Emirates, Etihad und Qatar Airways Wie die Emirate die Golf-Airlines pushen

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Die fünf wichtigsten Fragen zu der Studie

1. Was sind die konkreten Vorwürfe?

Aus Sicht der US-Airlines American, Delta und United sowie ihrer Gewerkschaften haben die drei großen Golflinien 42 Milliarden Dollar Hilfe bekommen. Bei Qatar Airways waren es gut 14 Milliarden, Etihad fast 18 und Emirates knapp 16 Milliarden. Das ermöglichte den dreien aus Sicht ihrer US-Konkurrenten einen unfairen Wettbewerb. Das sei ein Verstoß gegen die Open-Skies-Verträge, mit denen die USA ihr Land für Flüge aus dem Ausland geöffnet hat und ohne zusätzliche Erlaubnis Flüge zu jedem Ort in den Vereinigten Staaten erlaubte. Dagegen, so die US-Airlines, müsse etwas unternommen werden. Im Klartext: Stoppt die Golflinien!

Die Vorwürfe listet die Studie detailliert auf. Dazu zählen offene Hilfen; etwa günstige Flughafengebühren, Zahlungen ohne Gegenleistungen, zinslose Kredite ohne Rückzahlungstermin und sonstige Unterstützungen, etwa kostenlose Grundstücke für Verwaltungsgebäude oder Marketinghilfen. Dazu kommen viele Details, die selbst Fachleute bisher nur ahnen konnten. Hier nennt die Studie günstige Verträge mit Schwesterfirmen, die Dinge wie Lebensmittel, Kerosin oder auch Leasingflugzeuge liefern und das laut der Studie – weil sie auch den jeweiligen Regierungen gehören – wahrscheinlich nicht zu echten Marktbedingungen, sondern zu „nicht-auf-Armeslänge-Preisen.“

Allerdings arbeiten die Berater der US-Linien nicht immer ganz sauber. So fehlen eindeutige Beweise, dass etwa die staatliche Dubai Aerospace (DAI) ihre Jets wirklich unter Kosten an Emirates verleast. Dazu sind niedrige Flughafengebühren wie gesagt noch keine Subvention, sondern Wirtschaftspolitik.

Dazu wirft die Studie alle Airlines in einen Topf. Die wegen ihrer Geschäftsberichte vergleichsweise transparente Emirates unterscheidet sich jedoch von den mauernden Konkurrenten Qatar und Etihad.

Die fünf Erfolgsgeheimnisse der arabischen Airlines

Zwar hat Emirates auch ein paar fragwürdige Grenzfälle. Dazu zählt die in einem Minisatz versteckte Andeutung, im Jahr 2008 wurden die Mehrzahl der schiefgegangenen Sicherungsgeschäfte für den Spritpreis offenbar von der Muttergesellschaft „novated“, ein Verb von purem juristischem Fachchinesisch, das etwa das Online-Wörterbuch leo.org derzeit nicht kennt. Doch das ist am Ende meilenweit entfernt von der Seriensubvention einer Etihad mit rund 17 Milliarden nicht rückzahlbaren (und inzwischen teilweise erlassenen) Krediten oder Kapitalerhöhungen und allein in 2015 rund 3,5 Milliarden Dollar an nicht näher bezeichneten Finanzierungen.

Und es ist keineswegs so peinlich wie bei Qatar Airways, die alle Parkgebühren und Ladenmieten am Flughafen in Doha kassiert und – für ein konservativ-islamisches Land bizarr – im Land das Monopol für den Alkoholimport hält.

2. Warum kocht der Streit jetzt hoch?

Die Golflinien mögen in Europa bereits eine feste Größe in den Albträumen von Airline-Chefs sein. In den USA fühlten sich die Unternehmenslenker lange immun, weil sie außer Strecken wie USA - Indien wenig Routen parallel zu den Golfairlines flogen.
Doch nun beginnen Emirates & Co, die US-Linien auf andere Art zu kneifen. Sie machen vor, dass zu Flugreisen nicht notwendig mäßiger Service, Zuzahlung an jeder Ecke und hohe Preise gehören, sondern auch gutes Essen, Bequemlichkeit und ein breites Unterhaltungsangebot.

So luxuriös fliegt es sich im Emirates-Airbus
Frisch gelandet auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin: ein Airbus A380 von Emirates. Wobei frisch in diesem Fall auch auf die Maschine zutrifft, denn der Jumbojet kommt direkt vom Werk. Quelle: Tobias Döring
In gerade einmal 38 Minuten Flugzeit hatten Piloten die A380 vom Airbus-Werk in Hamburg-Finkenwerder zur ILA am zukünftigen Hauptstadtflughafen überführt. Es ist das dritte Mal, dass ein A380 der arabischen Fluggesellschaft auf der Messe präsentiert wird. Das erste Mal jedoch ist der Riesenvogel auch an den Publikumstagen zu besichtigen. Quelle: Tobias Döring
Blick in die Economy Class: Der A380 verströmt noch etwas „Neuwagengeruch“. Es ist die 48. Maschine die Airbus an Emirates ausgeliefert hat. Insgesamt hat die Airline 140 Stück beim europäischen Flugzeugbauer geordert. Quelle: Tobias Döring
Nettes Detail: Die Passagiere können auf ihrem Bildschirm jederzeit eine von drei Außenkameras ansteuern und beobachten, was draußen vor sich geht. Quelle: Tobias Döring
Wenn das Umschauen zu langweilig wird, kann der Passagier im Entertainment-Programm aus 1500 Kanälen wählen. Neu an Bord ist auch Live-TV. Quelle: Tobias Döring
Die Economy-Klasse des Emirates-Jumbos verfügt insgesamt über 399 Plätze. Während andere Fluggesellschaften darüber klagen, dass die A380 nur auf wenigen Strecken gut zu füllen sei, sind die Araber mit den Auslastungsraten nach eigenem Bekunden sehr zufrieden. Quelle: Tobias Döring
Blick ins Cockpit: Weltweit trägt jeder dritte Airbus A380 das Logo von Emirates. Quelle: Tobias Döring

Das kommt den US-Carriern ungelegen. Denn sie haben nach langen Verlustjahren, Insolvenzverfahren und mühsamen Fusionen zu einer kleinen Gruppe von drei großen und profitablen Linien konsolidiert – nebst zwei, drei Billigfliegern. Da stören nun Wettbewerber, die es billiger und besser machen, die Rendite.

Dazu bietet der Angriff aus Arabien eine gute Gelegenheit zum Schulterschluss mit der Belegschaft. Immerhin: „Nachdem die Airlines in den vergangenen zehn Jahren ihren Beschäftigten Mehrarbeit zu niedrigeren Löhnen zugemutet haben, ist es schön, wenn mal ein anderer der Böse ist“, sagt ein europäischer Flugmanager.

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