EM in Polen Wie die Handballer vom EM-Erfolg profitieren können

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Verkaufssteigerung durch EM-Erfolg?

Das drückt sich etwa auch in den sonstigen Verkaufszahlen für Handball-Produkte aus: „Wir spüren aktuell noch keine erhöhte Nachfrage nach Handball-Produkten bei unseren Händlern“, sagte Roether der WirtschaftsWoche. Das könne sich nach der EM mit einem Überraschungserfolg der deutschen Mannschaft ändern, hofft Roether: „Wenn es dem Handballsport gelingt, diese Begeisterung an die breite Masse zu transportieren, kann das einen Schub geben – auch für die Umsätze im Sportfachhandel.“

Damit dies allerdings passiert, muss sich nach Meinung von Experten besonders beim Deutschen Handballbund noch eine Menge tun. „Voraussetzung ist, dass man den Rückenwind des Turniers und den medialen Hype professionell nutzt“, sagt Marken-Experte Sander. Und da hapert es beim Verband derzeit noch an sehr vielen Stellen.

So sei etwa allein schon der Auftritt des DHB im Internet „wenig aktivierend und mitreißend: Die Website kommt sehr bieder daher und verwaltet ihre Themen ­ über die Nationalmannschaft wird fast geschäftsmäßig berichtet“, sagt Sander. Tatsächlich finden sich etwa im DHB-Shop ziemlich spezielle Angebote wie etwa Würfelbecher mit dem DHB-Logo oder besondere Preziosen wie die Manschettenknöpfe „Adler“ für 8,95 Euro oder das „DHB-Kissen Wave“ für 12,95 Euro ­ mit der Realität der jungen Zielgruppe, sagt Sander, „haben diese Fanartikel wenig zu tun.“

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Das ist insofern erstaunlich, als die Handballer offenbar die Chancen, die sich aus dem Erfolg bei der Heim-WM 2007 und dem dritten WM-Titel ergaben, nicht wirklich nachhaltig nutzen konnten. Zwar zog nach dem WM-Erfolg die Zahl der Vereinsmitglieder in Deutschland spürbar an auf fast 850.000. Doch seit dem Höhepunkt bröselt es kräftig, gut zehn Prozent der Mitglieder gingen verloren.

Damit die EM in Polen nun nicht erneut nur ein Strohfeuer wird, müsse der DHB sich bemühen, „die Marke deutscher Handball klar zu positionieren und konsequent zu inszenieren“, sagt Vivaldi-Manager Sander: „dazu gehören die Nutzung des Zugpferds Nationalmannschaft, die Auslobung klarer Markenwerte und eine wirklich zielgruppengerechte Aktivierung.“ Dem DFB ist dies etwa mit der Einführung des plakativen Slogans „Die Mannschaft“ durchaus gelungen.

Dass Handball in Deutschland nach wie vor ein perfekter Fernsehsport ist, der in der Lage ist, Millionen vor die Fernseher zu locken, zeigen nicht zuletzt die Einschaltquoten: Das Spiel gegen die Dänen bescherte der ARD am Mittwochabend einen Marktanteil von 21,1 Prozent – davon kann das Erste an diesem Sendeplatz sonst nur träumen. Für das Halbfinale rechnet daher DHB-Vize Bob Hanning, der nicht zuletzt durch sein Eintreten für Bundestrainer Sigurdsson maßgeblichen Anteil am erfolgreichen Abschneiden des Teams hat, mit noch besseren Quoten: „Die Zahlen entwickeln sich seit dem EM-Start konstant nach oben, wir wollen die Zehn-Millionen-Marke erreichen.“

Besonders eine Zahl jedoch sollte auch dem DHB zu denken geben: In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen lockte Handball für die ARD fast 18 Prozent der Zuschauer an. Will man die bei der Stange halten und auf längere Sicht für den Sport begeistern, reichen Würfelbecher und seltsame Sofakissen garantiert nicht aus.

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