Deag und Capricorn Rockfestival am Nürburgring droht das Aus

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Rockavaria läuft am besten

Dass Tagestickets nicht für überragende Verkaufserfolge sprechen, weiß jeder in der Musikszene. Das Bandprogramm ist dann nicht stark genug, ausreichend Käufer für die Tickets über alle drei Tage anzuziehen. Schwenkow selbst sagte im November der Koblenzer „Rhein-Zeitung“, er „hoffe, dass es keine Tagestickets gibt.“ Jetzt gibt es bereits zweieinhalb Monate vor den Festivals Zehntausende.

Kombiniert – Drei-Tages-Tickets und Tageskarten – wurden für Rockavaria (Kapazität: 68.000 Besucher) nach Informationen der WirtschaftsWoche bisher rund 33.000 Tickets verkauft, für Rock in Vienna (Kapazität: 55.000 bis 60.000) etwa 16.000. Schwenkow will auch diese Zahlen nicht kommentieren: „Der heutige Stand interessiert uns nicht. Wir werden am Ende gute Besucherzahlen haben.“

Der Deag-Boss muss darauf hoffen, dass der Ticketverkauf in den anstehenden Wochen schnell anzieht. Ein positives Signal ist, dass die börsennotierte Deag bisher noch keinen Anlass für eine Gewinnwarnung gesehen hat. Und wenn Schwenkow am kommenden Dienstag die Ergebnisse 2014 vorstellt, werden die Zahlen voraussichtlich recht gut sein.

Im Zwischenbericht für das dritte Quartal 2014 heißt es: „Deag ist nach 9 Monaten über Plan und erwartet starkes Gesamtjahr 2014.“ Nach 975.000 Euro Nettogewinn 2013 kündigen die Berliner in dem im November veröffentlichten Quartalsbericht auch an, für das Gesamtjahr 2014 und für 2015 „eine weitere Steigerung bei Erlös und Ertrag“ zu erwarten.

Deag im Deflations-Dilemma

Kommt die Trendwende beim Ticketverkauf allerdings nicht, könnte der positive Ausblick auch schnell Makulatur sein. Das Dilemma der Deag ist dabei, dass sie außer den Tageskarten auch schon diverse Rabattaktionen am Laufen hatte. Die muss sie auch bringen, damit sich beim Ticketverkauf etwas bewegt.

Allerdings bringen sich Veranstalter mit jedem Rabatt tiefer in eine Spirale, die einer volkswirtschaftlichen Deflation bis aufs Haar gleicht: Kaufzurückhaltung in Erwartung künftig sinkender Preise. Wer in einschlägige Foren wie www.ringrocker.com schaut, kann erkennen: Einige Fans wollen mit dem Kauf noch warten und spekulieren darauf, dass es kurz vor Toreschluss noch viel größere Rabatte gibt.

Im Sog der Festivalkrise hat auch ein weiteres Wachstumsprojekt mehr Anlaufschwierigkeiten als erhofft: Das Deag-eigene Ticketportal MyTicket.de. Als das im November an den Start ging, schwärmte die Deag: „Die sorgfältig vorbereitete Ausweitung der Wertschöpfungskette eröffnet der DEAG erhebliche Ergebnispotenziale.“ Trotz Fernsehwerbung während des Weihnachtsgeschäfts lief der Vorverkauf für „Der Ring“ über MyTicket allerdings höchst bescheiden an.

In der Deag-Aufstellung von Februar, in der alle Verkaufskanäle separat ausgewiesen sind, stehen bei MyTicket weniger als 50 verkaufte Tickets. Schwenkow hält dagegen, dass mittlerweile eine stattliche Zahl von Tagestickets für „Der Ring“ und „Rockavaria“ über MyTicket verkauft worden sei. „Bei MyTicket zeichnet sich eine Erfolgsgeschichte ab. Wir sehen das als Long Run, haben einen Businessplan für fünf Jahre. Der ist aktuell sogar übererfüllt, aber wie es nach wenigen Monaten aussieht, sagt ohnehin nicht allzu viel aus.“

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