Deutsche Post Der Bundesverband Briefdienste erhebt schwere Vorwürfe gegen die Post

Der Bundesverband Briefdienste (BBD), in dem sich private Briefzusteller zusammenschließen, erhebt schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Post. Der Vorwurf: Die Beteiligungsfirma Compador soll Konkurrenz vom Markt drängen

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Die Stärken und Schwächen der Deutschen Post
QuartalsgewinneDer vom Internetboom profitierende Paketversand in Deutschland und das florierende Expressgeschäft haben der Deutschen Post einen deutlichen Gewinnzuwachs beschert. Das operative Ergebnis des Konzerns stieg im zweiten Quartal um 14 Prozent auf 619 Millionen Euro. Der Konzerngewinn fiel mit 422 Millionen Euro sogar mehr als doppelt so hoch aus wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Zu der Verbesserung trugen allerdings auch Einmaleffekte bei. Gleichzeitig hob die Deutsche Post DHL die Gewinnprognose für das Gesamtjahr leicht nach oben an. Der Umsatz des Logistikkonzerns ging von April bis Juni um 0,6 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro zurück. Quelle: dpa
Stärke: ProfitabilitätAlle Sparten der Deutschen Posten arbeiten profitabel. Für 2013 rechnet Konzern-Chef Appelt mit einem Gewinn von 2,7 bis 2,95 Milliarden Euro. Besonders stark ist das Briefgeschäft, das 2012 gut ein Drittel am Gewinn ausmachte. Quelle: REUTERS
Stärke: Monopol-Stellung im BriefmarktDie Post hält 90 Prozent Marktanteil im deutschen Briefgeschäft. Damit ist sie unangefochten die Nummer eins. Das Briefgeschäft soll 2013 zwischen 1,1 und 1,2 Milliarden Euro Gewinn abwerfen. Quelle: AP
Stärke: Paket-GeschäftDie Post ist zwar Marktführer im Briefgeschäft, doch da immer mehr Privat- und Geschäftsleute die elektronische Kommunikation per E-Mail vorziehen, schrumpft der Markt für Papierbriefe seit 2000 stetig. Dafür läuft das Geschäft mit der Paketzustellung dank Internethandel umso besser. Millionen von Kunden bestellen Päckchen online - und schicken sie deutlich öfter als den Versandhändlern lieb ist wieder zurück. Quelle: dpa
Schwäche: E-PostbriefUm der Abwanderung der Briefkunden ins Internet nicht tatenlos zuzusehen, startete die Deutsche Post im November 2010 den „E-Postbrief“ - eine rechtsverbindliche, vertrauliche und sichere Form der E-Mail, für die Nutzer 55 Cent pro Sendung zahlen sollen. Der E-Postbrief lässt sich außerdem ausdrucken und per Briefträger zustellen. Bislang nutzen ihn rund eine Millionen Privatkunden, 4000 Mittelständler und 150 Großkunden - deutlich weniger erhofft. Auch beim elektronischen Briefverkehr der Bundesbehörden kam die Post nicht zum Zug. Diese elektronische Nachrichten müssen nach dem De-Mail-Standard verschlüsselt sein, den die Deutsche Telekom und 1&1 anbieten. Quelle: dapd
Schwäche: Cashflow Obwohl die Post 2012 deutlich mehr Gewinn machte als im Vorjahr, wuchs die Nettoverschuldung auf rund zwei Milliarden Euro. Der Grund: Die Post musste Pensionsverbindlichkeiten von rund zwei Milliarden Euro finanzieren. Hinzu kam eine Umsatzsteuernachzahlung in Höhen von 482 Millionen Euro sowie eine Beihilferückforderung  von rund 300 Millionen Euro. Die Beihilfen hatte der Staat nach der Post-Privatisierung für Beamtenpensionen gewährt, doch die EU-Kommission hielt sie für zu hoch. In den ersten sechs Monaten des Jahres hat die Post ihren Cashflow gegenüber dem Vorjahr jedoch deutlich verbessert. Er stieg von von -767 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2012 auf 99 Millionen Euro in 2013. Die Nettoverschuldung ist allerdings auf 2,8 Milliarden Euro gestiegen. Quelle: dpa
Schwäche: Teilweise ungedeckte Pensionsverpflichtungen14,7 Milliarden Euro Pensionsverpflichtungen kommen auf die Post zu, mehr als 2,5 Milliarden Euro sind nicht gedeckt. Das heißt diese Summe ist weder in der Bilanz erfasst noch durch externes Fondsvermögen abgedeckt. Quelle: dpa

Der Briefkonzern soll seine Berliner Beteiligung Compador nutzen, um kleinere Konkurrenten vom Markt zu drängen und so den Marktanteil zu steigern. Das geht aus einem Anwaltsschreiben des BBD an die Bundesnetzagentur hervor, das der WirtschaftsWoche vorliegt. Darin wirft der BBD der Post angesichts der Pleite der Nürnberger Nordbayernpost Ende September vor, über Compador Einfluss ausgeübt zu haben, um den Briefzusteller vom Markt zu nehmen. Es liege nahe, „dass der Erwerb der Nordbayernpost auf Veranlassung des Gesellschafters von Compador, Deutsche Post AG, erfolgt ist, um Nordbayernpost vom Markt zu nehmen“, heißt es in dem Brief.

Die Deutsche Post weist die Vorwürfe des Verbandes als „haltlos“ zurück. „Wir achten als Minderheitsgesellschafterpeinlichst genau darauf, dass wir uns in die Geschäfte von Compador nicht einmischen“, sagte Achim Dünnwald, Chef der Sparte Briefkommunikation bei der Deutschen Post. Auch Compador-Chef Jens Gunter Greve wies die Vorwürfe als "haltlos" zurück. Greve wies darauf hin, dass die Vorwürfe schon deshalb keinen Sinn ergeben würden, weil er über so eine Strategie potenzielle Kunden, an die er Sortiermaschinen verkaufen könnte, verlieren würde. Die Deutsche Post hatte Ende vergangenen Jahres 49 Prozent an Compador Technologies GmbH und 26 Prozent an Compador Dienstleistungs GmbH erworben.

Die Beziehung zwischen Deutsche Post und Compador weckt derzeit auch in einem anderen Fall Misstrauen. Die Bundesnetzagentur leitete bereits im Juli „ein Verfahren der besonderen Missbrauchsaufsicht“ ein. Die Behörde geht dem Verdacht nach, dass die Post-Tochter In-Haus Services dem Schwesterunternehmen Compador im Vergleich zu deren Wettbewerbern „unterschiedliche Konditionen anbietet“: So erhalte Compador in den Briefzentren Frankfurt und Essen günstigere Einlieferungszeiten als der Konkurrent Postcon, Tochter der niederländischen Post TNT. "Der Vorwurf der Diskriminierung trifft nicht zu“, sagt Dünnwald. „Es wurden unterschiedliche Briefmengen angefragt, die unterschiedliche Zeitfenster rechtfertigten.“

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