Deutsche Post Warum der Streik Wochen dauern könnte

Wegen Warnstreiks bei der Post müssen Kunden vor Ostern auf ihre Pakete warten. Ein Zustand, der anhalten könnte: Denn Verdi und die Post streiten nicht nur um Arbeitsstunden, sondern um die Macht über die Angestellten.

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Mitarbeiter der Deutschen Post und des Logistikdienstleisters DHL bei einem Warnstreik. Quelle: dpa

Der Machtkampf bei der Deutschen Post DHL wird mit schrillenden Pfeifen und wehenden Fahnen ausgetragen. Zehntausend Gewerkschaftsmitglieder ziehen bundesweit auf die Straßen und vor die Postzentren, um ihren Unmut zu verkünden. Mehrere hunderttausend Kunden werden deswegen Ostern auf ihre Post warten müssen.

Alleine am Mittwoch sind sechs Millionen Briefe und 300.000 Pakete liegen geblieben. Doch das ist nur der Auftakt einer Streikserie, die wahrscheinlich mehrere Monate dauern wird. Denn es geht um weit mehr, als um die offizielle Forderung von Verdi, die Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich von 38,5 auf 36 Stunden in der Woche zu senken. Es geht um die Frage: Wer bestimmt in den kommenden Jahren die Personalpolitik bei der Deutschen Post DHL? Der Vorstand  - oder die Gewerkschaften?

Was die Post mit ihrer Strategie 2020 erreichen will

Der Konflikt kreist vor allem um die Paketboten, deren Gehälter bei der Post viel höher sind als bei den Konkurrenten DPD, GLS oder Hermes. Post-Vorstandschef Frank Appel redet schon lange davon, dass der Abstand zum Lohnniveau der Wettbewerber kleiner werden müsse. Bisher haben die Gewerkschaften das verhindern können. Die Post mache mit dem Brief- und Paketgeschäft schließlich 1,3 Milliarden Euro Gewinn. Wozu also sollen die Löhne gesenkt werden?

Doch Anfang des Jahres ließ Post-Chef Appel seinen Worten Taten folgen: Der Bonner Konzern gründete bundesweit Tochterunternehmen, die sogenannten Delivery GmbHs, in denen die Paketboten jedoch nicht nach dem mit den Gewerkschaften ausgehandelten Haustarif, sondern nach dem wesentlich niedrigeren Logistiktarif bezahlt werden sollen. Damit führt der Bonner Konzern doppelte Standards ein: Die Paketboten in der Hauptgesellschaft und in den Delivery GmbHs machen zwar die gleiche Arbeit, werden dafür jedoch unterschiedlich bezahlt.

Mittlerweile kocht die Stimmung zwischen Gewerkschaft und Vorstand. Das zeigte sich schon im vergangenen Jahr, als die Arbeitnehmervertreter, die im Aufsichtsrat die Hälfte der Mitglieder stellen, beinahe eine Vertragsverlängerung des zuständigen Vorstand Jürgen Gerdes verhindert hätten. Nur durch das doppelte Stimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden erhielt Gerdes seine Verlängerung.

Auf der anderen Seite steht die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis, die sich in diesem Jahr auch den Gewerkschaftswahlen stellen muss - und dafür Erfolge braucht. Zwar hat Kocsis, die auch stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende bei der Post ist, wenig Konkurrenten. Aber dafür gäbe es die Chance, dass sie eines Tages Verdi-Chef Frank Bsirske ablösen könnte.

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