Ein kurzes Dementi ist alles, was Peter Schwenkow und seine PR-Leute derzeit zur Zukunft des Festivals „Rock im Revier“ preisgeben wollen, zu allen Detailfragen hüllt sich der Chef des Berliner Konzertveranstalters Deutsche Entertainment AG (Deag) lieber in Schweigen. Nein, das Festival Rock im Revier wird nicht auf mehrere Standorte im Ruhrgebiet verteilt, so viel teilt ein Sprecher von Schwenkow mit.
Auf die Frage, ob das Festival an einen anderen Standort verlegt wird oder – wie bislang geplant – sicher auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen stattfinden wird, antworten Schwenkow und seine Kommunikationsprofis trotz mehrfacher Nachfrage nicht mehr. Ein Sprecher bittet um Verständnis, dass „das Unternehmen keine Veranlassung sieht, seine detaillierten Veranstaltungsplanungen vertiefend und exklusiv mit der WirtschaftsWoche zu diskutieren.“
Auf der offiziellen Facebook-Seite des Festivals sehen sich die Macher schon heftiger Kritik von Fans ausgesetzt. Sie kündigen an, ihre Tickets zu verkaufen. Beklagen sich, dass es seit Wochen kaum Informationen gibt. Fragen sich, ob Rock im Revier überhaupt stattfinden wird. „Es gibt spätestens Anfang Februar ein Update von uns. Hab noch ein klein wenig Geduld!“, versuchten die Veranstalter am Donnerstag einen Kritiker zu besänftigen.
Doch die Sorgen der Fans sind wohl begründet: Nach Informationen der WirtschaftsWoche lotet die Deag Möglichkeiten für einen erneuten Umzug des Festivals aus. Mehrere Quellen bestätigen, dass der Berliner Veranstalter mit diversen Hallenbetreibern im Ruhrgebiet Gespräche geführt hat, ob sie für eine Ausrichtung zur Verfügung stehen. Die Westfalenhalle in Dortmund käme als neuer Ausrichtungsort in Frage, aber auch in Essen oder Oberhausen soll sich die Deag erkundigt haben.
Von Gelsenkirchen nach Dortmund?
Ein weiterer Umzug wäre ein harter Schlag für die Deag. Denn Rock im Revier, das im vergangenen Jahr erstmals stattfand, hat in seiner kurzen Existenz schon eine dramatische Entwicklung hinter sich. Geplant wurde das Festival als Nachfolgeveranstaltung des abgewanderten „Rock am Ring“ auf dem Nürburgring. Nach einem Zerwürfnis über die finanzielle Beteiligung der Nürburgring-Betreibergesellschaft an den Vorlaufkosten verlegte die Deag das Festival „Der Ring – Grüne Hölle Rock“ kurzfristig von der Rennstrecke in die Veltins-Arena nach Gelsenkirchen, mitsamt kostspieliger Bands wie Metallica.
Für das anstehende Festival vom 26. bis 28. Mai 2016 wechselte die Deag innerhalb Gelsenkirchens vom Stadion in den Gelsentrabpark. Als Top-Acts hat der Veranstalter bislang Bands wie Iron Maiden, Nightwish oder Slayer bekanntgeben. Nun aber steht vor der zweiten Auflage offenbar schon der dritte Umzug im Raum – und damit jede Menge zusätzliche Ungewissheit.
Der Ticketverkauf für Rock im Revier scheint nicht besonders gut zu laufen. Auf der offiziellen Webseite bietet die Deag auch dreieinhalb Monate nach dem Start des Ticketvorverkaufs noch das „limitierte Kontingent“ von Frühbuchertickets an. Wie groß das limitierte Kontingent ist, hat die Deag nicht mitgeteilt. Auf Anfrage zu den bisher verkauften Tickets wollte Vorstandschef Schwenkow der WirtschaftsWoche kürzlich keine Auskunft geben. Auf die Frage nach Gründen für mögliche Konzeptänderungen beim Festival gab Schwenkow nun auf erneute Nachfrage ebenfalls keine Antwort.
Ohrfeige vom Landgericht Koblenz
Massive Verluste in der Premierensaison der neuen Festivals haben in der Deag-Bilanz bereits tiefe Spuren hinterlassen. Der Ärger darüber dauert bis heute an, denn die Deag würde die Kosten am liebsten von der Nürburgring-Betreibergesellschaft sowie der Gothaer Versicherung zurückholen. Beide weisen die Forderungen der Deag jedoch zurück.
Eine Klage gegen die Nürburgring-Betreiber hat die Deag vorletzte Woche erstinstanzlich verloren und will nun weiter klagen. Doch die Niederlage in Koblenz ist kein gutes Zeichen – auch nicht für die weitere Klage gegen die Versicherung, die beim Landgericht Hamburg eingereicht wurde, aber bisher noch nicht einmal terminiert ist. Kern beider Klagen der Deag ist nämlich, dass der Nürburgring den Kooperationsvertrag gebrochen habe.
Die Koblenzer Richter erteilten der Deag bei ihrer ersten Teil-Forderung von 1,892 Millionen Euro gegen die Nürburgring-Betreibergesellschaft CNG jedoch eine klare Absage (Aktenzeichen: 9 O 113/15). „Die Klage wird abgewiesen“, so der Tenor ihres Urteils, „die Klägerinnen haben die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.“ Die Klägerinnen, das sind die Deutsche Entertainment AG (Deag) und ihre Tochter Wizard Promotion.