Deutsche Post Sortierer in Aufruhr

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Verfahren der Missbrauchsaufsicht

Die größten Logistikkonzerne der Welt
Platz 10: China Railway (China) Der Güterverkehr von China Railway macht über zwei Drittel des gesamten Verkehrsaufkommens aus. Hauptsächlich transportiert der Staatsbetrieb Kohle, Stahl, Erz und landwirtschaftliche Erzeugnisse. 2010 betrug der Logistik-Umsatz nach Angaben des Statistik-Portals Statista 14 Mrd. Euro. Daten für das Jahr 2011 sind noch nicht verfügbar.
Platz 9: CMA CGM (Frankreich) Auf Platz 9 des Rankings landet das größte französische Schifffahrtsunternehmen CMA CGM mit einem Logistik-Umsatz von 14,3 Mrd. Euro im Jahr 2010. Die Reederei wurde 1978 gegründet und ist an mehr als 650 Standorten in 150 Ländern vertreten. Auf dem Foto ist eines der größten Containerschiffe der Welt zu sehen, die CMA CGM Christoph Colomb, die bis zu 13.800 Standardcontainer transportieren kann. Quelle: dpa
Platz 8: Nippon Express (Japan) Der Konzern mit Sitz in Tokio wurde 1937 als halbstaatliches Transportunternehmen gegründet. Nippon Express verfügt über ein global gespanntes Transportnetz, dass mehr als 389 Orte in 37 Ländern miteinander verbindet. Spezialisiert ist das Unternehmen auf Dienstleistungen rund um den Transport von Waren, wie etwa IT-Technik, den Luft- und Seegüterverkehr sowie auf Spezialtransporte. 2010 betrug der Umsatz 15 Mrd. Euro.
Platz 7: Kühne + Nagel (Schweiz) 2010 war ein gutes Jahr für den Logistikdienstleister Kühne & Nagel aus der Schweiz. Der Frachtspezialist steigerte seinen Logistik-Umsatz auf 16,2 Mrd. Euro. Der Konzern will weiter wachsen: Kühne + Nagel plant das Transportgeschäft auf der Schiene auszubauen.
Platz 6: NYK Line (Japan) Die japanische NYK Line ist Teil des Mitsubishi-Konzerns und zählt zu den größten Reedereien der Welt. Seit 1968 ist das Unternehmen auch im Bereich der Containerschifffahrt etabliert - die einen Großteil des Gesamtgeschäfts ausmacht. Die Reederei betreibt auch den sogenannten Atlantic Express Shuttle (AES), das Waren zwischen Hamburg, Antwerpen und New York Waren verschiebt. 2010 erwirtschaftete der Konzern einen Logistik-Umsatz von 16,5 Mrd. Euro.
Platz 5: DB Schenker (Deutschland) Die Logistikgeschäfte der Deutschen Bahn, DB Schenker Logistics und DB Schenker Rail, sind unter dem Dach DB Schenker zusammengefasst. Das Unternehmen beschäftigt weltweit mehr als 91.000 Mitarbeiter an etwa 130 Standorten. 2010 erwirtschaftete die DB Schenker einen Logistikumsatz von 18,5 Mrd. Euro.
Platz 4: Maersk (Dänemark) Das Jahr 2010 hatte nicht gut begonnen für A.P. Moeller Maersk. Vor allem durch die von der Wirtschaftskrise gebeutelte Tochtergesellschaft Maersk, der größten Containerschiffsreederei der Welt, schrieb der dänische Mischkonzern erstmals in der Unternehmensgeschichte rote Zahlen. Doch dann zog die Konjunktur an und die Frachtraten für Containerschiffe legten kräftig zu. Das Ergebnis: 2010 lag der Logistik-Umsatz von Maersk bei 29, 1 Mrd. Euro - und das Unternehmen konnte einen Rekordgewinn, einen Nettoertrag von 3,8 Mrd. Euro, vermelden.

Doch dann kündigte Compador den Wartungsvertrag mit Postcon. Zudem warb es mehr als 30 Vertriebsmitarbeiter ab. Die finanziellen Mittel dafür stammten zum Teil aus dem Einstieg der Deutschen Post. Danach folgte eine Angebotsoffensive, die an First-Mail-Zeiten erinnert. Vor allem bei Kunden aus dem Postcon-Portfolio wurde Compador mit teils extrem niedrigen Preisen vorstellig. Ein Kunde etwa, der pro Tag rund 300 Briefe verschickt, bekam einen Rabatt von 15 Prozent aufs Standardporto von 58 Cent – üblich sind etwa zehn Prozent. Vertriebsmitarbeiter der TNT-Tochter zweifeln intern an der „Gewinnerzielungsabsicht“. Compador-Chef Jens Gunter Greve hält dagegen, er „kalkuliert kaufmännisch fair und korrekt“.

Inzwischen hat sich auch die Bundesnetzagentur eingemischt. Die Behörde eröffnete im Juli „ein Verfahren der besonderen Missbrauchsaufsicht“. Sie geht dem Verdacht nach, dass die Post-Tochter In-Haus Services der Schwester Compador im Vergleich zu deren Wettbewerbern „unterschiedliche Konditionen anbietet“: Briefzentren in Frankfurt und Essen würden Compador günstigere Einlieferungszeiten anbieten als Postcon. Laut Deutsche Post trifft der Vorwurf der Diskriminierung „nicht zu“. Es seien unterschiedliche Briefmengen angefragt worden, die unterschiedliche Zeitfenster rechtfertigten.

Überhaupt will die Deutsche Post vom Geschäftsgebaren der neuen Beteiligung wenig mitbekommen. Compador gehe mit „kompetitiven, aber marktüblichen Preisen in den Markt“, versichert Achim Dünnwald, Chef der Sparte Briefkommunikation. „Extrem niedrige Preise würden der Positionierung von Compador nicht entsprechen.“ Man sei dort ohnehin nur eingestiegen, „um in die Qualität des Managements und die Technik und in ein vielversprechendes Geschäftsfeld zu investieren“, sagt Dünnwald. „Über Strategie und detaillierte Geschäftspläne habe man nie gesprochen.“

Marktanteile im Briefmarkt (zum Vergrößern bitte anklicken)

Kaum bestreiten lässt sich aber, dass das Geschäftsgebaren der Compador-Geschäftsführung sich für die Deutsche Post lohnt. Die TNT-Tochter verlor einige Kunden. Auch beim dritten größeren Konsolidierer im Markt, der Freesort aus Langenfeld bei Düsseldorf, spürt man seit Jahresanfang „einen enormen Preisdruck“, sagt Monika Plum, Leiterin Geschäftsentwicklung bei der Muttergesellschaft Francotyp-Postalia. Compador-Chef Greve sagt dazu, er habe das klare Ziel ausgegeben, „den Wettbewerb im Konsolidierungsmarkt für sich entscheiden zu wollen“.

Dafür könnte sein nächster Coup einen wichtigen Beitrag leisten. Greve plant ein neues Geschäftsmodell, das darauf abzielt, die bei Großkunden eingesammelten Briefsendungen von den privaten Briefdiensten zur Deutschen Post umzuleiten. Als Experimentierfeld nutzt Compador offenbar die Nordbayernpost in Nürnberg. Der Briefzusteller, der pro Tag rund 100.000 Briefe verteilt, wurde 2008 von Verlagen gegründet, schwarze Zahlen schrieb er nie. Die Gesellschafter verkauften die Nordbayernpost im März dieses Jahres an den Privatmann Michael Lübnitz, der Branchenkreisen zufolge eher weniger Erfahrung im Briefgeschäft mitbringt.

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