Die Deag müht sich, die Niederlage in einen Sieg umzudeuten. An Fachmedien wie „musikmarkt“ oder „MusikWoche“ verschickte der Konzertveranstalter eine Mitteilung und kündigte an, nun statt 1,892 Millionen Euro sogar 5,39 Millionen zu verlangen. Nachdem das Landgericht Koblenz den Anspruch auf Basis der Liquiditätsklausel abgelehnt hat, heißt es da, macht die Deag „nunmehr im Rahmen einer Endabrechnung den hälftigen Gesamtverlust der Veranstaltung gegenüber CNG geltend.“
Die Liquiditätsklausel spielt eine zentrale Rolle in der Auseinandersetzung. In der Kooperationsvereinbarung zwischen der Deag und der Nürburgring-Betreibergesellschaft ist geregelt, dass beide Seiten jeweils die Hälfte der erforderlichen Liquidität bereitstellen müssen, wenn die Erlöse aus dem Kartenvorverkauf nicht ausreichen, um anstehende Kosten zu decken. An anderer Stelle ist geregelt, dass Gewinn oder Verlust von Deag und Nürburgring ebenfalls hälftig geteilt werden.
Weil die CNG auf Anforderung keine Liquidität bereitgestellt habe, so die Argumentation der Deag vor dem Landgericht Koblenz, habe sie den Vertrag gebrochen. Dabei hatte die Deag aber nicht nur Liquidität für künftig anstehende Zahlungen gefordert, sondern auch einen Ausgleich für Kosten, die sie bereits vorgestreckt hatte. Das, so das Urteil des Landgerichts Koblenz, geht so allerdings nicht.
Gericht: Deag interpretierte Klausel falsch
In dem Urteil, das der WirtschaftsWoche inzwischen vorliegt, halten die Koblenzer Richter stattdessen der Deag vor, die Liquiditätsklausel falsch interpretiert zu haben. Diese sollte nämlich laut dem Gericht sicherstellen, dass zukünftig anfallende Ausgaben beglichen werden können. Eine Ausgleichsforderung für bereits gezahlte Vorleistungen ist für das Gericht nicht begründet.
Die zehn größten Musikfestivals nach Umsatz 2014
Das Bravalla Festival in Schweden zog im vergangenen Jahr fast 60.000 Besucher an. Die spülten 16,3 Millionen US-Dollar in die Kassen der Betreiber.
Quelle: Pollstar
70.000 Besucher lockten die Betreiber von Rock im Park im vergangenen Jahr nach Nürnberg. Damit machten sie einen Umsatz von 16,7 Millionen US-Dollar.
Das Lollapalooza Chile spielte einen Umsatz von 16,8 Millionen US-Dollar ein. Verkauft wurden dafür 110.000 Tickets.
Zum Stagecoach in den USA kamen 190.000 Besucher. Die Betreiber machten damit im vergangenen Jahr einen Umsatz von 18,6 Millionen US-Dollar.
Das Outside Lands Music & Arts Festival in San Francisco lockte mehr als 200.000 Besucher. Der Umsatz betrug 19 Millionen US-Dollar.
Rock am Ring ist das größte deutsche Festival. Im vergangenen Jahr kamen 82.000 Besucher zum Nürnburgring und sorgten für einen Umsatz von mehr als 20 Millionen US-Dollar.
Das Lollapalooza in den USA lockte vergangenes Jahr 300.000 Festival-Besucher. Die Betreiber machten einen Umsatz von 28,8 Millionen US-Dollar.
Zehn Millionen US-Dollar mehr spielte Austin City Limits Music in den USA ein. 450.000 Tickets verkauften die Veranstalter.
Das zweit-umsatzstärkste Festival der Welt ist das Mysteryland – ein Festival das ebenfalls in den USA stattfindet. 48 Millionen US-Dollar betrug der Umsatz 2014. Verkauft werden mussten dafür nur 40.374 Tickets.
Das umsatzstärkste Festival der Welt ist das Coachelle Valley Music & Arts Festival. 579.000 Besucher generierten vergangenes Jahr einen Umsatz von 78 Millionen US-Dollar.
„Sinn der vertraglich vorgesehenen Anforderung von Liquidität ist es demgegenüber nicht, einen Ausgleich der bereits angefallenen Ausgaben zwischen den Parteien […] zu gewährleisten“, schreiben die Richter im Urteil. Die Klägerinnen könnten daher gestützt auf die Liquiditätsklausel „nicht den Ausgleich solcher Gagenzahlungen und anderer Ausgaben verlangen, hinsichtlich derer sie aus eigenen finanziellen Mitteln in Vorleistung getreten sind.“ Ein Vertragsbruch der CNG ergibt sich daraus nicht.
Die neue Forderung nach nun 5,39 Millionen Euro stützt die Deag auf die andere Klausel, nach der das Gesamtergebnis hälftig aufzuteilen ist. „Der Anspruch der Deag ergibt sich dabei nicht nur aus den vertraglichen Abrechnungsregelungen, sondern auch unter dem Gesichtspunkt des Schadensersatzes“, heißt es in ihrer Mitteilung. Nun würden statt einer Teilforderung alle entstandenen Kosten geltend gemacht. „Diese belaufen sich bei einer hälftigen Verlustbeteiligung auf insgesamt 5,39 Mio. EUR, die von der CNG zu tragen sind.“