Der Etikettenschwindel mit Pferdefleisch scheint zwar für die Verbraucher ungefährlich zu sein. Denn anders als bei früheren Lebensmittelaffären etwa um dioxinverseuchtes Futter oder EHEC-Erreger mit mehr als 50 Toten in Deutschland steht zumindest derzeit die Gesundheit der Verbraucher nicht auf dem Spiel.
Die häufigsten Erreger in Lebensmitteln
In mehr als einem Drittel der Fälle hatten sich die Bundesbürger mit Salmonellen infiziert. Insbesondere in Eiern und Geflügelfleisch kommen Salmonellen häufig vor. Der Erreger trat in insgesamt 20 Fällen auf.
In sieben Fällen erkrankten Bundesbürger am Norovirus. Vor wenigen Wochen litten über 1000 Schüler in Ostdeutschland an Brechdurchfall, nachdem sie mit Noroviren verseuchte Erdbeeren gegessen hatten.
In insgesamt sechs Fällen traten Campylobacter-Bakterien auf. Unter dem Mikroskop erinnern die Bakterien an Korkenzieher.
Insbesondere in Reis findet sich der Bacilus cereus. 2011 war er für sechs Krankheitsausbrüche nach Genuss von Lebensmitteln verantwortlich.
Der Naturstoff ist in Bakterien weit verbreitet. Er spielt zum Beispiel bei allergischen Reaktionen eine Rolle. 2011 trat er in vier Fällen auf.
Insbesondere warmgehaltenes Fleisch sowie Austern und Meeresfrüchte laufen Gefahr, von diesem Bakterium befallen zu werden. 2011 fiel es im Zusammenhang mit Lebensmittel-Infektionen zweimal auf.
Das Bakterium kann sich durch Husten oder Niesen auf Lebensmittel übertragen. 2011 trat es zweimal auf.
Das Bakterium kann durch Trinkwasser, Weichkäse und rohes Gemüse übertragen werden. Das Risiko ist jedoch eher gering. Für 2011 konnte das Bundesinstitut für Risikobewertung gerade mal einen Fall nachweisen.
Die britischen Behörden sehen keine unmittelbare gesundheitliche Gefahr durch den Verzehr von Pferdefleisch. Das Fleisch kann jedoch unter Umständen Spuren von Medikamenten enthalten. Es wird auf Rückstände von Phenylbutazon getestet. Erste Test-Resultate sollen in den kommenden Tagen vorliegen. Phenylbutazon wird häufig bei Pferden therapeutisch angewendet, teilweise auch als Doping-Mittel im Pferdesport. In der Medizin ist es ein Medikament gegen Rheuma.
Wieso wurden Pferdefleischspuren nicht schon vorher in Rindfleisch entdeckt?
In Großbritannien wurde Rindfleisch nach Angaben der Lebensmittelaufsichtsbehörde FSA in den vergangenen zehn Jahren nicht routinemäßig auf Pferdefleischspuren getestet.
Wie haben die Firmen reagiert?
Die Firmen haben die fraglichen Produkte sofort aus dem Handel genommen. Einige Supermarktketten, darunter Iceland und Lidl (UK), haben eigene Untersuchungen angeordnet. Die Supermarktkette Tesco will eigene DNA-Tests einführen und die Zusammenarbeit mit ihrem Lieferanten Silvercrest einstellen.
Wie reagieren die Behörden?
Bislang warten die britischen Behörden die Ergebnisse umfangreicher Tests von Fleischprodukten ab. Obwohl der britische Umweltminister Owen Paterson eine kriminelle Verschwörung vermutet, hat die Polizei zunächst keine Ermittlungen eingeleitet.
Wie viel Pferdefleisch ist als Rindfleisch verzehrt worden?
Die Behörden in Frankreich und anderen EU-Staaten wissen bisher nicht, seit wann und in welchem Umfang Pferdefleisch als Rindfleisch verkauft wurde. „Das kann man nur sehr schwer feststellen“, sagte der Leiter der luxemburgischen Veterinärinspektion, Felix Wildschütz, am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Vor allem in Frankreich suchten die Behörden ältere Lagerbestände von Tiefkühlkost, um Proben zu entnehmen und auch die möglicherweise verwendeten Mengen von Pferdefleisch abschätzen zu können.