Deutsche Bahn und GDL Tarifkonflikt bei der Bahn ist beendet

Der Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist nach einem Jahr beendet. Die Konfliktparteien haben sich auf insgesamt 14 Einzel-Tarifverträge geeinigt.

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Deutsche Bahn GDL Streik Schlichtung Quelle: dpa

Der Tarifkonflikt zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist nach einem Jahr beendet. Fünf Wochen hatten die beiden Schlichter, der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und der frühere Brandenburger Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) um eine Lösung im festgefahren Konflikt gerungen.

"Wir haben heute eine gute Nachricht", sagte Platzeck bei einer Pressekonferenz in Berlin. "Es war Spannungspotenzial da, die Interessenslagen waren weit auseinander. Am Ende haben wir aber einen Abschluss mit Vernunft und Augenmaß hinbekommen." Dieser Abschluss sieht aber nicht einen Tarifvertrag vor, sondern mehrere. "Die sind aber alle schon verhandelt und seit letzer Nacht in Kraft", so Platzeck. Das Tarifwerk umfasst 14 Einzelverträge über 450 Seiten.

Was die GDL erreichen will

Ein wichtiger Punkt sei auch die Verringerung der Arbeitsbelastung gewesen. "Die Konfliktparteien haben vereinbart, dass 100 Zugbegleiter und 300 Lokführer neu eingestellt werden müssen", sagte Ramelow. "Zudem haben die Angestellten einen Anspruch auf eine feste Arbeitszeitplanung." Marathon-Streiks dürften vorerst der Vergangenheit angehören: "Friedenspflicht bis 30.09.2016 und Friedenspflicht bei der Wochenarbeitszeit bis 2018."

Neun Streiks belasteten die Volkswirtschaft

"Ich muss den beiden Schlichtern meinen Dank aussprechen, da es ihnen gelungen ist, zwei Züge auf Kollisionskurs umzulenken, damit sie jetzt mit Höchstgeschwindigkeit in dieselbe Richtung fahren", sagte GDL-Chef Klaus Weselsky. "Ich danke auch den Bahn-Kunden, die Verständnis gezeigt haben." Auch der Streit zwischen den Gewerkschaften EVG und GDL scheint gelöst, wer für welche Berufsgruppe verhandeln darf. Ein zusätzlich zu den Tarifverträgen unterzeichnetes Grundsatzpapier sollt bis 2020 regeln, dass beide Gewerkschaften unabhängig voneinander Tarifverträge mit der Bahn verhandeln dürfen.

Die längsten Streiks Deutschlands
GDL gegen die Deutsche BahnSechs Tage streikten die Lokführer der Bahn, um ihre Forderungen durchzusetzen. Nur ein Drittel der Züge im Personenverkehr fuhr. Der Güterverkehr wurde noch einen Tag länger bestreikt. Es handelte sich um den längsten Streik in der Geschichte der Bahn - was aber bei einem ehemaligen Staatsbetrieb nicht weiter erstaunlich ist. In anderen Wirtschaftszweigen und Unternehmen haben Tarifkonflikte zu weit längeren Arbeitsniederlegungen geführt. Nachfolgend die zehn längsten Streiks in der Geschichte der Bundesrepublik. Quelle: dpa
Eine Anästhesistin überwacht während einer Operation den Patienten. Quelle: dpa
Einsatzkräfte der Polizei Quelle: dpa
An Naben für Windkraftanlagen arbeiten Monteure Quelle: dpa
In der Druckerei des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie kontrolliert ein Angestellter an einer Zwei-Farben-Bogen-Offsetdruckmaschine die gerade gedruckte Karte des Seehafens Rostock. Quelle: dpa
Mitarbeiter der Firma SH Natursteine GmbH befestigt ein Seil an einem Block Granitporphyr Quelle: ZB
Mitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe geht an mehreren Omnibussen entlang. Quelle: dpa

"Wir haben ein Ergebnis, dass Gott sei Dank dazu führt, dass unsere Kunden wieder Planungssicherheit haben", Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber. "Ich habe große Hoffnung darin, dass die Kunden das Vertrauen in die Deutsche Bahn nicht verlieren." Zudem betonte Weber, dass die Parteien zugestimmt haben, künftig vor jedem Tarifkonflikt eine Schlichtung durchlaufen zu müssen. Einen hohen Wert habe die Vereinbarung mit der GDL, „dass wir solche Exzesse wie zuletzt in Zukunft nicht mehr erleben werden“, sagte Weber.

Die Löhne für GDL-Mitgleider steigen in zwei Stufen um insgesamt 5,1 Prozent. Damit seien die Tarifabschlüsse mit GDL und EVG grundsätzlich vergleichbar, auch in der Laufzeit, so Weber.

Der GDL-Tarifabschluss im Einzelnen

Vor der Schlichtung war der insgesamt ein Jahr dauernde Konflikt festgefahren. Neunmal hatten die Mitglieder der GDL die Züge stehen lassen und den Bahnverkehr in großen Teilen zum Erliegen gebracht. Mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte sich die Bahn im Mai auf einen Tarifvertrag geeinigt.

Das Kernproblem der Auseinandersetzung bestand im Ziel der Lokführergewerkschaft, auch für Berufsgruppen zu verhandeln, für die bisher die EVG die Tarifverträge gemacht hatte, etwa Zugbegleiter, Bordgastronomen und Lokrangierführer. GDL-Chef Claus Weselsky hatte Tarifabschlüsse für jede in der Gewerkschaft organisierte Berufsgruppe verlangt.

Die Bahn wollte dabei widerspruchsfreie Regelungen für alle Mitarbeiter unabhängig von deren Gewerkschaftszugehörigkeit erreichen. Für gleiche Tätigkeiten solle es gleiche Bezahlung und gleiche Arbeitszeiten geben.

Zu den Gruppen, die von beiden Gewerkschaften umworben werden, gehören außer den Lokführern die Zugbegleiter, Bordgastronomen, Lokrangierführer und Disponenten/Planer. Insgesamt geht es um rund 37.000 Beschäftigte.

Ramelow hatte schon am Dienstagabend eine Einigung angedeutet. „Ich lege mir jetzt MMW auf&höre Freiheit, ganz besonders die Stelle: die Verträge sind gemacht!“, schrieb er auf Twitter mit Bezug auf den Beginn des Liedes „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen.

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