EU-Kommission prüft Fusion Rückschlag für Fedex und TNT

Die Übernahme von TNT durch Fedex wird schwieriger als gedacht: Die EU-Kommission will den Deal genauer prüfen. Es wäre nicht das erste Mal, dass die europäischen Kartellbehörden einen Zusammenschluss mit TNT verhindern.

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Die Übernahme von TNT durch Fedex wird schwieriger als gedacht. Quelle: REUTERS

Als der amerikanische Paketriese Fedex im April gemeinsam mit TNT Express den Übernahmeplan ankündigte, herrschte Harmonie: "Wir heirateten das Nachbarsmädchen", verkündete TNT Express-Chef Tex Gunning freudig. Nun ist ein Schatten auf das Glück der beiden Zustell-Spezialisten gefallen: Die europäische Kommission will den Zusammenschluss der beiden Expressdienste in einer zweiten Phase genauer prüfen.

Das dürfte den Managern in den Chefetagen von Fedex und TNT Sorgen machen. Denn vor allem TNT hat mit den EU-Kartellbehörden bereits schlechte Erfahrungen gemacht: Vor zwei Jahren wollte der Fedex-Konkurrent UPS die Niederländer übernehmen. Doch nach einer langen Prüfungsphase stoppte die Kommission den Zusammenschluss - zur Überraschung der beiden Unternehmen. TNT steckt seitdem in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Das Unternehmen schrieb im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von 195 Millionen Euro. Auch deshalb haben die Niederländer ein großes Interesse an dem Zusammenschluss mit Fedex, die dadurch wiederrum ihr Europa-Netzwerk ausbauen können.

Genau darin liegt das Problem. In dem Markt für Express-Sendungen, mit denen vor allem Unternehmen wichtige Dokumente möglichst schnell und termingerecht durch die Welt senden, gibt es in Europa nur vier Anbieter: Die deutsche Post DHL mit 41 Prozent Marktanteil, UPS mit 25 Prozent, gefolgt von TNT und FedEx, die beide rund 10 Prozent Marktanteil haben. Bei der Fusion von UPS und TNT fürchteten die Kartellbehörden, dass Fedex im Wettbewerb nicht mithalten und der Markt sich zu einem Duopol entwickeln könnte.

Doch auch mit dem Zusammenschluss von Fedex und TNT reduziert sich die Zahl der Konkurrenten von vier auf drei. Es könne sein, dass dadurch nicht genug Wettbewerbsdruck im Markt entstehe, erklärt die Europäische Kommission in einer Stellungnahme. "Dies könnte sich für Geschäfts- und Privatkunden in höheren Preisen niederschlagen."

Ergebnis spätestens im Januar

Problematisch ist dabei auch, dass Fedex und TNT nur wenig Überschneidungen haben. Denn während Fedex vor allem im Luftverkehr stark ist, bietet TNT das passende Bodennetz. Das heißt jedoch auch, dass im Fall einer Übernahme kaum Kosten für die beiden Unternehmen wegfallen. Die Vorteile des Zusammenschlusses liegen damit vor allem in höheren Gewinnen und neuen Kunden. Doch erstmal kostet die Integration der Niederländer Zeit und Geld. Fedex dürfte damit durchaus ein Interesse an höheren Preisen haben.

Gerade auf die Preise im Paketversand, der auch für den Onlinehandel eine wichtige Rolle spielt, hat die EU-Kommission ihren Fokus gelegt: "Viele Branchen (...) sind stark auf erschwingliche und zuverlässige Paketdienste angewiesen, und viele Verbraucher benötigen diese Dienste, damit sie die gekauften Waren sicher und schnell erhalten", erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.

"Wenn sich die Bedenken der Kommission in der vertieften Prüfung in der zweiten Phase bestätigen, werden die Unternehmen eine Freigabe nur durch geeignete Zusagen erreichen können", sagt Kartellrechts-Spezialist Rolf Hempel von der Berliner Kanzlei CMS Hasch Single. Bestimmte Teile von TNT könnten zum Beispiel an andere Unternehmen weiterverkauft werden.

90 Arbeitstage hat die Kommission nun Zeit, die Preisentwicklung durchzurechnen und Konkurrenten und Kunden nach den Auswirkungen zu befragen. Danach könnte die Kommission die Prüfungsphase noch ein weiteres Mal um 25 Tage verlängern. Damit muss spätestens im Januar ein Ergebnis feststehen.

Gut, dass Fedex vorgeplant hat: Einen Abschluss der Fusion erwarte man erst im ersten Halbjahr 2016, hieß es schon im April.

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