Etihad, Emirates, Qatar Airways Die gnadenlosen Airlines aus dem Osten

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Qatar Airways: Die Perfekten

Sie sind das heimliche Vorbild der ganzen Branche: Qatar Airways hat - dank der schier endlos tiefen Taschen des Erdgas-Emirats Qatar - nicht nur das nötige Geld. Die Airline bietet auch den besten Service. Und sie hat keine Scheu, neue Wege zu gehen. Als erste Golflinie trat sie einer Flugallianz bei und kaufte sich sogar bei der British-Airways-Mutter IAG ein.

Zahlen

Qatar drückt sich noch stärker als Etihad um die Veröffentlichung von Zahlen. Sie stellt nicht mal einen Geschäftsbericht auf ihre Internetseite. Nur Interviews von CEO Akbar Al Baker deuten auf gut zehn Milliarden Dollar Umsatz  und einen Gewinn, dessen Höhe jeder raten kann. Trotzdem ist Qatar Airways mit 146 Zielen eine der größten Linien der Welt, wenn auch in Deutschland mit nur drei Zielorten im Schatten von Emirates und – dank der Air-Berlin-Beteiligung – Etihad. Doch das könnte sich ändern. Mit 146 Flugzeuge und dem dicken Bestellbuch mit 340 Fliegern für 70 Milliarden Euro wird sie ebenso für Aufmerksamkeit sorgen wie mit ihrer Rolle als Erstkunde des neuen Airbus-Großraumfliegers A350, den Qatar als erstes nach Deutschland geschickt hat.

Chefs

Dass jemand so zu einer Marke wird, dass jeder bereits bei der Nennung seines Vornamens ein klares Bild hat, gelingt Popstars wie Madonna oder Rihanna - und Akbar Al Baker. Das rührt daher, dass kein Airline-Chef es bei technischer Sachkenntnis, Ehrgeiz und Konfliktfreude mit ihm aufnehmen kann. Das spüren besonders die Chefs der großen Flugzeughersteller, die er gerne wie Schuljungen vorführt. Wie beim A350 - in letzter Minute und mitten in eine Investorenveranstaltung hinein ließ er die Auslieferung platzen, weil ihm Dinge wie Farben oder unsauber verlegte Teppichkanten nicht passten. Aber weil er nun mal zu den größten Bestellern zählt, nimmt das jeder hin.

Strategie

Qatar setzt auf Qualität statt Krawall und investiert trotz des Reichtums bevorzugt da, wo es passt. Obwohl die Linie Höchstnoten bei neutralen Marktforschern wie Skytrax erreicht, verzichtet sie in vielen Maschinen auf eine First Class und investiert lieber in fast fehlerfreie Dienstleistung in allen anderen Bereichen. Dazu muss die Linie nicht unbedingt nur die größten Flugzeuge haben, sondern fliegt selbst längere Strecken wie nach Deutschland mit eigentlich für Mittelstrecken gedachten Maschinen wie einem Airbus A320, bevor sie ihre Flieger mit Rabattschlachten füllt.

Produkt

Bis auf wenige Ausnahmen verzichtet Qatar auf Superlative und den Zwang, dass Flugbegleiterinnen möglichst wie Fotomodelle aussehen müssen. Stattdessen achtet die Fluglinie – nicht zuletzt dank des detailbesessenen Chefs Al Baker – auf die Kleinigkeiten, die Passagiere weniger sehen, sondern eher fühlen.

Erfolg

So lange die Kunden die Qualität bezahlen und den Eigentümern hohe Umsatzrenditen egal sind, wird der Aufschwung von Qatar weitergehen. Denn selbst die Kritik an den Umständen der Bewerbung für die Fußball-WM im Jahr 2022, den Sozialstandards im Land und bei der Airline selbst konnten dem Aufschwung bislang wenig anhaben.

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