliche unter 18 Jahren ohne erwachsene Begleiter als Fahrgäste abgelehnt werden und spanische Taxifahrer können Fahrten zu gefährlichen Bereichen, wie etwa Drogenumschlagsplätzen, verweigern. Quelle: dpa
Was ist mit Kindersitzen?Auch Familien mit Kindern können als Fahrgäste abgelehnt werden, wenn das Fahrzeug nicht über genügend Kindersitze verfügt. Beim Bestellen des Taxis sollten Reisende mit Kindern deshalb immer angeben, ob und wie viele Kindersitze sie benötigen. Quelle: REUTERS
Wie viel Gepäck ist erlaubt?Während in Deutschland, Österreich und Polen Hand- und Reisegepäck des Fahrgasts in der Regel kostenlos befördert wird, ist in Portugal nur das Handgepäck im Fahrpreis inbegriffen. Reisegepäck kostet 1,60 Euro extra. Ausnahmen sind Kinderwagen oder ein Rollstuhl, die ebenfalls kostenlos befördert werden. Pragmatisch sieht die Regelung in Italien, Spanien und Polen aus: Was in den Kofferraum passt, muss mit, sofern es nicht das Fahrzeug beschädigt oder die Sicherheit beeinträchtigt. In Italien und Spanien werden jedoch in einzelnen Städten zusätzliche Gebühren fällig. So kostet die Beförderung eines zusätzlichen Gepäckstücks, das größer ist als 35 x 25 x 50 cm, in Rom einen Euro. In Barcelona ebenso, aber unabhängig von der Koffergröße. Sehr gründlich ist das Thema in Deutschland geregelt: Hier muss ein Taxi laut Gesetz mindestens 50 Kilogramm Gepäck mitnehmen können. Und wenn beim ersten Versuch nicht das ganze Gepäck in den Kofferraum passt, ist der Taxifahrer sogar verpflichtet, mehrere Beladungsversuche zu unternehmen. Quelle: REUTERS
Darf das Haustier mitfahren?In Italiens Taxis ist das Mitnehmen von Tieren - außer Blindenhunden - grundsätzlich verboten. Hier muss ein spezieller Taxi-Service gebucht werden. Weniger klar ist die Situation für Spanien-Urlauber: Nur wenn der Fahrer zustimmt, darf das Tier an Bord. In Deutschland hingegen dürfen Tiere grundsätzlich mitgenommen werden – allerdings nicht auf den Sitzplätzen. Einzige Voraussetzung ist hier, wie auch in Polen, dass die Sicherheit des Betriebs nicht gefährdet wird und andere Fahrgäste nicht belästigt werden. Außerdem fallen in Deutschland vielerorts Zusatzkosten an – nicht jedoch für Blindenhunde. Sie müssen kostenlos transportiert werden. In Portugal müssen die vierbeinigen Begleiter in Käfigen untergebracht sein. Quelle: AP
Darf man im Taxi essen und trinken?Das Essen und Trinken der Fahrgäste während der Fahrt ist bei Taxifahrern in allen Ländern wenig beliebt, weil es leicht zu Verschmutzungen und Geruchsbelästigung führt. Darüber hinaus ist es in Portugal, Italien und Polen generell verboten und in Spanien zumindest solange der Fahrer es nicht ausdrücklich erlaubt. Auch in Deutschland kann der Fahrer grundsätzlich selbst bestimmen, ob in seinem Auto gegessen werden darf. Hungrige Fahrgäste sollten das vor Fahrtantritt klären. Gegen einen Schokoriegel oder einen Apfel wird kaum jemand etwas sagen. Bei einem Döner, einem Fischbrötchen oder einer Currywurst kann das schon anders aussehen. Daher das Taxi lieber als Transportmittel zum Restaurant nutzen anstatt darin zu essen. Quelle: AP

Wie der Fall der sogenannten Bestprice-Klausel die Preisbildung verändert hat, zeigt eine Untersuchung der Shopping-Plattform Mydealz.de. Bei der Analyse kam heraus, dass eine Direktbuchung im Hotel in sieben von zehn Fällen günstiger war als eine der gängigen Plattformen. Preisersparnis pro Zimmer: im Schnitt 47 Euro oder 37 Prozent.

Hinzu kommt: Immer mehr vielreisende Business-Nomaden haben keine Lust mehr auf den Einheitsbrei der Kettenhotellerie. Vor allem jüngere Semester der Generation Y buchen lieber bei Online-Privatzimmervermittlern wie Airbnb – und das häufig sogar zu attraktiveren Preisen. Die haben Geschäftsreisende inzwischen als neue und interessante Zielgruppe erkannt und ihr Angebot entsprechend segmentiert, bei Airbnb zum Beispiel über die Filterfunktion „Business Travel Ready“. Die dort gelisteten Häuser und Wohnungen sind kurzfristig verfügbar, haben Föhn und Bügeleisen, oben drauf gibt es bei der ersten Buchung einen Begrüßungsrabatt.

