Emirates, Etihad und Qatar Airways Wie die Emirate die Golf-Airlines pushen

Eine Studie der US-Fluglinien will der Konkurrenz vom Golf unzulässige Subventionen nachweisen. Das ist etwas scheinheilig. Doch der Blick in bislang unveröffentlichte Unterlagen zeigt viele überraschende Wege, wie die Regierungen der Emirate Geld in Emirates, Etihad und Qatar Airways gepumpt haben. Die fünf wichtigsten Fragen.

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Beim zweiten Versuch hat Richard Anderson sein derzeitiges Lieblingsthema endlich richtig rübergebracht. Zusammen mit seinen heimischen Wettbewerbern American Airlines und United, sowie den Gewerkschaften von Piloten und Flugbegleitern stellte der Chef der US-Fluglinie Delta Air Lines eine Studie über die Subventionen der Fluglinien vom persischen Golf vor. Insgesamt gut 42 Milliarden Dollar an illegalen Hilfen, so Anderson, haben Emirates aus Dubai, Etihad aus Abu Dhabi und Qatar Airways aus Katar seit ihrer Gründung von ihren Regierungen bekommen. „Ohne die Hilfen wären sie keine bestehenden Unternehmen mehr“, lautet das Fazit der Übersicht der US-Unternehmensberatung Capital Trade aus Washington, einem Spezialisten für Wettbewerbsverstöße.

Die Reaktion in der Öffentlichkeit war positiv. Doch sie hätte noch besser sein können, wäre Anderson nicht im Februar sein erster Vorstoß in Sachen Subventionen am Golf daneben gegangen. Da wollte er Dampf ablassen, weil Emirates & Co. ihm und seinen Wettbewerbern das Leben schwer machen. Doch in einem Interview beim US-Nachrichtensender CNN verhedderte sich der sonst eher dröge und blasse Finanzfachmann in einer – mit Wohlwollen – unglücklichen Verbindung von den Golfairlines zu den ebenfalls aus der Golf-Region stammenden Urhebern der Terroranschläge vom 11. September 2001 auf die USA.

Wie die Golf-Airlines vom Staat gefördert werden

Solche emotionalen Ausrutscher bietet die Studie mit dem Titel „Beweise für strafbare Regierungssubventionen, empfangen von Etihad Airways, Qatar Airways und Emirates Airline“ nicht.

US-Airlines verschweigen eigene Staatshilfen

Das in zwei Jahren Arbeit erstellte Konvolut hat natürlich seine Fehler. Es ist unvollständig, denn es kümmert sich nur um die drei großen Fluglinien – nicht jedoch um andere aus der Region wie Saudia aus Saudi-Arabien oder Turkish Airlines. Zu guter Letzt ist der Vorwurf der US-Linien ein wenig scheinheilig. Denn mit Ausnahme von Indien sind die Golflinien keine direkte Konkurrenz und können den Linien somit kaum Passagiere stehlen.

Dazu verlieren Delta & Co. kein Wort darüber, dass auch sie Subventionen vergleichbare Hilfen bekommen haben, etwa weil sie in mehreren Gläubigerschutzverfahren Schulden und unbequeme Verträge mit Gewerkschaften oder Leasingnehmern abwerfen konnten. Und es ist kein unfairer Wettbewerb, wenn ein Land beschließt, den eigenen Airlines keine finanziellen Mühlsteine um den Hals zu hängen durch die im Westen üblichen Zusatzsteuern oder strengen Betriebsauflagen wie einem Nachtflugverbot.

