Etihad, Emirates, Qatar Airways Die gnadenlosen Airlines aus dem Osten

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Etihad: Die Ehrgeizigen

Die Mutter von Air Berlin aus dem Öl-Emirat Abu Dhabi ist die jüngste unter den großen Golflinien. Weil im Gründungsjahr 2003 das Feld eigentlich schon verteilt war, brauchte sie deshalb etwas mehr Hilfe als Emirates. Genauer: die wohl größte Anschubfinanzierung im Fluggeschäft. Laut nicht bestätigten Dokumenten von damals beteiligten Beratern gab es gut drei Milliarden Dollar von der Herrscherfamilie. Hinzu kamen reichlich indirekte Hilfen, etwa weil dank der Rückendeckung der extrem solventen Al Nahyans die Banken mit günstigen Krediten Schlange standen.

Zahlen

Seit drei Jahren hat Etihad zwar einen Geschäftsbericht. Doch der bietet neben Strecken, Flottengröße (102) und vielen tollen Bildern gerade einmal sechs Finanzzahlen: Einnahmen, EBIT und Ergebnis nach Steuern jeweils für das aktuelle und das Vorjahr. Wofür die Linie Geld ausgibt? Fehlanzeige. So ist der Umsatz von gut sieben Milliarden Dollar glaubhaft, die 60 Millionen Gewinn sind es nicht. „Unseren Gesellschaftern und den Bankern reicht unsere Transparenz“, kommentierte Etihad-Chef James Hogan trocken.

So luxuriös fliegt es sich im Emirates-Airbus
Frisch gelandet auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Berlin: ein Airbus A380 von Emirates. Wobei frisch in diesem Fall auch auf die Maschine zutrifft, denn der Jumbojet kommt direkt vom Werk. Quelle: Tobias Döring
In gerade einmal 38 Minuten Flugzeit hatten Piloten die A380 vom Airbus-Werk in Hamburg-Finkenwerder zur ILA am zukünftigen Hauptstadtflughafen überführt. Es ist das dritte Mal, dass ein A380 der arabischen Fluggesellschaft auf der Messe präsentiert wird. Das erste Mal jedoch ist der Riesenvogel auch an den Publikumstagen zu besichtigen. Quelle: Tobias Döring
Blick in die Economy Class: Der A380 verströmt noch etwas „Neuwagengeruch“. Es ist die 48. Maschine die Airbus an Emirates ausgeliefert hat. Insgesamt hat die Airline 140 Stück beim europäischen Flugzeugbauer geordert. Quelle: Tobias Döring
Nettes Detail: Die Passagiere können auf ihrem Bildschirm jederzeit eine von drei Außenkameras ansteuern und beobachten, was draußen vor sich geht. Quelle: Tobias Döring
Wenn das Umschauen zu langweilig wird, kann der Passagier im Entertainment-Programm aus 1500 Kanälen wählen. Neu an Bord ist auch Live-TV. Quelle: Tobias Döring
Die Economy-Klasse des Emirates-Jumbos verfügt insgesamt über 399 Plätze. Während andere Fluggesellschaften darüber klagen, dass die A380 nur auf wenigen Strecken gut zu füllen sei, sind die Araber mit den Auslastungsraten nach eigenem Bekunden sehr zufrieden. Quelle: Tobias Döring
Blick ins Cockpit: Weltweit trägt jeder dritte Airbus A380 das Logo von Emirates. Quelle: Tobias Döring

Chef

James Hogan galt schon in seinen alten Jobs bei Gulf Air aus Bahrain und der australischen Ansett als schwierig. Unter dem Druck, in Rekordzeit eine – außer für Abu Dhabi und seine Wirtschaft – nicht zwingend notwendige weltweite Flugmarke aufzubauen, ist er kaum lockerer geworden. Er tritt extrem bullig auf und ist weitgehend humorfrei, besonders bei Zweifeln am Geschäftsmodell. Dabei soll er in privater Runde ganz umgänglich sein und selbst das Geschäftsmodell durchaus plausibel machen können.