Mehr Auswahl bei der Hotelbuchung

Travel Manager wie Reisebüroketten sehen solche Entwicklungen mit gemischten Gefühlen – die Travel Manager, weil ihnen die Kontrolle über die Reisebudgets entgleiten, und Reiserichtlinien zu Makulatur werden, die Reisebüroketten, weil sie fürchten, von neuen Anbietern, die ursprünglich nicht aus dem Reisemarkt kommen, aus dem Geschäft gedrängt zu werden.

Von Concur zum Beispiel, der Geschäftsreisesparte des Software-Giganten SAP. Über die Plattform können nicht nur Reisen gebucht werden, auch Abrechnungsfunktionen und individuelle Firmenabkommen mit Fluglinien und Hotelketten oder alternative Angebote wie Airbnb lassen sich integrieren und fließen im Gegensatz zu den gängigen Reisebüro-Reportingtools in die Statistiken der Kunden mit ein.

Die Reisebüroketten reagieren ebenfalls mit neuen Plattformen, CWT etwa mit RoomIt, was Firmenreisenden die Hotelsuche erleichtern soll. Einbinden lassen sich dort Ketten und Einzelhotels, mit oder ohne speziell vereinbarte Zimmerpreise, und auch Anbieter wie Airbnb. Neue Suchfunktionen gibt es für die Reisenden, integrierte Lösungen für Bezahlmöglichkeiten oder Reportings soll das neue Tool für Travel Manager attraktiv machen.

Die Angst reist mit

Bei den Reisenden selbst ist der Fokus anders: Fast jeder zweite macht sich nach den Terroranschlägen der vergangenen Monate Sorgen um die Sicherheit, jeder vierte musste seine Reiseplanung wegen politischer Instabilität im Zielland ändern oder sogar aufgeben. Dies sind Ergebnisse der Studie „Chefsache Business Travel“ der Geschäftsreiseanbieter im Deutschen Reise Verband (DRV), die gerade zum fünften Mal durchgeführt wurde.

Stefan Vorndran, Geschäftsführer der Geschäftsreisebürokette BCD und DRV-Vorstandsmitglied: „Die Sicherheit auf Reisen ist zu einem wichtigen Thema für Unternehmen geworden, insbesondere bei Reisen in Krisenregionen, sollte ein 24-Stunden-Service für den Notfall sichergestellt sein.“

Bei Vorndrans Brötchengeber BCD wie bei seinen Wettbewerbern gehören sogenannte Tracking-Systeme, mit denen die reisenden Mitarbeiter jederzeit lokalisiert werden können, und rund um die Uhr besetzte Hotlines für Krisen- und Notfälle zum Standard-Service.

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Aber auch andere Dienstleister drängen in das lukrative Geschäft mit der Angst. SAP-Ableger Concur etwa. Mit „Concur Locate“ und „Active Monitoring“, den beiden für Krisenfälle entwickelten Anwendungen, können Unternehmen innerhalb von Minuten wichtige Informationen an ihre reisenden Mitarbeiter übermitteln und mit ihnen kommunizieren.

Mit einem entscheidenden Vorteil: Im Gegensatz zu den Systemen der Reisebüroketten, die dazu ausschließlich auf eigene Buchungsdaten aus den Profi-Reservierungssystemen zurückgreifen, funktionieren das Concur-Tracking auch, wenn die Reisenden Flüge und Zimmer direkt auf der Webseite einer Fluglinie, einer Hotelkette oder auf einer Sharing-Economy-Plattform wie Airbnb gebucht haben. TripLink wurde speziell für Unternehmen entwickelt, die auf Reisebüro-Betreuung und deren Online-Buchungsplattformen verzichten, und es ihren Reisenden selbst überlassen, welche Airlines oder Hotels sie nutzen und wie sie die buchen.

Neue Rolle für Travel Manager

Doch längst nicht alle Unternehmen nutzen solche Angebote. Einer GBTA-Untersuchung zum Risiko-Management zufolge sind zwar 71 Prozent aller Travel Manager dafür verantwortlich, dass das Tracking der Reisenden reibungslos funktioniert und 63 Prozent sind auch für die Kommunikation mit den Reisenden im Krisenfall zuständig – doch die sind sich ihrer Verantwortung offenbar häufig nicht bewusst, 30 Prozent lehnen sogar jede Hilfe ab, wenn die Reisenden außerhalb der unternehmenseigenen Programme gebucht haben.