Die beliebtesten Business-Flugzeuge Europas
Auf der Paris Airshow 2001 feierte die französische Antwort auf die Gulfstream G550 ihre Premiere. Der Jet ist das größte, schnellste und reichweitenstärkste Privatflugzeug des französischen Luftfahrtkonzerns Dassault. 2014 legte die Falcon F7X kräftig zu und verzeichnete 12,8 Prozent mehr Starts in Europa. (Platz 15 - Falcon F7X - 13.954 Starts im Jahr 2014)Die Rangliste basiert auf Daten des Marktforschungsinstituts WINGX Advance. Dafür wurden Daten der europäischen Luftverkehrskontrolle Eurocontrol ausgewertet. Quelle: Presse
Die kleinere Maschine der Challenger-Reihe von Bombardier hatte ihren Jungfernflug ebenfalls 2001. Die Kanadier wollen als Nachfolger die Challenger 350 auf den Markt bringen. Doch noch läuft es für die Challenger 300: Die Abflüge stiegen um 1,7 Prozent. (Platz 14 - Challenger 300 - 14.306 Starts) Quelle: Presse
Die Global-Serie von Bombardier setzt insbesondere in der Reichweite Maßstäbe. Je nach Ausführung können die Maschinen zwischen 9630 und 14.631 Kilometer weit fliegen. 2014 gab es 9,4 Prozent mehr Starts in Europa. (Platz 13 - Global Express - 16.573 Starts) Quelle: Presse
Die Gulfstream G500 des gleichnamigen US-Herstellers und das Vorgängermodell liegen ebenfalls im Trend. 2014 nahm die Zahl der Abflüge um 2,7 Prozent zu. Die G500 überzeugt vor allem durch ihre Reichweite von mehr als 9000 Kilometern. (Platz 12 - Gulfstream G500 - 17.828 Starts) Quelle: Presse
Bereits seit Mitte der Achtzigerjahre ist die Falcon 900 im Einsatz. Der dreistrahlige Dassault-Flieger war 2014 allerdings auf dem absteigenden Ast: Der Jet verzeichnete 4,4 Prozent weniger Abflüge in Europa. (Platz 11 - Falcon 900 - 18.086 Starts) Quelle: Presse
Der Flugzeugbauer Cessna ist gleich fünfmal in den Top 10 der Business-Flugzeuge in Europa vertreten. Den Anfang macht die Citation II. Zusammen mit ihrem Nachfolgemodell Citation Bravo verlor der zweistrahlige Jet aber 9,4 Prozent aller Abflüge. Die Citation II ging Ende der Siebzigerjahre erstmals in die Luft. (Platz 10 - Citation II - 18.957 Starts) Quelle: Presse
Im Jahr 1978 schickte Bombardier die erste Version des zweistrahligen Jets an den Start. Seitdem hat sich die Challenger zu einem der beliebtesten Privatjets gemausert. Zusammen gab es für die Flugzeuge der 600er-Reihe 2014 allerdings Einbußen – die Starts gingen um 4,2 Prozent zurück. (Platz 9 - Challenger 600 - 23.847 Starts) Quelle: Presse

Doch das mindert den Wert der Studie keineswegs. In zwei Teilen durchkämmt sie auf insgesamt weit mehr als 300 Seiten detailliert die Geldströme am Golf. Dabei belegen die Berater auch viel bekanntes, etwa die niedrigen Flughafengebühren sowie günstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen ohne Unternehmenssteuern und Mitbestimmung durch die Mitarbeiter.

Doch darüber hinaus kommen auch interessante Details über die oft recht findigen Finanzhilfen zu Tage. Einige Dinge kursierten in der Branche spätestens seit im Mai 2014 die Fachzeitschrift „Australian Financial Review“ und die Tageszeitung Sydney Morning Post eine nicht datierte Präsentation über Etihad veröffentlichten, bei der die Beratung Booz Allen (inzwischen Strategy&) Hilfen von mehreren Milliarden Dollar listete.

Golf-Airlines meiden die Diskussion

Nun legen die Ermittler mit vielen Details nach und zitieren kräftig aus internen Unterlagen. Zentral sind die Geschäftsberichte von Etihad und Qatar Airways, gegen deren Veröffentlichung sich die Fluglinien bislang nach Kräften gesträubt haben. Wie genau die Ermittler an die Unterlagen gekommen sind, erzählen sie nicht.

Aber die Berichte dürften wohl echt sein. Zwar haben die Golfairlines die Unterlagen in Bausch und Bogen verdammt und Subventionsvorwürfe zurückgewiesen. „Dieser hitzige Austausch zwischen Airline-Chefs ist ungesund und könnte die Beziehungen zwischen den Nationen stören“, warnte der Wirtschaftsminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Sultan bin Saeed al-Mansouri diese Woche in Berlin.

