Deutsche Börse und LSE EU untersagt Börsenhochzeit

Der geplante Zusammenschluss von Deutscher Börse und London Stock Exchange (LSE) ist endgültig abgeblasen. Die EU-Kommission untersagte die gut 25 Milliarden Euro schwere Fusion.

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Mit dem Zusammenschluss von Londoner und Frankfurter Börse wollte der Deutsche-Börse-Chef sein Meisterstück abliefern. Quelle: Reuters

Frankfurt/Brüssel Damit wird die deutsch-britische Börsenhochzeit auch im fünften Anlauf platzen. Beide Unternehmen waren mit ihren Fusionsplänen vor gut einem Jahr an die Öffentlichkeit gegangen. Durch den Zusammenschluss wollten sie eine europäische Megabörse schaffen, die mit den größeren Konkurrenten aus den USA und Asien mithalten kann. Nach dem Brexit kam es jedoch zu immer mehr Streitigkeiten zwischen den Fusionspartnern. Für Deutschland war der geplante Holdingsitz der fusionierten Börse in London nicht mehr akzeptabel – genauso wenig wie für die Briten eine Verlagerung des Sitzes nach Frankfurt.

Für Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter hat sich das vergangene Jahr finanziell trotzdem gelohnt. Seine Gesamtvergütung stieg auf 7,3 Millionen Euro nach 3,1 Millionen Euro im Jahr 2015. Der starke Anstieg ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Kengeter erst im April 2015 bei Deutschlands größtem Börsenbetreiber anheuerte und zwei Monate später die Führung des Unternehmens übernahm. 2016 schoss bei ihm besonders die erfolgsabhängige Vergütung nach oben.

Die EU-Wettbewerbshüter wollten eigentlich grünes Licht für die Börsenfusion geben. Sie forderten von der LSE dafür neben dem angebotenen Verkauf des Abwicklungshauses Clearnet jedoch auch noch die Veräußerung der kleinen italienischen Handelsplattform MTS. Die LSE lehnte dies Ende Februar aber ab und erklärte, eine Genehmigung der Börsenfusion durch die EU sei in der Folge unwahrscheinlich. Auch Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter räumte ein, ein Erfolg des Milliardendeals sei unwahrscheinlicher geworden. Anfang März sagte LSE-Chef Xavier Rolet jedoch, die LSE habe der EU-Kommission andere Zugeständnisse angeboten. „Es ist jetzt an ihr, darüber nachzudenken.“

Mit dem Deal vertraute Personen in Brüssel und Frankfurt waren sich aber einig, dass die Briten den MTS-Verkauf nur als Vorwand genutzt haben, um den Stecker zu ziehen. In Wahrheit habe die LSE-Spitze während der Brexit-Verhandlungen keine Debatte darüber führen wollen, dass der Holdingsitz nun wegen des EU-Austritts zumindest teilweise nach Frankfurt verlagert werden müsse.

Ein böses Nachspiel hat die geplatzte Fusion vor allen Dingen für die Deutsche Börse. Rund 66 Millionen Euro hat die Deutsche Börse im vergangenen Jahr in das Fusionsprojekt gesteckt. Für den Erfolgsfall kalkulierte der Dax-Konzern mit insgesamt 150 Millionen Euro Kosten. Ungünstigerweise liefen in den ersten beiden Monaten auch noch die Geschäfte des Frankfurter Marktbetreibers schlechter – sowohl im klassischen Börsenhandel als auch bei der Derivate-Tochter Eurex. Das Scheitern der Fusion und die sinkenden Umsätze zwingen die Deutsche Börse nun, auf die Kostenbremse zu treten.

In Finanzkreisen wurden am Freitag Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag) bestätigt, wonach der Konzern kurzfristig Einsparungen „in mindestens zweistelliger Millionenhöhe“ plant. Zudem gelte bis auf Weiteres ein Einstellungsstopp für fast alle Bereiche. Finanzvorstand Gregor Pottmeyer habe in der Vorstandssitzung am vergangenen Dienstag alle Bereiche angewiesen, die Ausgaben zu senken, schreibt die „Süddeutsche“. Ein Sprecher der Deutschen Börse wollte den Bericht nicht kommentieren: Zu Inhalten von Vorstandssitzungen äußere sich das Unternehmen grundsätzlich nicht.

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