Deutsche Bahn Die Blockbuster-Offensive im ICE

Fahrgäste der Deutschen Bahn sollen im ICE künftig Hollywood-Filme gucken können. Und über das WLAN kostenlos im Internet surfen. Wird 2017 das Jahr der gelungenen Fernreise im ICE?

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Das sollte die Bahn 2017 ändern. Quelle: imago images

Olli heißt das neue Lieblingsprojekt von Rüdiger Grube. Der autonom fahrende Mini-Bus fährt auf einem Testgelände in Berlin-Schöneberg bis zu sieben Passagiere über den Campus. Kurz vor Weihnachten gab der Bahnchef den offiziellen Startschuss für das Zukunftsprojekt des Konzerns. Dumm nur, dass das kleine Gefährt, das mit gerade mal vier Sensoren ausgestattet ist, kaum um die Kurve kam, als es den Vorstandschef in Schritttempo um den Block fuhr. Grube zeigte sich dennoch begeistert. „Es macht mich stolz.“

Die Zukunft sucht der Konzern inzwischen nicht nur auf der Schiene, sondern auch auf der Straße. Zu groß scheint die Gefahr, dass die Menschen irgendwann einmal das Auto der Bahn vorziehen, weil sie es genauso nutzen können wie heute den Zug: einsteigen, aus dem Fenster gucken und arbeiten. Die Kurvenprobleme von „Olli“ zeigen aber auch, dass die Zukunft noch weit weg ist. Grube hat deshalb noch Zeit, sich den profanen Dingen seines Geschäfts zuzuwenden: pünktliche Züge, guter Service, bequemes Reisen. Und geht es nach Grube, wird 2017 das Jahr, in dem alles besser wird.

Was sich bei der Deutschen Bahn geändert hat
Ein Fahrgast der Deutschen Bahn geht im Hauptbahnhof in Berlin an einem Schlafwagen eines Zuges vorbei. Quelle: dpa
Ein Fahrgast hält ein Ticket vor einen Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn. Quelle: dpa
Reisende gehen auf dem Bahnsteig im Hauptbahnhof Hannover (Niedersachsen). Quelle: dpa
Reisende ziehen im Bahnhof in Düsseldorf Fahrkarten. Quelle: AP
Ein ICE der Deutschen Bahn fährt in den Hauptbahnhof von Frankfurt am Main. Quelle: dpa
Ein Aushang «Fahrplanänderungen» hängt im Bahnhof in Hildesheim (Niedersachsen). Quelle: dpa

Vor etwas mehr als einem Jahr hatte der Konzernchef ein Reformprogramm gestartet, das den Konzern runderneuern soll. Damals war die Lage miserabel: 2015 schloss der Konzern das erste Mal seit zwölf Jahren mit einem Milliarden-Verlust ab. Die Güterbahn war und ist bis heute ein Sanierungsfall. Die Regio-Tochter verlor wertvolle Marktanteile an die Wettbewerber. Die Züge im Fernverkehr waren unpünktlich. Grube wollte den Konzern mit dem Programm „Zukunft Bahn“ wieder auf die Erfolgsspur setzen. Nun, so scheint es, erntet er die ersten Früchte dieser Anstrengungen.

In diesem Jahr will die Deutsche Bahn zeigen, dass Zugfahren mehr ist als der Transport von A nach B. Und die erste Verbesserung ist das kostenlose WLAN in der zweiten Klasse. Inzwischen sind alle ICE mit der neuen Technik ausgerüstet. Der Konzern liegt damit voll im Zeitplan. Das allein schon ist ein Erfolg für den Konzern. Allerdings hat das Angebot einen Haken.

Wirklich besser wird es erst ab 2018

Denn in Wahrheit gilt kostenloses Surfen im Zug zunächst für ein Datenvolumen von 200 Megabyte (MB) pro Tag. Danach wird die Surfgeschwindigkeit gedrosselt. Irgendwann im Laufe des Jahres 2017 sollen die Kunden eine dauerhaft schnelle Verbindung hinzubuchen können. Doch wann das der Fall ist und wie viel es kosten wird, hat die Bahn noch nicht entschieden. Zunächst will die Bahn mit dem laufenden System Erfahrungen sammeln. Immerhin, so heißt es, sei das Downloadvolumen für 80 Prozent der Fahrgäste ohnehin ausreichend.

Hochgeschwindigkeitszüge in anderen Ländern

Technisch ist die Drosselung der Downloadgeschwindigkeit nachvollziehbar. Die Bahn bündelt die Bandbreiten der Mobilfunkanbieter und stellt sie den Reisenden im Zug über den WLAN-Hotspot zur Verfügung. Doch die Übertragung des Mobilfunks in die fahrenden ICE-Züge ist eine anspruchsvolle Angelegenheit. In der Praxis kommt die Bahn auf vielen Eisenbahn-Kilometern gerade mal auf ein mickriges WLAN-Downloadvolumen von zehn bis 50 Megabit pro Sekunde. Das Volumen müssen sich im Extremfall bis zu 800 Passagiere teilen. Zum Vergleich: ein gut ausgerüsteter Haushalt verfügt heute schon über einen WLAN-Anschluss von bis zu 100 Megabit pro Sekunde.

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