Easy-Apotheken Vom Kollegen im Bauausschuss ausgebremst

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Die Alteingesessenen spüren den rauen Wind

Der Berliner Easy-Apotheker Alexander Irrgang klagt über mutmaßliche Praktiken von Standeskollegen. Quelle: Götz Schleser für WirtschaftsWoche

Allerdings dürften die Apotheker dabei auch ihre eigenen Interessen im Blick haben. Jahrzehntelang konnte sich die Zunft gegen preisdrückende Konkurrenten abschotten. Erst seit vor mehr als zehn Jahren Versandapotheken entstanden, spüren die Traditionsapotheker den rauen Wind des Wettbewerbs – DocMorris & Co. griffen die Pharmazeuten mit Billigpreisen an. 2007 erwarb der Stuttgarter Pharmagroßhändler Celesio DocMorris. Zahlreiche Pharmazeuten kündigten daraufhin ihre Verträge mit Celesio; mittlerweile steht die holländische Versandapotheke zum Verkauf. Die Vor-Ort-Apotheken von DocMorris dürften nun nach und nach verschwinden.

Fast wäre das Konzept vor einigen Jahren gescheitert

Doch kaum ist DocMorris geschwächt, entstehen mit den Easy-Apotheken neue, unliebsame Konkurrenten, die Wettbewerb entfachen – zulasten der traditionellen Apotheker. Beispiel Velbert bei Wuppertal: In der "Apotheke zum Schlotschmet" – nur wenige Meter von der im März eröffneten Easy-Apotheke entfernt – sind aktuell zahlreiche rezeptfreie Medikamente zu Sonderpreisen zu haben.

Die erste Easy-Apotheke eröffnete 2006 in Hildesheim. Und fast wäre das Konzept der Franchisekette vor einigen Jahren gescheitert. Im Zentrum des Ärgers stand Unternehmensgründer Oliver Blume.

Blume, der zuvor als Projektentwickler für Gewerbeimmobilien und für den Internet-Versteigerer Ebay arbeitete, hatte das Konzept erdacht, die ersten Franchiseapotheker gewonnen und holte mithilfe des Bankhauses Lampe Investoren zu Easy – die Unternehmerfamilien Terberger und Magirus. Beiden Familien zusammen sind etwa 50 Prozent der Anteile zuzurechnen.

Die in Bielefeld ansässige Terberger-Sippe betreibt den Modedienstleister Katag, der für Fachhändler und Modeketten wie Wöhrl den Einkauf übernimmt und sie bei der Zusammenstellung des Sortiments, Ladengestaltung und Werbung berät.

Der Name Magirus steht für Nutzfahrzeuge. Der einstige Nutzfahrzeughersteller gehört mittlerweile komplett zu Fiat; die Familie um Christian Magirus investiert nun in IT – und die Easy-Apotheken.

Gründer Blume hatte allerdings die Expansionschancen völlig überschätzt. Statt der für Ende 2009 geplanten 100 Easy-Apotheken wurden es nur etwa 50. Zudem verzettelte er sich, heißt es aus dem Unternehmen. So hätte Blume das Easy-Konzept auch auf Zahnärzte übertragen wollen.

Das Unternehmen Easy-Apotheke habe sich in der Vergangenheit zu vielen Themen gewidmet, befand Katag-Manager Marcus Schönhart, der Vorsitzende des Kontrollgremiums. Schönhart setzte dagegen auf eine "Konzentration auf das Kernkonzept und qualitatives Wachstum".

Am Ende saßen die Eigentümer am längeren Hebel. Blume zog sich aus dem operativen Geschäft zurück, hält aber wohl noch etwa 20 Prozent der Anteile. Schönhart engagierte Lars Horstmann und Stefan Just, beide vom Essener Pharmagroßhändler Noweda, als neue Vorstände.

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