DFB-Skandal Welche Rolle spielt Oddset?

Die Honorar-Affäre um Franz Beckenbauer wirft ein Schlaglicht auf das staatliche Sportwetten- und Lotteriegeschäft.

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Franz Beckenbauer Quelle: dpa

Im Skandal um die Vergabe der Fußball-WM 2006 an Deutschland sorgen neue Enthüllungen für Schlagzeilen: Franz Beckenbauer hat im Rahmen seines eigentlich ehrenamtlichen Jobs als Chef des Organisationskomitees bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 durch einen Sponsorenvertrag 5,5 Millionen Euro kassiert. Beckenbauer wurde im Vorfeld der WM als Gegenleistung für bestimmte Tätigkeiten für den DFB-Sponsor Oddset an den Erlösen eines Werbevertrages beteiligt, erklärte der Deutsche Fußball-Bund.

Oddset? Der Name dürfte vor allem Lotto-Spielern und Sportwetten-Fans geläufig sein. Der Wettanbieter gehört zum Reich der 16 staatlichen Lotteriegesellschaften in Deutschland, die schon in der Vergangenheit für zahlreiche Skandale gesorgt haben.

Ex-Politiker leiten Lottogesellschaften

Noch ist offen, welche konkrete Rolle Oddset  und der Deutsche Lotto- und Totoblock  in der WM-Affäre gespielt haben. Dennoch wirft der Vorgang ein Schlaglicht auf das staatliche Glücksspielgeschäft, das sich seit jeher durch eine große Nähe zu Politik und Sport auszeichnet.

Bereits im Mai hatten die WirtschaftsWoche und das ZDF-Magazins "Frontal21" über das chronisch Filz-gefährdete System der Lotteriegesellschaften berichtet. Parteien und Landesregierungen pflegen seit Jahrzehnten entbehrliche, aber verdiente Würdenträger an die Spitzen der Lottogesellschaften zu befördern. So wacht in Brandenburg Exfinanzstaatssekretär Horst Mentrup über den Spielbetrieb. In Rheinland-Pfalz leitet der frühere Innenstaatssekretär Jürgen Häfner das Geschäft mit den Kreuzchen.

Die saarländische Glückszentrale wird derweil von Michael Burkert, zuvor Präsident des Stadtverbandes Saarbrücken, und von Peter Jacoby, dem Exfinanzminister des Landes, gesteuert. Und im Ländle erfüllte sich für Marion Caspers-Merk, einst Drogenbeauftragte der Bundesregierung, 2013 der Traum vom Lotto-Glück - als Chefin von Lotto Baden-Württemberg.

Im Gegenzug ist auf die staatlichen Glücksritter oft Verlass, wenn die Politik um Unterstützung bittet. Und auch dem Werben der Sportgröße Franz Beckenbauer mochten sich die Oddset-Manager offenkundig nicht verschließen. Sie legten laut DFB Wert darauf, dass Beckenbauer aktiv in geplante Werbemaßnahmen eingebunden wurde und setzten ihn "als so genanntes Testimonial" ein.

Laut "Bild“ soll Beckenbauer-Freund Fedor Radmann bei den Verhandlungen mit Oddset ein Honorar für Beckenbauer gefordert haben. Dies sei aber abgelehnt worden, sagte ein Verhandlungsteilnehmer dem Blatt. Inwieweit die Summe später ohne Kenntnis von Oddset gezahlt wurde, ist unklar. "Es war bekannt, dass Franz Beckenbauer im Umfeld der WM 2006 als Werbeträger für Oddset tätig war", sagte DFB-Chef Reinhard Grindel. "Es war uns bis Montagnachmittag nicht bekannt, dass er dafür die beachtliche Summe von 5,5 Millionen aus dem Topf für die Organisation der WM 2006 erhalten hat", so Grindel.

Beckenbauers Anwälte verteidigten die Zahlungen: "Franz Beckenbauer hat für seine werblichen Aktivitäten für den von ihm geworbenen Sponsor Oddset eine erfolgsabhängige prozentuale Beteiligung an den Einnahmen des DFB aus diesem Geschäft erhalten. Die Höhe dieser prozentualen Beteiligung wurde nach dem Ende der WM 2006 vom DFB ermittelt."

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