Dean & De Luca Mit Architektur McDonald's Paroli bieten

Hochwertige Architektur für anspruchsvolles Fast Food - ein deutscher Stararchitekt soll für das Feinkostunternehmen Dean & DeLuca die Bühne gestalten. Dass das funktionieren kann, hat schon Vapiano bewiesen.

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Die liebsten Fast-Food-Restaurants der Deutschen
Mövenpick Marché
Vapiano Quelle: dpa
Le Buffet (Karstadt) Quelle: PR
Ikea Restaurant Quelle: IKEA / Helmut Stettin
Kentucky Fried Chicken (KFC) Quelle: PR
Pizza Hut Quelle: PR
Subway Quelle: dpa

Hannibal Lecter lässt es sich schmecken: Entenstopfleber, Beluga Kaviar, Feigen und frittiertes Hirn. Im gleichnamigen Film zieht Anthony Hopkins diese gruselige Mischung aus einer Tüte mit dem Aufdruck "Dean & DeLuca". 2017 ist das Jahr, in dem auch Menschen außerhalb New Yorks dieser Name ein Begriff vertrauter wird, ohne dass sie an den Horrorstreifen denken. Und richten soll es der deutsche Architekt Ole Scheeren. Scheeren ist das, was man einen Star-Architekten nennt. Einer, dessen Name so bekannt ist, dass die Auftraggeber sich allein mit dessen Arbeit in Szene setzen und ihr Projekt bekannt machen können - in diesem Fall der Expansion eines Delikatessenhandels zu einer globalen Marke für hochwertiges Fast Food.
Scheeren wurde erstmals bekannter, als er federführend als Mitarbeiter des Büros von Rem Koolhaas in Peking das spektakuläre Gebäude des Staatsfernsehsender CCTV betreute. Heute ist Scheeren selbstständig mit Büros in Peking, Hongkong, Bangkok under Berlin. Er ist das gestalterische Aushängeschild für Dean & DeLuca.

Kleine Fast-Food-Ketten


Dean & DeLuca, das ist für New York-Touristen mit Hang zur Feinkost eine der traditionellsten Anlaufstellen in Big Apple. 1977 in SoHo gegründet, errang die Marke unter anderem mit Geschäften auf dem Broadway einen internationalen Ruf. 2003 erfolgte der Schritt nach Japan, 2014 wurde die Kette für 140 Millionen Dollar an die thailändische Pace Development verkauft. Angekündigt wurde schon damals die Expansion in bis zu 15 Ländern.
Für den Eroberungsfeldzug hat sich Pace Development und die Kreativität des deutschen Architekten gesichert, es ist nicht die erste Zusammenarbeit.

Dass die Kombination aus anspruchsvoller Innenarchitektur mit gehobenem Fast Food zusammengeht, zeigen seit Jahren die Restaurants der Kette Vapiano. Sie wurden gestaltet von Matteo Thun, dem Architekten aus Bozen, der unter anderem das spektakuläre Luxushotel Vigilius Mountain Resort des Lebensmittelunternehmers Ulrich Ladurner gestaltete Er kam mit glutenfreien Backwaren der Marke Schär zu Geld.

Die wertvollsten Fast-Food-Marken

Was bei der Kooperation zwischen Hotels und Star-Architekten begann, findet seinen Fortgang in der Gestaltung von Fast Food-Ketten. Mit steigenden Mieten in den Innenstädten gelingt es nur noch wenigen Einzelanbietern in der City, ein Restaurant wirtschaftlich zu betreiben. Marke, das hat Starbucks erfolgreich vorgeführt, lässt sich auch nutzen, um einen Kaffee zu einem deutlich höheren Preis zu verkaufen als marktüblich.
Fast Food hat in den vergangen Jahren sein Schmuddelimage abgestreift. McDonald’s wertete seine Burgerausgabestellen mit McCafés auf, selbst Sterneköche wie Ferran Adria haben schon vor Jahren versucht, das schnelle Essen nicht nur schnell, sondern auch qualitativ gut zu servieren. In Deutschland war es Koch Alfons Schuhbeck, bekannt aus Fernsehen und dem Gewürzregal, der sich schon 2011 nicht zu fein war, zusammen mit Uli Hoeneß für die „Hüttengaudi“ bei McDonalds zu werben und die Nürnberger Rostbratwürste aus Hoeneß' Wurstfabrik zu feiern.