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Platz 13: Hannover-Langenhagen Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 12: Stuttgart Quelle: dpa
Platz 11: Leipzig/Halle Quelle: dpa
Platz 10: Köln/Bonn Quelle: dpa
Platz 9: Bremen Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 8: Nürnberg Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 7: Berlin-Schönefeld Quelle: dpa Picture-Alliance

Branchenexperten sehen ohnehin die Gefahr, dass im Travel Management nicht mehr die richtigen Schwerpunkte gesetzt werden. Hochqualifizierte Fachkräfte sind Mangelware, vor allem für Unternehmen an weniger attraktiven Standorten wird es immer schwieriger, Ingenieure oder IT-Spezialisten zu finden. Travel Manager, die ihre reisenden Kollegen aus Kostengründen mit rigorosen Reiserichtlinien traktieren, in enge Economy-Sitze oder auf zeitaufwändige Umsteigeflüge zwingen und in unattraktiven Hotels unterbringen, wirken da eher kontraproduktiv.

Zumal der Managernachwuchs der Generation Y bei Mobilitätsfragen ohnehin anders tickt als Reisende älterer Semester. Bei ihren Reise-Präferenzen ebenso wie bei Dienstwagen. Der BMW auf Firmenkosten etwa hat seinen Nimbus als Prestigeobjekt bei vielen jüngeren High-Potentials längst verloren. Sie fahren lieber Taxi oder manchmal sogar Fahrrad.

Technischen Aufrüstung macht das Reisen bequemer

Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group hat daraus die Konsequenzen gezogen: Dort hat jeder reisende Berater ein Mobilitätsbudget zur Verfügung. Ob er das für einen Dienstwagen oder ein E-Bike, für Carsharing oder eine Geschäftsreise verwendet, bleibt jedem selbst überlassen.

KI, AR und VR machen das Reisen bequemer

Auch wenn solche neuen Ansätze bisher eher die Ausnahme sind –deutlich sichtbar werden die Veränderungen schon heute in der technischen Aufrüstung. Künstliche Intelligenz (KI), Augmented Reality (AR) oder Virtual Reality (VR) verändern vor allem die Reiseplanung. KI etwa kann in Zukunft nicht nur Travel Managern helfen, Unstimmigkeiten in der Reisekostenabrechnung aufzudecken oder Verstöße gegen Reiserichtlinien offen zu legen, sie macht auch das Buchen für den Reisenden bequemer, weil sie individuelle Gewohnheiten und Vorlieben analysiert und für zukünftige Reisen nutzt.

Diese Apps erleichtern die Geschäftsreise
Wave Quelle: Presse
SignEasy Quelle: Presse
HotelTonight Quelle: Presse
Mytaxi Quelle: Presse
GoodReader Quelle: Screenshot
FieldTrip Quelle: Screenshot
Vizable Quelle: Screenshot

Wer etwa häufig das gleiche Ziel ansteuert, muss sich nicht mehr durch lange Hotellisten scrollen, sondern bekommt gleich sein „Lieblingshotel“ vorgeschlagen. Solche personalisierten Buchungsmöglichkeiten werden – basierend auf früheren Reisen und den dort gesammelten Erfahrungen – ständig verfeinert und angepasst. AR und VR ermöglichen den Reisenden zum Beispiel, neue Hotels vorab zu „besichtigen“, im Shopping Center bestimmte Läden zu suchen oder sich auf einem unbekannten Flughafen zurechtzufinden.

Buchen können die Reisenden vom Desktop-Rechner im Büro, vom Laptop daheim oder – vor allem für jüngere Mitarbeiter heute ein Muss – über eine Tablet- oder Smartphone-App im Taxi, auf dem Flughafen und während der Pause im Park. Bei Anbietern wie Egencia funktioniert das demnächst sogar ganz bequem über Sprachsteuerung.

Die Expedia-Tochter setzt, was neue Anwendungen und den Einsatz mobiler Techniken angeht, mittlerweile Maßstäbe. Das komplett auch über sogenannte Mobile Devices nutzbare Egencia-Portfolio umfasst Airlines, Hotels, Mietwagen und Bahn, integriert sind über eine Open-Connect-Plattform außerdem verschiedene Reisekostenabrechnungssysteme.

Neu ist vor allem aber der clevere Fokus bei den Entwicklungen. Denn anders als bei konventionellen Reisebüroketten steht bei den intuitiv gesteuerten Egencia-Anwendungen der Reisende im Mittelpunkt und nicht das Travel Management. Das behält trotzdem die Hoheit über die Travel Policy des Unternehmens und kann die Mitarbeiter steuern, wenn es um deren Dienstreisen geht. Mit dem Unterschied, dass der Reisende das kaum merkt und sich weniger gegängelt fühlt.

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