Deutsche-Bahn-Vorstand Berthold Huber Dieser Mann soll den Fernverkehr fit machen

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Smarte Lösungen, zur Not auf Kosten der Rendite

Von 2003 bis 2008 war Huber Chef der Nahverkehrssparte DB Regio Bayern. „Das war sein Meisterwerk“, sagt Hans Leister vom Wettbewerber Hamburg-Köln-Express (HKX). „Huber hat die bayrische Tochter von DB Regio zu einer erfolgreichen Nahverkehrsbahn aufgebaut.“

In der Branche gilt Huber als „cleverer Fuchs“. Begleiter erzählen, wie er 2006 für einen Nahverkehrszug zwischen Ingolstadt und Nürnberg bieten wollte, ihm aber Fahrzeuge für die Strecke fehlten. Er bedrängte die Konzernzentrale in Berlin mit einem Schachzug: Huber bot der Fernverkehrssparte an, den bis dahin defizitären Intercity zwischen Nürnberg und Dresden zu übernehmen. Im Gegenzug bekam er die Fahrzeuge für die neue Nahverkehrsstrecke.

Den Betrieb über kluge Wege am Laufen zu halten ist Huber wichtiger als die Fokussierung einzig auf Rendite. So flutet er den Markt derzeit mit Billigtickets für den ICE. Für 19 Euro pro Fahrt will er den Fernbussen die jungen Fahrgäste wieder abluchsen. „Wenn ich den Preis um einen Euro erhöhe, dann verliere ich so viele Kunden, dass ich 1,20 Euro verliere“, sagt Huber auf dem Podium in Berlin.

Natürlich ist auch Huber kein Hexer. Zumal er nicht nur den Personenverkehr verantwortet, sondern auch die sanierungsbedürftige Güterbahn. Die raubt ihm rund die Hälfte seiner Arbeitszeit. Viele Aufsichtsräte sehen die Doppelfunktion kritisch.

Außerdem hat Hubers Karriere auch Macken. Seitdem er Ende 2010 Chef der Fernverkehrssparte wurde, stagniert das ICE-Geschäft. Auch er unterschätzte die Dynamik der Fernbusse und kann bis heute kein zuverlässiges WLAN in allen Zügen und Klassen anbieten – noch nicht mal in der 1. Klasse wie versprochen.

Als Personalvorstand der Konzerntochter DB Netz von 2008 bis 2010 drückte er den Personalbestand auf den niedrigsten Stand. 2013 fehlten dem Stellwerk Mainz dann Fahrdienstleiter wegen Krankheit und fehlender Reserve – eine krachende Blamage für die Bahn. Doch die Branche ist beeindruckt von Hubers Leidenschaft. „Er ist ein Überzeugungstäter“, sagt Leister.

Als die neuen Doppelstock-Intercitys, die seit Jahresende die Fernverkehrsflotte der Bahn verstärken, im Januar auf Streckenabschnitten bei Leipzig stark schwankten, brach Huber sofort auf, um das Gewackel selbst zu spüren und Fahrgäste zu befragen. Alle zwei Wochen fährt er von Berlin mit dem ICE in die Regio-Zentrale nach Frankfurt – und nimmt eben nicht den Flieger, wie viele seiner Vorgänger. Von seiner Wohnung in Berlin fährt Huber mit S- und U-Bahn in die Zentrale am Potsdamer Platz. Einen Dienstwagen will er als Bahner gar nicht haben – als Einziger im ganzen Vorstand.

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