Von zehn Prozent Marktanteil ist myDriver weit entfernt. Genauso wie von eine Million Fahrten, die das Unternehmen jährlich machen will. 2013 sollen es monatlich rund 5000 gewesen sein.
Die Zielgruppe ist ohnehin nicht allzu groß. Denn auch wenn myDriver mit "Preisen auf Taxiniveau" wirbt: In der Regel sind die Taxiunternehmen günstiger. Nur mit Qualität kann der Dienst punkten. Das beschränkt die Zielgruppe vor allem auf wohlhabende Geschäftsreisende.
Auf diesem kleinen Markt drängen sich nicht nur bereits die klassischen Limousinen-Dienste. Mit Blacklane gibt es einen direkten Konkurrenten, der dank potenter Investoren in den letzten Monaten ein rasantes Wachstum hingelegt hat. Mittlerweile bietet es seine Dienste in 130 Städten und 45 Ländern an. In Deutschland treffen myDriver und Blacklane in nahezu jeder Großstadt aufeinander. Ein Preiskampf ist absehbar.
Neue Geschäftsfelder bleiben Verlustbringer
Bis der Limousinen-Dienst unter diesen Bedingungen Geld einbringt, kann noch viel Zeit vergehen, glauben Branchenkenner. Wenn überhaupt. Entsprechend vorsichtig gibt man sich daher auch bei Sixt. MyDriver sei "noch in der Versuchsphase". Und: "Es ist noch zu früh, Bilanz zu ziehen."
Noch schreibt myDriver rote Zahlen. Genau wie Drive Now, das Car-Sharing-Projekt, mit dem Sixt das andere Ende des Kundensegments erreichen will. Diejenigen, die kein Auto mehr besitzen wollen.
Der Car-Sharing-Markt boomt und Sixt hat seinen Anteil. Stolz verkündete Erich Sixt auf der Hauptversammlung die Wachstumszahlen. Im vergangenen Jahr hat sich die Anzahl der registrierten Nutzer verdreifacht. Mittlerweile nutzen rund 280.000 Mitglieder das Car-Sharing in fünf deutschen Großstädten und in San Francisco. Die Entwicklung übertreffe die Erwartungen.
Problemlos ist das Projekt freilich nicht. Die Kosten für die Fahrzeugflotte sind hoch, die Ausweitung auf andere Städte verläuft eher schleppend.
Viel Spielraum sieht das Unternehmen ohnehin nicht. "Wir wollen jetzt die Märkte besetzen", sagt der Sixt-Sprecher und meint wohl "müssen". Groß ist die Sorge, ins Hintertreffen zu geraten, der Konkurrenz wichtige Marktanteile zu überlassen, Wachstumschancen zu verpassen.
Unter Rechtfertigungsdruck
Trotzdem steht auch das Prestigeobjekt unter Rechtfertigungsdruck. "Ziel ist es, das Joint Venture schnellstmöglich profitabel zu machen", heißt es bei Sixt. Langfristig will sich das Unternehmen keinen Verlustbringer leisten, egal ob Zukunftsmarkt oder nicht.
Dass das Unternehmen selbst eigene Prestigeobjekte kritisch betrachtet, werden ihm die Aktionäre danken. Sie wissen zu schätzen, dass der Aktien-Konzern noch immer geführt wird wie ein mittelständisches Unternehmen.
Dank provokanter Werbekampagnen gilt Sixt als Frechdachs der Branche. Doch in Wahrheit gleicht das Unternehmen eher den myDriver-Chauffeuren: solide, seriös und glattgebügelt.