Deutsche Bahn Jetzt kommt der harte Kurswechsel

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Schenker ist für die Bahn ein Flopp

In einem zweiten Schritt will Grube die Beteiligungen wieder zu Geld machen, für deren Kauf die Bahn seit 2002 rund sieben Milliarden Euro hinlegte. Zunächst ist wohl die Nahverkehrs-Tochter Arriva dran, die er 2010 für rund drei Milliarden Euro erwarb. Bis Jahresende soll Finanzchef Lutz ein Konzept erarbeiten, wie ein Investor bei Arriva (4,5 Milliarden Euro Umsatz) mit einer Minderheitsbeteiligung einsteigen oder ein Teil über die Börse verkauft werden könnte.

Die wichtigsten Firmenübernahmen der deutschen Bahn

Der schwerste Brocken im Portfolio aber ist Schenker. Die Bahn erwarb die Essener Spedition 2002 für rund 2,5 Milliarden Euro und vergrößerte das Logistikimperium sukzessive durch Firmen wie die US-Spedition BAX Global, für die 2006 rund 1,3 Milliarden Euro flossen. Auch hier soll Lutz einen Teilverkauf von bis zu 49 Prozent ausloten. Wäre Schenker so profitabel wie Konkurrent Kühne+Nagel, könnte die Bahn für die 49 Prozent geschätzt drei bis vier Milliarden Euro erlösen. Dafür muss Schenker aber erst einmal die Rendite deutlich steigern.

Die Sparten blockieren sich gegenseitig

Die Spedition ist für die Bahn im Grunde ein Flopp. Mehdorns Traum, mithilfe von Schenker die Güterzüge besser auszulasten, erfüllte sich nie. Gegenüber dem Aufsichtsrat gab Grube zu, dass Schenker 2014 bei einem Umsatz von 15 Milliarden Euro nur für 230 Millionen Euro Transportraum bei der Güterbahn einkaufte. Damit verdanken die Güterzüge der Speditionsschwester nur fünf Prozent der Einnahmen. Teilweise blockieren sich beide Sparten sogar. So verbot Grube Schenker, sich an Versuchen mit langen Lkws zu beteiligen – aus Sorge vor Kannibalisierung der Güterzüge.

Christian Böttger lobt Grube für sein „EiD“-Konzept. „Strategisch geht der Konzernumbau in die richtige Richtung“, sagt der Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, der Umbau sei aber „nicht radikal genug“. Die Bahn solle Schenker und Arriva komplett verkaufen. „Auf diese Weise ließen sich geschätzt bis zu zehn Milliarden Euro erzielen. Das Geld könnte in den Schuldenabbau und zukünftige Investitionen fließen.“

Offiziell schließt Grube Komplettverkäufe aus. Doch ob das morgen noch gilt? Es wäre nicht das erste Mal, dass er Ankündigungen kassiert. Noch 2012 hatte er gelobt, den Konzernumsatz bis 2020 auf 70 Milliarden Euro zu verdoppeln – auch durch Zukäufe.

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