Deutsche Bahn GDL fordert mehr Freizeit

Es geht um Entlastung für die Beschäftigten: Mehr Freizeit ist der Lokführer-Gewerkschaft in dieser Tarifrunde wichtiger als mehr Geld. Seit Monat verhandelt sie wieder mit der Bahn. Ausgang ungewiss.

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Die Deutsche Bahn und die GDL befinden sich aktuell wieder in Tarifverhandlungen. Quelle: dpa

Bei der Deutschen Bahn verhandeln Arbeitgeber und Lokführergewerkschaft seit Montag über bessere Arbeitszeit- und Freizeitregeln sowie mehr Geld für die Beschäftigten. Sollte es in den ersten drei Verhandlungsrunden bis November kein Ergebnis geben, seien auch Warnstreiks im Weihnachtsverkehr möglich, sagte Claus Weselsky, der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), in Berlin. „Ich erwarte spätestens in der zweiten Runde ein Angebot des Arbeitgebers.“

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber kündigte an, bis zur zweiten Runde am 25. Oktober in Frankfurt ein Angebot vorzulegen. „Mir ist wichtig, dass wir am Verhandlungstisch zu Ergebnissen kommen.“ Die GDL erhebe Forderungen, „die nach erster Bewertung für den Bahnbetrieb mit Schichtdienst nicht praktikabel sind und den Interessen der Mitarbeiter nicht gerecht werden“. Sie seien auch nicht finanzierbar.

Neben Verbesserungen bei der Arbeitszeit fordert die Gewerkschaft nach eigenen Angaben vier Prozent mehr Geld für die Beschäftigten. Zusätzliche Verschiebungen in den Entgeltstaffeln führen nach Bahn-Angaben im Ergebnis jedoch zu einer Forderung jenseits von sechs Prozent.

Wo Kunden zufrieden sind – und wo nicht
Pünktlichkeit: Jeder fünfte ICE kam 2015 mindestens sechs Minuten zu spät an. Die Leistungen entsprechen nicht annähernd den Zielen der Deutschen Bahn. Sie will in diesem Jahr eine Pünktlichkeitsquote von 80 Prozent erreichen, langfristig sogar auf 85 Prozent hoch kommen. Die Tendenz 2016 bleibt jedoch weiter schwach. Im Januar lag die Pünktlichkeitsquote bei 77 Prozent. Quelle: AP
Preise: Die Zeiten der jährlichen Preiserhöhung wegen „gestiegener Energie- und Personalkosten“ sind vorbei. Zumindest im Fernverkehr blieben die Preise seit zwei Jahren stabil - den Fernbussen sei Dank. 19-Euro-Sparpreise locken inzwischen selbst Schüler und Studenten. Die neue Devise des Vorstands: lieber volle Züge statt leerer Kassen. Preislich ist die Bahn inzwischen wettbewerbsfähig. Quelle: dpa
ICE-Restaurant: Leider ist die Küche zu oft kaputt. Mal bleiben die Getränke warm oder der Kaffee kalt. Mitunter fehlen die angepriesenen Snacks wegen schlechter Logistik. Dennoch: Wenn es läuft, dann ist ein Sitz im ICE-Restaurant der schönste Platz im Zug – gerne auch bei einem der guten Weine.Urheber: Volker Emersleben // Deutsche Bahn AG
WLAN: In der zweiten Klasse eines ICE ist WLAN noch immer nicht kostenlos und in der ersten Klasse funktioniert der Download alles andere als einwandfrei. Als 2010 zahlreiche ICE grundsaniert wurden, verzichtete das Unternehmen sogar auf den Einbau der WLAN-Technik. So viel Behäbigkeit wird nun bestraft. Die Fernbusse machen der Bahn in Sachen WLAN was vor. Erst Ende 2016 soll es auch im ICE besser werden. Viel zu spät. Quelle: dpa
Information: Schon mal in Bielefeld am Bahnhof gewesen? Seit Jahren fallen die Anzeigentafeln immer wieder aus. Bielefeld gibt es leider auch anderswo. Und wenn die Anzeigen am Bahnsteig funktionieren, dann korrespondieren sie oft nicht mit den Informationen der Bahn-Apps. In den Zügen sollte die Bahn mal ihre Durchsagen auf Relevanz überprüfen. Immerhin am Bahnsteig soll es bald Entwirrung geben. Die Bahn will Multi-Zug-Anzeigen einsetzen: mit drei Zügen auf dem Display. Das klingt gut. 40 von insgesamt 120 Fernbahnhöfen sind bereits umgerüstet. Quelle: dpa
Apps: Nicht jede Frage an @DB_Bahn beantwortet das Twitter-Team zwar zu voller Zufriedenheit. Dennoch zeigen die Twitterer der Deutschen Bahn, wie schnell und effektiv ein Konzern mit seinen Kunden kommunizieren kann. Eine starke Leistung. Auch der DB Navigator bietet echten Mehrwert. Die Deutsche Bahn beweist mit ihren Apps, dass auch traditionelle Konzerne digitale Maßstände setzen können.   Quelle: dpa
Lounges: Ein großzügiger Service für Vielfahrer: kostenloser Kaffee, Tee, Wasser und Softdrinks. In der ersten Klasse erhalten Fahrgäste auch Bier, Wein und Snacks. Leider ist die zweite Klasse oft zu voll. Die Deutsche Bahn prüft den Aufbau zusätzlicher Lounges in ein bis zwei Städten. Quelle: dpa

Bei der Lohnforderung sei er zu Abstrichen bereit, sagte Weselsky zu Beginn der Gespräche. Die GDL lege den Schwerpunkt auf Schichtrhythmen und Arbeitszeit. Beispielsweise wären 2,5 Prozent mehr Geld plus einer Arbeitszeitentlastung im Volumen von 2 Prozent für die GDL ein gutes Ergebnis, deutete Weselsky eine mögliche Kompromisslinie an.

Weber sagte, das Thema Arbeitszeit müsse diskutiert werden. Während die Gewerkschaft fordert, die Ruhetage der Beschäftigten bis zu ein Jahr im Voraus festzulegen, will die Bahn dies flexibler handhaben und die einzelnen Beschäftigten daran beteiligen. Weber will in der zweiten Verhandlungsrunde Arbeitszeitmodelle mit mehr Planbarkeit im Schichtdienst vorlegen.

Nächste Woche beginnt die Bahn parallele Verhandlungen mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die mit der GDL konkurriert. Insgesamt geht es um 150 000 Beschäftigte der Bahn in Deutschland.

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