Doch das überzeugt nicht so recht. Denn bislang hat noch keine der drei Fluglinien die Fakten diskutiert oder gar im Einzelnen wiederlegt. Das wäre sicher drin gewesen. Denn die Unterlagen kursierten bereits seit Ende Januar in der US-Hauptstadt Washington. Da ist sicherlich auch das ein oder andere Exemplar der Studie am Golf gelandet und fand dort aufmerksame Leser.

Die fünf wichtigsten Fragen zu der Studie

1. Was sind die konkreten Vorwürfe?

Aus Sicht der US-Airlines American, Delta und United sowie ihrer Gewerkschaften haben die drei großen Golflinien 42 Milliarden Dollar Hilfe bekommen. Bei Qatar Airways waren es gut 14 Milliarden, Etihad fast 18 und Emirates knapp 16 Milliarden. Das ermöglichte den dreien aus Sicht ihrer US-Konkurrenten einen unfairen Wettbewerb. Das sei ein Verstoß gegen die Open-Skies-Verträge, mit denen die USA ihr Land für Flüge aus dem Ausland geöffnet hat und ohne zusätzliche Erlaubnis Flüge zu jedem Ort in den Vereinigten Staaten erlaubte. Dagegen, so die US-Airlines, müsse etwas unternommen werden. Im Klartext: Stoppt die Golflinien!

Die Vorwürfe listet die Studie detailliert auf. Dazu zählen offene Hilfen; etwa günstige Flughafengebühren, Zahlungen ohne Gegenleistungen, zinslose Kredite ohne Rückzahlungstermin und sonstige Unterstützungen, etwa kostenlose Grundstücke für Verwaltungsgebäude oder Marketinghilfen. Dazu kommen viele Details, die selbst Fachleute bisher nur ahnen konnten. Hier nennt die Studie günstige Verträge mit Schwesterfirmen, die Dinge wie Lebensmittel, Kerosin oder auch Leasingflugzeuge liefern und das laut der Studie – weil sie auch den jeweiligen Regierungen gehören – wahrscheinlich nicht zu echten Marktbedingungen, sondern zu „nicht-auf-Armeslänge-Preisen.“

Allerdings arbeiten die Berater der US-Linien nicht immer ganz sauber. So fehlen eindeutige Beweise, dass etwa die staatliche Dubai Aerospace (DAI) ihre Jets wirklich unter Kosten an Emirates verleast. Dazu sind niedrige Flughafengebühren wie gesagt noch keine Subvention, sondern Wirtschaftspolitik.

Dazu wirft die Studie alle Airlines in einen Topf. Die wegen ihrer Geschäftsberichte vergleichsweise transparente Emirates unterscheidet sich jedoch von den mauernden Konkurrenten Qatar und Etihad.

Die fünf Erfolgsgeheimnisse der arabischen Airlines

Zwar hat Emirates auch ein paar fragwürdige Grenzfälle. Dazu zählt die in einem Minisatz versteckte Andeutung, im Jahr 2008 wurden die Mehrzahl der schiefgegangenen Sicherungsgeschäfte für den Spritpreis offenbar von der Muttergesellschaft „novated“, ein Verb von purem juristischem Fachchinesisch, das etwa das Online-Wörterbuch leo.org derzeit nicht kennt. Doch das ist am Ende meilenweit entfernt von der Seriensubvention einer Etihad mit rund 17 Milliarden nicht rückzahlbaren (und inzwischen teilweise erlassenen) Krediten oder Kapitalerhöhungen und allein in 2015 rund 3,5 Milliarden Dollar an nicht näher bezeichneten Finanzierungen.

Und es ist keineswegs so peinlich wie bei Qatar Airways, die alle Parkgebühren und Ladenmieten am Flughafen in Doha kassiert und – für ein konservativ-islamisches Land bizarr – im Land das Monopol für den Alkoholimport hält.

