Damit sieht Masuch Universal und Co. jedoch längst nicht am rettenden Ufer. So wachse einerseits der Rechtfertigungsdruck gegenüber den Kreativen: „Die Konzerne müssen ihr Geschäftsmodell und speziell ihre Kostenstrukturen und Dienstleistungen noch weiter überdenken, weil es ihnen auf Sicht von fünf bis zehn Jahren immer schwerer fallen dürfte, Künstler davon zu überzeugen, dass diese gerechtfertigt sind.“
Geschäftszahlen der größten Musikkonzerne
Umsatz: 4544 Millionen Euro (+8,3 %)
Umsatzanteil Verlag + Fanartikel: 20 Prozent
Operatives Ergebnis: 525 Millionen Euro (ohne Einmal-Effekt aus Kauf EMI) (+3,6 %)
Operative Marge: 11,6 Prozent
Quelle: Firmenangaben, für jüngstes Geschäftsjahr
Umsatz: 3655 Millionen Euro (-0,2 %)
Umsatzanteil Verlag + Fanartikel: 21 Prozent
Operatives Ergebnis: 308 Millionen Euro (+1,2 %)
Operative Marge: 8,4 Prozent
Umsatz: 2162 Millionen Euro (-3 %)
Umsatzanteil Verlag + Fanartikel: 18,8 Prozent
Operatives Ergebnis: 85 Millionen Euro (+240 %)
Operative Marge: 3,9 Prozent
Schließlich sinken die Produktionskosten. Gleichzeitig steigt die Zahl der Plattformen, auf denen sich Musiker präsentieren können. „In der Branche fällt gerade eine Markteintrittsbarriere nach der anderen“, sagt Masuch. Als eine Folge wächst der Anteil unabhängiger Plattenfirmen an den Charts stetig.
Die Rückkehr zum Profit könnte auch weit größere Player ins Inhaltegeschäft locken und Universal und Co. zu Opfern einer Übernahme machen. Amazon hat bereits die „Washington Post“ gekauft und investiert in TV-Serien wie „Under the Dome“. Aber auch Disney, CBS und MTV-Erfinder Viacom dürften wie einst Vivendi wissen, welche Türöffnerqualitäten Musik und damit verbundene digitale Geschäfts- und Abrechnungsmodelle in Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien besitzen.
Im Speicher am Osthafen blinzelt Manager Briegmann jetzt rüber zu Lady Gaga. In Krakelschrift hat der Pop-Weltstar dem deutschen Universal-Boss eine Widmung auf das meterhohe Schwarz-Weiß-Foto geschrieben. Schließlich half die Musikfabrik aus Berlin kräftig mit, die Platten der New Yorkerin ganz oben in den Charts zu platzieren. Für Briegmann ein Beweis dafür, der fachfremden Konkurrenz immer noch etwas voraus zu haben: „Die einen können Technik – und wir sind die Inhalte-Guys.“