Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Sören Bartol, sagte zum Rücktritt von Grube: „Wir müssen uns jetzt in Ruhe in der Koalition zusammensetzen und schauen, wer die Deutsche Bahn als Vorsitzender des Vorstands am besten in die Zukunft führen kann. Da gibt es niemanden, der sich sofort aufdrängt.“ Es müsse jemand sein, der Schienenverkehr zu bezahlbaren Preisen in Deutschland organisieren kann und dabei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zum Markenzeichen der Deutschen Bahn macht.
Wäre Pofalla ein guter Bahnchef?
Pofalla hat sich relativ schnell und gut in die Konzernwelt eingefunden. Anfangs gab es viel Kritik an der Personalie. Pofalla, ein Duz-Freund von Grube, übernahm die Lobby-Abteilung des Konzerns. Es gab und gibt eine gefährliche Nähe zwischen dem Unternehmen Bahn und dem Kanzleramt. Doch Pofalla konnte viele Kritiker im Konzern überzeugen. Gleichzeitig hat er weiterhin seine guten Kontakte genutzt. So gab die Bundesregierung im Herbst 2016 bekannt, der Bahn in den nächsten fünf Jahren eine Finanzspritze in Höhe von 2,7 Milliarden Euro zukommen zu lassen. Unter anderem verzichtet der Bund auf Dividendenzahlungen. Pofalla hatte an dieser Entscheidung maßgeblichen Anteil.
Wie die Deutsche Bahn 6,3 Milliarden Euro vergeudet
Umwandlung der Bundes- und der Reichsbahn in die Deutsche Bahn AG mit den Töchtern Fernverkehr, Regionalverkehr, Güterverkehr, Bahnhöfe und Netz.
Hartmut Mehdorn wird neuer Bahn-Chef.
Übernahme von Stinnes Logistik mit der Spedition Schenker. (Kosten: 2,5 Milliarden Euro)
Übernahme des US-Logistikdienstleisters Bax Global. (Kosten: Eine Milliarde Euro)
Ausgliederung des Beförderungs- und Transportgeschäfts in die DB Mobility Logistics AG mit dem Ziel des Börsengangs (wegen der Finanzkrise abgeblasen).
Rüdiger Grube wird neuer Bahn-Chef.
Übernahme des britischen Nahverkehrsanbieters Arriva. (Kosten: 2,8 Milliarden Euro)
Endgültiger Abschied vom Börsengang.
Schenker und Arriva sollen - zunächst in Teilen - wieder verkauft werden.
Für die Bahn als Unternehmen ist das natürlich eine gute Botschaft. Andererseits droht der Konzern weiterhin ein sehr politisches Unternehmen zu bleiben. Das kritisieren auch einige Leute im Aufsichtsrat. Wenn die finanziellen Beiträge des Staates wichtiger werden als die operativen Erfolge des Unternehmens, dann wäre es nicht gut um die Zukunft der Bahn bestellt.
Gibt es weitere Kandidaten?
Andreas Meyer ist Chef der Schweizer Bundesbahnen (SBB) und als solcher war er schon 2009 ein heißer Kandidat auf den Job der Deutschen Bahn. Meyer arbeitete sogar bereits von 1997 bis 2006 in verschiedenen Positionen für die Deutsche Bahn, etwa als damaliger kaufmännischer Leiter von DB Energie und Chef von DB Stadtverkehr. Meyer hat vor allem die richtigen Antworten für den Güterverkehr auf der Schiene gefunden. Er wäre sicherlich jemand, der Unterstützung von der SPD bekäme.
Möglich wäre auch ein Comeback des früheren Konzern-Vize-Chefs Volker Kefer. Kefer hat viele Unterstützer im Aufsichtsrat und er gilt als Ideengeber des Reformprogramms „Zukunft Bahn“. Allerdings wäre ein solches Comeback sehr ungewöhnlich und darüber hinaus gibt es Kritik an seinem Führungsstil.
Wie fällt Grubes Bilanz aus?
Gemischt. Unzweifelhaft hat Grube die Deutsche Bahn sympathischer gemacht. Das lag auch an seiner sehr persönlichen und nahbaren Art. Grube war ein Mann des direkten Gesprächs. Er hat keine Veranstaltung gescheut, auf der er in Kontakt mit Bürgern, Wettbewerbern und Mitarbeitern kam. Er hat Kunden persönlich angerufen, wenn es sein musste. Und im Bahntower galt Grube als jemand, der das Gespräch mit Mitarbeitern suchte.
Unternehmerisch ist die Bilanz weniger erfolgreich. Vor allem die Güterbahn ist seit Jahren im Krisenmodus – mit hohen Verlusten und unpünktlichen Zügen. Grube hat auf die Herausforderungen keine Antwort gefunden. Erst als eine Sonderabschreibung im Jahr 2015 den ersten Konzernverlust seit zwölf Jahren verursachte, hat Grube ein Reformprogramm eingeleitet. Die einzelnen Maßnahmen werden nun umgesetzt. Es gibt erste Hinweise, dass die Bahn 2016 besser geworden ist.
Die größte Kritik an Grubes Führungsstil ist, dass er die Verantwortung für eigene Fehler oft anderen Kollegen aufbürdete. Er selbst hat nie wirklich Verantwortung übernommen. Für das peinliche Stellwerksdrama in Mainz, der verkorksten Fernbusstrategie, der existenzbedrohenden Güterbahnkrise und beispielsweise den Problemen mit dem Bahnhof Stuttgart 21 mussten andere Manager den Hut nehmen. Gleichzeitig kassierte er viele seiner Ankündigungen nach kurzer Zeit wieder ein: etwa den Teilverkauf der Konzerntöchter Arriva und Schenker oder der Verdopplung des Umsatzziels bis 2020.