Stattdessen bleibt ein Risiko, dass die Holding eines integrierten Konzerns die Sparte DB Netz als Cash Cow missbraucht. Die Deutsche Bahn würde zwar die Gleise und Bahnhöfe niemals herunterwirtschaften, so wie das etwa mit dem privatisierten Schienennetz in England der Fall gewesen ist. Denn die Bahn ist mit ihren Regionalzügen, Intercity und ICE ja selbst auf eine gute Qualität angewiesen.
Aber sie hat ein Interesse, Geld zu verdienen. Und nicht zu knapp. Das zeigen die internen Zahlen des Konzerns. Die Deutsche Bahn argumentiert auch hier, dass das Schienennetz in der Vergangenheit eher eine finanzielle Belastung für den Konzern gewesen sei. Bis 2007 habe DB Netz nur Verluste ausgewiesen, die der Konzern insgesamt getragen hat. Ein Minus in Höhe von zwei Milliarden Euro stünde unterm Strich bis heute in den Büchern. Das Argument ist richtig. Doch ein Blick in die Zukunft offenbart einen erstaunlichen Turnaround, der das Management berauschen lässt.
So denkt das Netz über die Deutsche Bahn
"Es gibt Sachen, die sind schlecht. Dann gibt es Sachen, die sind noch schlechter oder am schlechtesten, und dann gibt es noch die Deutsche Bahn."
Twitter-Eintrag am 28. November 2012, 6.03 Uhr
"Hat irgendjemand schon eine Schneeflocke gesichtet? Hab mir gleich mal +60 Minuten auf dem Weg zur Arbeit eingefangen."
Twitter-Eintrag am 25. November 2012, 23.10 Uhr
"WLAN im Wagen 25 des ICE geht natürlich nicht. Ich könnte brechen, wirklich voll tolles träveling wis Deutsche Bahn."
Twitter-Eintrag am 25. November 2012, 12.33 Uhr
"Seit 8 Tagen ist der ICE 1023 nach FRA nur halb so lang. Inzwischen hat die Bahn es noch nicht mal mehr nötig, das anzukündigen."
Twitter-Eintrag am 20. November 2012, 22.53 Uhr
"Vom Pinguin zur Sardine. Danke Deutsche Bahn."
Twitter-Eintrag am 20. November 2012, 22.40 Uhr
Bis 2017 will der Konzern nach eigenen Planzahlen die Sparte zur neuen Cash-Cow ausbauen. Nach internen Zahlen soll der operative Gewinn (Ebit) bei mehr als einer Milliarde Euro liegen und damit mehr als jede andere Sparte verdienen. Natürlich ist das Geschäft mit dem Schienennetz kapitalintensiv. Investitionen sind nötig, die den operativen Gewinn schmälern. Wahrscheinlich bleibt am Ende gar nicht so viel übrig, wie die eine Milliarde Euro Ebit suggeriert. Doch von einem Zuschussgeschäft ist der Konzern meilenweit entfernt.
Stattdessen zeigen interne Zahlen sogar, dass die Deutsche Bahn bei den Investitionen, die sie aus eigenen Mitteln herbeischafft, konservativ rechnet. Demnach könnten die Investitionen (ohne Bundeszuschüsse) sogar unter den heutigen Werten liegen, während die Gewinne steigen.
Im Ansatz lassen sich damit auch die derzeitigen Stellwerksprobleme erklären. Die Bahn hat Personal radikal abgebaut - von 58.000 im Jahr 2000 auf 34.000 im vergangenen Jahr. Das Minus von knapp 40 Prozent ist natürlich auch eine logische Folge davon, dass die behördliche Bundesbahn 1994 in die Bahn AG privatisiert wurde. Ganz offensichtlich hat es der Konzern mit seinen Personalabbauplänen aber überzogen. Zwar steuert der Konzern inzwischen nach. Seit zwei Jahren wächst der Personalbestand bei DB Netz wieder an. Aber das reichte ganz offensichtlich nicht, das Zugchaos in Mainz zu vermeiden.
Bei einem getrennten Schienennetz hätte es ein Zugchaos wie in Mainz wahrscheinlich gar nicht gegeben. Nicht der Gewinn stünde beim Betrieb eines separaten Schienennetzes im Vordergrund, sondern die Qualität der Gleise und Bahnhöfe. Die Zerschlagung ist zwar unpopulär, aber Zugausfälle sind es auch.