Strategie / Arbeitsweise

In den ersten Jahren arbeitete der Airline-Nachkömmling laut ehemaligen Managern nach dem Prinzip: jedes Problem verschwindet, wenn man erst viel Geld, dann jede Menge Leute danach wirft und erst zum Schluss Fachleute fragt. Als legendär gilt die – nie bestätigte – Anekdote, einen Flug nach Nordamerika am späten Vormittag starten zu lassen. Erst als die wegen des vielen Sprits extrem schweren Flieger im Sommer in der heißen und dünnen Luft meist nur mit halber Passagierzahl und ohne Fracht in die Luft kamen, startete der Flieger in der Nacht.

So sieht der Nobel-Airbus von Emirates aus
„Emirates Executive“ heißt das neue Privatjet-Angebot der Golf-Airline. In der umgebauten A319 finden bis zu 19 Passagiere bequem Platz. Denn normalerweise passen bis zu 150 Fluggäste in den Airbus. Quelle: Emirates
Der Salon des Luxus-Fliegers sieht aus wie ein Wohnzimmer. Er kann aber auch zu einem Arbeitszimmer oder wie hier zu einem Esszimmer umgestaltet werden – für den Business-Lunch über den Wolken. Quelle: Emirates
Von außen sieht der Airbus A319 eher schlicht aus. Doch bei der Inneneinrichtung hat Emirates alles gegeben. Das Flugzeug ist bislang das Einzige des neuen Privatjet-Angebots der Fluggesellschaft. Quelle: Emirates
Neben dem Salon befinden sich zehn Suiten in der Maschine, in denen sich die Reisenden zurückziehen können. Auf ein Getränk, zum Schlafen oder um das bordeigene Unterhaltungssystem zu nutzen. Quelle: Emirates
Zurück im Salon: Morgens werden die Fluggäste mit einem Frühstück empfangen. Im Mittleren Osten dürfte Emirates den Flieger auslasten, meint Gerald Wissel von der Luftfahrtberatung Airborne. Quelle: Emirates
Ein Traum in Gold – das Bad des A319. Vom Türknauf bis zur Armatur glänzt hier alles. Von Dubai aus kann der Privatjet viele Ziele direkt erreichen wirbt die Airline Emirates – auch in Europa. Quelle: Emirates
Auch im Salon können die bis zu 19 Passagiere die Füße hochlegen, wenn gerade einmal nicht gearbeitet wird. Die Lufthansa hat ebenfalls ein Privatjet-Angebot im Programm in Zusammenarbeit mit Netjets. Quelle: Emirates

Weil aber trotzdem der Abstand zu den Erzrivalen Qatar und Emirates kaum geringer wurde, änderte Unternehmens-Chef Hogan die Strategie. Statt organisch zu wachsen, beteiligte er sich mit viel Geld an meist defizitären Fluglinien in aller Welt wie Air Berlin, Alitalia, der indischen Jet Airways oder Air Serbia. Dazu bot sich Hogan auch der angeschlagenen Air France als Partner an. Der Erfolg: mit gut 400 Flugzielen gehört der Verbund rein rechnerisch zu den Großen.

Produkt

Wenn Geld nicht das wichtigste Kriterium ist, kann der Service gut sein. So setzt Etihad den Maßstab in der Branche mit der First Appartement genannten fliegenden Dreizimmerwohnung, auch wenn es die nur je einmal auf jedem ihrer irgendwann mal zehn A380 gibt. Weit über dem Schnitt sind auch die Lounges und in den anderen Klassen an Bord die Sitze. Die Bestnoten verpasst Etihad jedoch. Die Ausbildung des Personals ist vergleichsweise wechselhaft.

Aussichten

Zum Thema "Was kann fliegen?" haben Ingenieure eine einfache Antwort: Mit dem nötigen Schub und Auftrieb fliegt alles. Für Etihad heißt das: solange Abu Dhabis Herrscherfamilie den Expansionskurs und die teuren Zukäufe finanziert, wird das Unternehmen weiter wachsen. Lässt der Antrieb nach, kann die Linie nur weniger wachsen oder schrumpfen. Aber danach sieht es bis auf weiteres nicht aus. Im Gegenteil. Weil weltweit die Zahl der notleidenden Airlines eher wächst, kann Etihad das erprobte Modell fortsetzen.

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