2. Warum kocht der Streit jetzt hoch?

Die Golflinien mögen in Europa bereits eine feste Größe in den Albträumen von Airline-Chefs sein. In den USA fühlten sich die Unternehmenslenker lange immun, weil sie außer Strecken wie USA - Indien wenig Routen parallel zu den Golfairlines flogen.
Doch nun beginnen Emirates & Co, die US-Linien auf andere Art zu kneifen. Sie machen vor, dass zu Flugreisen nicht notwendig mäßiger Service, Zuzahlung an jeder Ecke und hohe Preise gehören, sondern auch gutes Essen, Bequemlichkeit und ein breites Unterhaltungsangebot.

So luxuriös fliegt es sich im Emirates-Airbus
Frisch gelandet auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin: ein Airbus A380 von Emirates. Wobei frisch in diesem Fall auch auf die Maschine zutrifft, denn der Jumbojet kommt direkt vom Werk. Quelle: Tobias Döring
In gerade einmal 38 Minuten Flugzeit hatten Piloten die A380 vom Airbus-Werk in Hamburg-Finkenwerder zur ILA am zukünftigen Hauptstadtflughafen überführt. Es ist das dritte Mal, dass ein A380 der arabischen Fluggesellschaft auf der Messe präsentiert wird. Das erste Mal jedoch ist der Riesenvogel auch an den Publikumstagen zu besichtigen. Quelle: Tobias Döring
Blick in die Economy Class: Der A380 verströmt noch etwas „Neuwagengeruch“. Es ist die 48. Maschine die Airbus an Emirates ausgeliefert hat. Insgesamt hat die Airline 140 Stück beim europäischen Flugzeugbauer geordert. Quelle: Tobias Döring
Nettes Detail: Die Passagiere können auf ihrem Bildschirm jederzeit eine von drei Außenkameras ansteuern und beobachten, was draußen vor sich geht. Quelle: Tobias Döring
Wenn das Umschauen zu langweilig wird, kann der Passagier im Entertainment-Programm aus 1500 Kanälen wählen. Neu an Bord ist auch Live-TV. Quelle: Tobias Döring
Die Economy-Klasse des Emirates-Jumbos verfügt insgesamt über 399 Plätze. Während andere Fluggesellschaften darüber klagen, dass die A380 nur auf wenigen Strecken gut zu füllen sei, sind die Araber mit den Auslastungsraten nach eigenem Bekunden sehr zufrieden. Quelle: Tobias Döring
Blick ins Cockpit: Weltweit trägt jeder dritte Airbus A380 das Logo von Emirates. Quelle: Tobias Döring

Das kommt den US-Carriern ungelegen. Denn sie haben nach langen Verlustjahren, Insolvenzverfahren und mühsamen Fusionen zu einer kleinen Gruppe von drei großen und profitablen Linien konsolidiert – nebst zwei, drei Billigfliegern. Da stören nun Wettbewerber, die es billiger und besser machen, die Rendite.

Dazu bietet der Angriff aus Arabien eine gute Gelegenheit zum Schulterschluss mit der Belegschaft. Immerhin: „Nachdem die Airlines in den vergangenen zehn Jahren ihren Beschäftigten Mehrarbeit zu niedrigeren Löhnen zugemutet haben, ist es schön, wenn mal ein anderer der Böse ist“, sagt ein europäischer Flugmanager.

Was der Streit für die Passagiere bedeutet

3. Was bedeutet der Streit für die Passagiere?

Solange sich die US-Linien nicht durchsetzen, nichts. Die Golflinien bieten viele Routen, die keine Linie aus den USA anfliegt. Bislang beschert der Angriff der Golflinien den Reisenden niedrige Preise. Laut Insidern verlangt Emirates im Schnitt zehn Prozent weniger als westliche Linien, Etihad gibt 15 Prozent Rabatt und Qatar sogar 20 Prozent.

Tickets der Business oder First Class kosten oft sogar nur die Hälfte und weniger. Der Rabatt soll besonders in den besseren Abteilen an Bord die starke Anziehungskraft der Vielfliegerprogramme wettmachen und natürlich die vergleichsweise großen Flugzeuge füllen helfen. Sollte jedoch die Stimmung in den USA kippen, könnte das Wachstum der Golflinien stocken und die Preise wieder steigen.

