Chefwechsel Lufthansa-Chef Franz hinterlässt zahlreiche Baustellen

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Verkannte Tochter Germanwings

Den Ansatz hat Franz bei Score geändert. Da zeigt nicht zuletzt der strengere Maßstab, dass nicht eine einmalige, sondern nur eine dauerhafte Kostensenkung oder Einnahmesteigerung ein Erfolg ist.

Zweiter großer Wandel ist der Wechsel zu einem neuen Service-Verständnis der Art „wer weniger zahlt, bekommt auch mehr“ im Flugzeug oder im Vielfliegerprogramm. Hierzu zählt auch ein Ende der Arroganz gegenüber dem eigenen Billigflieger Germanwings. Obwohl der in vielem nicht nur billiger, sondern auch besser arbeitet, gilt er vielen Lufthanseaten und besonders Reisenden in der Economy-Klasse trotz gegenteiliger Anzeichen als Verschlechterung im Vergleich zum Lufthansa-Service.

Für all das hat Franz intern und extern ordentlich Prügel bezogen. Aber er hat letztlich auch den Kopf hingehalten für Dinge, die – ganz in Franz' Sinne – auch sein Nachfolger Spohr mehr oder weniger offen erdacht und umgesetzt hat.

Quälender Übergang

Wenn Spohr nun nach einem quälend langen und wegen der vielen falschen Gerüchte seinen Ruf schädigenden Übergang offiziell am 1. Mai die Führung übernimmt, ist ein großer Teil dieser harten Arbeit bereits getan. Spohr mag auf den angestoßenen Wandel noch das befreiende Wir-Gefühl – oder besser das „Wir-sind-besser“-Gefühl – packen. Aber er braucht nur noch wenige der überfälligen grundlegenden und so quälenden Umdenk-Prozesse mehr loszutreten. Spohr kann die Score-Strukturen nutzen, Salbe auf die Wunden des Wandels schmieren und dabei vielleicht ein paar Spitzen abmildern.

Das bedeutet freilich nicht, Spohrs Job wäre einfach oder gar ein Selbstläufer. 

Was die Lufthansa beim Service verbessern will

Der neue Mann muss zum einen den Schwung der Veränderungen und besonders die Ansätze zur permanenten Revolution als Normalzustand erhalten. Das ist nicht leicht, weil viele Lufthanseaten und selbst Teile des Managements oder des Aufsichtsrats der angeblich goldenen Zeit vor Franz nachtrauern.

Doch fiele die Lufthansa im Jahr 2015 nach einem feierlichen Ende von Score in die gleiche selbstzufriedene Lethargie wie nach früheren Sparprogrammen wie C-Check oder Climb, wäre das der Anfang vom Ende. Denn bis der Konzern dann wieder alle Kräfte mobilisiert hätte, wäre die Konkurrenz wohl endgültig enteilt.

Dann muss Spohr die bisherigen Score-Ansätze verstärken. Dazu gehört mehr Geld für einen besseren Service, Dividenden an die Aktionäre – und leider auch weitere Opfer für die Belegschaft.

Das beginnt beim Verkauf unprofitabler Unternehmensteile und endet nicht bei mehr Effizienz im Passagierverkehr. Das bedeutet auch niedrigere Gehälter und mehr Jobverlagerungen aus Deutschland in Niedriglohn-Länder.

Dass im aktuellen Sparprogramm Score ausgerechnet dieser bisher von Spohr geleitete Bereich seine Kosten kaum gesenkt hat, ist keine Beruhigung, sondern eine Aufforderung, endlich auch hier wie in allen anderen Bereichen die Ausgaben zu kürzen.

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