Flixbus kauft Postbus "Wir machen aus zwei Netzen ein besseres"

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Aufstieg zum Logistiker?

Beobachter sehen steigende Preise als logische Konsequenz der Akquisition. Flixbus-Chef Schwämmlein aber beschwichtigt: „Die Frage nach höheren Preise bekommen wir seit anderthalb Jahren.“ Anfang 2015 fusionierte Flixbus mit dem Berliner Wettbewerber Meinfernbus. „Die Preise sind bisher nicht gestiegen und sie werden auch in naher Zukunft nicht steigen“, sagt Schwämmlein.

Stattdessen wolle er vor allem die Auslastung der Busse erhöhen. Laut Marktforscher Iges liegt die durchschnittliche Auslastung der Busse bei 51 Prozent. „Man kann auf dem derzeitigen Preisniveau Gewinne erwirtschaften, wenn man die Busse voll macht“, so Schwämmlein. Dies sei nach der Übernahme von Postbus noch besser möglich, weil Flixbus noch mehr Kleinstädte anfahren und noch mehr Fahrgäste über Drehkreuze verteilen kann.

Noch ist das junge Unternehmen, an dem Investoren wie HV Holtzbrinck Ventures, Daimler und der Wachstumsfinanzierer General Atlantic beteiligt sind, nicht profitabel. Der Umsatz liegt geschätzt zwischen 300 und 500 Millionen Euro. In diesem Jahr rechnet das Unternehmen mit 30 Millionen Passagieren – mehr als in allen Jahren zuvor zusammen.

Vor wenigen Wochen verkündete Flixbus, dass es zumindest im deutschsprachigen Raum nah an der Wirtschaftlichkeit dran sei. In Österreich, Schweiz und Deutschland sei das Geschäft im Sommer profitabel, im Winter leidet es saisonbedingt unter sinkenden Touristenzahlen. „Unser Ziel ist die Profitabilität im deutschsprachigen Raum über das Gesamtjahr“, so Schwämmlein.

Dem Ziel will das Unternehmen nun in Deutschland näher kommen. Kartellrechtlich dürfte das Quasi-Fernbus-Monopol kein Problem sein, da der Verkehrsmarkt immer im Zusammenhang mit den Verkehrsträgern Bahn und Auto gesehen werden. „Bahn und Fernbus haben selbst zusammen nur einen Anteil von 15 Prozent im Gesamtverkehrsmarkt.“

Flixbus bleibt damit ein Treiber des sich konsolidierenden Fernbusmarktes in Deutschland und Europa. Die frühere Bundesregierung aus CDU/CSU und FDP hatte das Geschäft 2013 liberalisiert, andere Länder wie Frankreich zogen nach. Ende Juni dieses Jahres verkündete das Unternehmen dann den Kauf der europäischen Linien von Megabus, der Fernbussparte des britischen Verkehrskonzerns Stagecoach. Flixbus ist damit Marktführer in Europa.

Künftig könnte auch noch ganz anderes Neugeschäft dazu kommen. Denn eine Folge des Postbus-Deals könnte sein, dass Flixbus künftig zum Logistiker aufsteigt. Derzeit läuft ein Express-Kurierservice als Pilotprojekt der Deutschen Post zwischen Hamburg und Berlin, bei dem DHL-Pakete taggleich mittels Fernbus versendet werden.

Joachim Wessels, Geschäftsführer Deutsche Post Mobility: „Wir prüfen, wie wir diesen Service gemeinsam mit FlixBus ausweiten und taggleiche Versande mit dem Fernbus als attraktives Angebot im Logistikmarkt weiter etablieren.“

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