4. Wie reagieren die Golflinien?

Sie empören sich und leugnen. Damit haben sie bis zu einem gewissen Punkt Recht. Denn bevor die US-Linien ihre Studie Ende voriger Woche endlich auf einer Internetseite veröffentlichten, kursierte der Bericht seit Wochen hinter verschlossenen Türen in der US-Politik. Immer drangen Vorwürfe nach draußen, doch nichts war so konkret. „Ein solch unfairer Prozess ist eines demokratischen Landes unwürdig, ihr wollt für eure Kunden Befehle statt Wettbewerb“, ereiferte sich Emirates-Chef Tim Clark. „Investiert lieber eure inzwischen hohen Gewinne in den Service und neue Flugzeuge.“ Damit ist er angesichts der recht offenen Emirates-Bilanz einigermaßen glaubhaft.

So sieht der Nobel-Airbus von Emirates aus
„Emirates Executive“ heißt das neue Privatjet-Angebot der Golf-Airline. In der umgebauten A319 finden bis zu 19 Passagiere bequem Platz. Denn normalerweise passen bis zu 150 Fluggäste in den Airbus. Quelle: Emirates
Der Salon des Luxus-Fliegers sieht aus wie ein Wohnzimmer. Er kann aber auch zu einem Arbeitszimmer oder wie hier zu einem Esszimmer umgestaltet werden – für den Business-Lunch über den Wolken. Quelle: Emirates
Von außen sieht der Airbus A319 eher schlicht aus. Doch bei der Inneneinrichtung hat Emirates alles gegeben. Das Flugzeug ist bislang das Einzige des neuen Privatjet-Angebots der Fluggesellschaft. Quelle: Emirates
Neben dem Salon befinden sich zehn Suiten in der Maschine, in denen sich die Reisenden zurückziehen können. Auf ein Getränk, zum Schlafen oder um das bordeigene Unterhaltungssystem zu nutzen. Quelle: Emirates
Zurück im Salon: Morgens werden die Fluggäste mit einem Frühstück empfangen. Im Mittleren Osten dürfte Emirates den Flieger auslasten, meint Gerald Wissel von der Luftfahrtberatung Airborne. Quelle: Emirates
Ein Traum in Gold – das Bad des A319. Vom Türknauf bis zur Armatur glänzt hier alles. Von Dubai aus kann der Privatjet viele Ziele direkt erreichen wirbt die Airline Emirates – auch in Europa. Quelle: Emirates
Auch im Salon können die bis zu 19 Passagiere die Füße hochlegen, wenn gerade einmal nicht gearbeitet wird. Die Lufthansa hat ebenfalls ein Privatjet-Angebot im Programm in Zusammenarbeit mit Netjets. Quelle: Emirates

Seine Kollegen James Hogan (Etihad) und selbst der sonst so wortgewandte Qatar-Chef Akbar Al Baker sind es nicht. Hogan, der Kollegen von westlichen Airlines sonst gern Ratschläge gibt, ist bislang still. In der Vergangenheit waren seine bevorzugten Antworten unfreiwillig komische Wortklaubereien wie zinslose Kredite ohne Rückzahlungstermin seien „keine Subvention, weil sie ja einmal fällig werden.“

Al Baker keilt immerhin zurück, dass die US-Linien selbst hoch-subventioniert seien. Recht hat er damit, weil US-Linien in ihren Gläubigerschutzverfahren teure Arbeitsverträge und Zusagen für Mieten oder Flugzeugleasings loswurden. Etwas merkwürdig ist eine andere Rechnung. 20 Milliarden Dollar haben laut seiner Rechnung die US-Linien als Ausgleich erhalten, weil nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 die US-Regierung tagelang alle Flüge verboten und dann über Nacht verschärfte Sicherheitsvorschriften erließen.

