Sogar das neu aufgebaute und profitable Offshore-Geschäft mit 500 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 300 Millionen Euro soll auf der Verkaufsliste stehen.
Der Essener Baukonzern hat diese Informationen gegenüber der WirtschaftsWoche nicht dementiert, sondern verwies auf die laufenden Koalitionsverhandlungen. „Wer die aktuelle Berichterstattung über den künftigen Energiemix in Deutschland verfolgt, stellt fest, dass sich die politischen Rahmenbedingungen für den Ausbau der Windenergie auf See möglicherweise zugunsten fossiler Energieträger verschlechtern können“, sagte ein Hochtief-Sprecher der. „Wir warten nun die Entscheidungen in Berlin ab und werden die Marktlage anschließend in Ruhe analysieren.“
Wenn Hochtief alle zur Disposition stehenden Sparten verkauft und den derzeit geplanten Personalabbau durchführt, schrumpft die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland von rund 10.000 Ende 2012 auf nur noch rund 3000.
Und der seit einem Jahr amtierende Vorstandschef Fernández plant weitere interne Umbauten. So werden die Standort-Kompetenzcenter abgeschafft, wie Hochtief auf Anfrage der WirtschaftsWoche bestätigt. Bisher kümmert sich etwa Hamburg um den Bau von Hafenanlagen, Essen um Tunnelbau, Berlin um Kläranlagen- und Brückenbau. Diese Spezialisierungen sollen wegfallen, die Fachleute will Fernández „in einem technischen Kompetenzzentrum bündeln, auf das alle regionalen Einheiten jederzeit zugreifen können“, sagt ein Hochtief-Sprecher. „Kaum einer außer Fernández glaubt allerdings, dass das funktionieren wird“, sagte ein Top-Manager.
Weiterer Top-Manager freigestellt
Zudem geht die Entlassungswelle im Management des Baukonzerns weiter. Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat Vorstandschef Marcelino Fernández den angesehenen Geschäftsführer der Hochtief-Solutions-Sparte Energie und Infrastruktur, Stephan Hebgen, von seinen Aufgaben freigestellt. Ende Oktober verabschiedete sich Hebgen, der zudem Mitglied im Solutions-Aufsichtsrat war und dort die Leitenden Angestellten vertrat, in einer E-Mail von den Mitarbeitern.
Damit hat inzwischen fast die Hälfte der deutschen Manager den Konzern verlassen, seit Fernández nach der feindlichen Übernahme durch den spanischen Baukonzern ACS zu Hochtief kam. Von den 60 obersten Hochtief-Führungskräften, die Anfang 2012 in Kamp-Lintfort an einem Treffen des Top-Managements teilgenommen hatten, sind nach Informationen der WirtschaftsWoche 24 heute nicht mehr bei Hochtief. Von den 39 deutschen Teilnehmern sind 18 nicht mehr an Bord.
Von den Abgängen profitiert die Konkurrenz. Bei der Zech-Group in Bremen etwa arbeiten inzwischen die früheren Hochtief-Manager Heiner Helbig, Rainer Eichholz und Klaus Brix. „Wir bekommen verstärkt Bewerbungen von Hochtieflern“, bestätigt die Zech-Group, die etwa das Großprojekt Kö-Bogen in Düsseldorf stemmte.