Deutsche Börse Ausbau von Asien-Geschäft stockt wegen LSE-Fusion

Ein geplantes Joint Venture der Deutschen Börse mit der chinesischen Zentralbank verzögert sich. China will laut Insidern zunächst abwarten, ob und wie die Fusion mit der London Stock Exchange voranschreitet.

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Beim Zusammenschluss mit der LSE endet nun die erste Prüfungsphase der EU-Kommission. Quelle: dpa

Frankfurt Der Ausbau des Asien-Geschäfts der Deutschen Börse verzögert sich wegen der Fusion mit der London Stock Exchange (LSE). Ein vereinbartes Gemeinschaftsunternehmen mit der chinesischen Zentralbank könne nicht wie geplant im laufenden Jahr an den Start gehen, sagten drei mit dem Vorgang vertraute Personen am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. „Das Projekt liegt erst mal auf Eis“, sagte einer der Insider. „Die chinesische Seite möchte zunächst abwarten, ob und wie die Fusion mit der LSE voranschreitet.“

Das Joint Venture zählt zu den wichtigsten Projekten bei der Asien-Strategie der Deutschen Börse. Es soll in Frankfurt angesiedelt werden und unter anderem den Handel von Zins- und Währungsderivaten in der chinesischer Währung anbieten.

Das Projekt war im Oktober im Rahmen der deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen in Peking feierlich verkündet worden – im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem chinesischen Premierministers Li Keqiang.

Das Projekt sei sehr komplex, hieß es im Umfeld von Deutschlands größtem Börsenbetreiber. Die Deutsche Börse und die zuständige Abteilung der chinesischen Zentralbank (CFETS) prüften derzeit, was sich im aktuellen Umfeld realisieren lasse.

Möglicherweise könne im vierten Quartal ein neues Startdatum für das Joint Venture genannt werden. „Das Projekt geht weiter“, erklärte die Deutsche Börse. Vom China Foreign Exchange Trade System (CFETS) war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Für die immer wieder angepriesene Asien-Strategie der Deutschen Börse ist es bereits der zweite Rückschlag innerhalb kurzer Zeit. 2015 musste der Konzern aus Eschborn bei Frankfurt bereits einräumen, dass die Eröffnung seiner Derivatebörse und seines Abwicklungshauses (Eurex Asia) in Singapur ins Jahr 2017 verschoben werden muss. Manche Börsen-Mitarbeiter befürchten hier wegen der LSE-Fusion weitere Verzögerungen. Eurex Asia sei auf der Prioritätenliste angesichts des LSE-Deals weiter nach unten gerutscht, betont ein Insider.

Einige im Konzern haben die Sorge, dass die Deutsche Börse wichtige Zukunftsthemen vernachlässigt, weil der Zusammenschluss mit der LSE viel Geld und Managementkapazitäten bindet. Das sei bei der geplatzten Fusion mit der New York Stock Exchange (Nyse) 2011 genauso gewesen, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. „Das war ein verlorenes Jahr.“ Das Verschmelzen mit der Nyse wurde am Ende von der EU-Kommission verboten.

Beim Zusammenschluss mit der LSE endet am Mittwoch die erste Prüfungsphase der EU-Kommission. Experten und die Börsenbetreiber selbst erwarten, dass die EU die rund 25 Milliarden Euro schwere Fusion anschließend noch einer intensiveren Phase-II-Prüfung unterziehen wird.

Um mögliche Bedenken von Wettbewerbshütern und die bekannte Kritik von Wettbewerbern zu mildern, könnten die Fusionspartner Zugeständnisse anbieten. Der Konkurrent Euronext hat bereits Interesse an Clearnet angemeldet, dem französischen Teil der LSE-Tochter LCH.Clearnet.

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