Das ist schwer vergleichbar mit jenen Hilfen, die Qatar & Co. ein schnelleres Wachstum erlauben sollten. Kredite, für die laut dem in der Studie zitierten Geschäftsbericht gilt: „Kredite der Regierung von Katar sind zinsfrei und haben keine Rückzahlungsregelung. Sie wurden in Aktionärsvorauszahlungen umgewandelt und die Rückzahlung ist weder geplant noch wahrscheinlich in absehbarer Zeit.“

Immerhin ahnen die Golflinien und ihre Regierungen, dass die US-Linien nicht ganz falsch liegen und verweisen auf den wirtschaftlichen Nutzen, weil sie in Europa und den USA Flugzeuge und jede Menge Touristen ins Land bringen. „Das dürfen wir nicht unterbewerten“, so der Wirtschaftsminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Sultan bin Saeed.

5. Wie wird der Streit ausgehen?

Am Ende wird sich wohl wenig ändern. Das zeigt nicht zuletzt der Blick nach Deutschland. Hier bieten Air Berlin und Etihad seit langem Gemeinschaftsflüge an, obwohl sie das laut den bestehenden Verkehrsrechtsabkommen nicht dürfen. Aber so sehr sich die Lufthansa und andere auch beschweren, immer werden sie neu genehmigt, zum letzten Mal, dann um allerletzten Mal, dann zum aller-aller-letzten Mal und so weiter.

Diesen Luxus bietet der A380 von Qatar Airways
Qatar-Chef Akbar Al Baker (im Vordergrund rechts) übernahm am Dienstagabend in Hamburg die Maschine des Typs A380 vom Airbus-Vorstandsvorsitzenden Fabrice Brégier. Quelle: dpa
Die Fluglinie aus Doha im Emirat Katar hat zehn Exemplare des größten Airbus bestellt. Quelle: Presse
Großer Bahnhof in Hamburg zur Übergabe des Flugzeugs. Quelle: Presse
Das komplette Unterdeck besteht aus 405 Economy-Class-Sitzen. Weitere 56 Sitze dieser Gattung gibt es im Oberdeck, dazu 48 Business-Class-Plätze und acht First-Class-Sitze. Quelle: dpa
Beinfreiheit und edle Optik: So sieht die „First Class“ im A380 von Qatar Airways aus. Quelle: Presse
In der ausgeklappten Variante dient der First-Class-Sitz als Bett. Quelle: Presse
Auch eine Lounge ist eingebaut – sie ist für Passagiere der First und Business Class zugänglich. Quelle: Presse

Denn am Ende will keiner den Vormarsch der Golflinien stoppen. Die Reisenden schätzen den Wettbewerb bei Preisen und Qualität. Die Politiker außerhalb der großen Drehkreuze die zusätzlichen Flüge für Investoren und Touristen. Dazu will keine Regierung die im Kampf gegen den islamistischen Terror so wichtigen Golfstaaten verärgern, zumal die auch reichlich in Europa investieren und dabei deutlich geduldiger und großzügiger agieren als etwa reine Finanzinvestoren.

Selbst die Fluglinien in Europa, die am meisten unter den Airlines aus Arabien leiden, haben sich leise arrangiert. Der sonst so laute British-Airways-Konzernchef Willie Walsh ist pro-Golf, seit er mit Qatar zusammenarbeitet und erst recht seit die ein Zehntel seiner Holding IAG gekauft haben. Air-France-KLM-Chef Alexandre de Juniac protestiert zwar in Brüssel, doch zur Sicherheit hat auch er Gemeinschaftsflüge mit Etihad aufgelegt.

Und nun denkt wohl auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr um. Im Interview mit der "Bild"-Zeitung hat er zwar Schutz vor Emirates & Co gefordert: „Entweder können die Märkte zu gleichen Bedingungen offen sein oder aber wir müssen uns gegen unfairen Wettbewerb schützen.“ Doch gleichzeitig gibt Spohr das Signal, der Lufthansa drohe angesichts der Konkurrenz keine Gefahr. „Wir stärken sogar unsere Position als weltweit größter Luftfahrtkonzern.“

So bleibt die einzige Wirkung, dass die Golf-Airlines und ihre Chefs nach der Studie ein wenig bescheidener auftreten. „Es ist nicht ganz leicht, die eigene Überlegenheit zu loben und Witze über die vermeintliche Unfähigkeit der westlichen Airlines zu machen, wenn man seinen Erfolg zu einem großen Teil Milliardensubventionen verdankt“, so ein führender Manager einer westlichen Airline.

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