Kochen als Show

Dass für den erfolgreichen Aufbau einer Marke für den raschen guten Hunger auch Design eine entscheidende Rolle spielt, ist in den Metropolen zwischen New York und London seit langer Zeit und auch in Deutschland immer häufiger zu beobachten.

Die Systemgastronomie von Burgerbrater Hans im Glück bis zur französischen Bistro-Interpretationen der Gruppe „Alex“, die zur britischen Gruppe Mitchells & Butlers gehört.

Das Unternehmen hat immerhin mehr als 43.000 Mitarbeiter und macht jährlich einen Umsatz rund zwei Milliarden Pfund. Wiedererkennbarkeit durch Logo, Farbgestaltung und Einrichtung - das ist das Ziel einer Gestaltung, die darauf setzt, dass Menschen Gewohnheitstiere sind und die Identifikation mit Werten wie Nachhaltigkeit oder Coolness durch die Wahl des Restaurants ausdrücken möchten.

Zehn dicke Fast-Food-Flops
Ein Omelett-Sandwich Quelle: Creative Commons
Screenshot eines YouTube-Videos, in dem die McDonald´s-Pizza beworben wird Quelle: Screenshot
McLobster Quelle: Creative Commons
Mini-Burger BK Shots Quelle: Creative Commons
Würstchen Quelle: REUTERS
Satisfries Quelle: obs
Eine Ananas Quelle: Fotolia

Für Dean & DeLuca soll es die Handschrift des deutschen Architekten Scheeren sein, die die Gäste anzieht. Als Ort für die Präsentation wählte der thailändische Investor nicht eine Gastronomiemesse aus. In einem Zelt im Rahmen der Messe DesignMiami wurde der Arbeitsplatz für die künftigen Köche von Dean & DeLuca vorgestellt.
Kochen und Zubereitung als Event – statt hinter verschlossenen Türen aus Tüten Dinge vorgefertigte Convenienceprodukte zu erwärmen, soll der Kunde Vertrauen in die Zubereitung gewinnen, in dem er den Mitarbeitern über die Schulter schauen kann. Offenheit soll Vertrauen schaffen. Auch das ist ein Konzept, das sich als sogenanntes „Show-Cooking“ erfolgreich seinen Platz in der Welt der Gastronomie erobert hat.

So will McDonald´s aus der Krise

Das funktioniert sogar auf aller höchstem Niveau, wie die Restaurants „L’atelier“ des französischen Sternekochs Joel Robuchon zeigen, die weltweit höchste Auszeichnungen erhalten und in denen die Gäste an einer Art Theke den Köchen zumindest bei der Vollendung der Gerichte zusehen können. Eines davon befindet sich in Bangkoks höchstem Gebäude, dem Maha Nakhon – erbaut von der Gruppe Pace und gestaltet von Ole Scheeren.
Für Deutschland sind allerdings noch keine Pläne bekannt. Der Siegeszug der Dean & DeLuca-Filialen soll in den USA und Asien beginnen. Auch zum Speiseangebot ist bislang wenig bekannt. Auf der DesignMiami waren es die kulinarischen TopTen einer verwöhnten Klientel, der nachhaltiger Konsum so wichtig ist wie die eigene Gesundheit. Da darf dann auch der Grünkohl nicht fehlen, der als Kale – gern auch als pürierter Smoothie - in den USA eine Renaissance erlebt, bei der sich Menschen zwischen Oldenburg und Niederrhein die Augen reiben dürften. Manch einer würde sogar lieber zum frittierten Hirn greifen - so wie Hannibal Lector.

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