Fluggesellschaften Die einträglichen Methoden des Herrn Wöhrl

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Fliegende Sparbüchsen

Doch Wöhrl ist nicht nur ein schlitzohriger Verkäufer, sondern auch Manager mit einer in der Branche ungewohnt nüchternen Einstellung zum Metier. „Mit der Fliegerei verdient man kein Geld, sondern nur an der Fliegerei“, sagt Wöhrl. Mit dem semantischen Höhenflug will er sagen: Trotz seiner Berufspilotenlizenz ist er kein Manager der Marke „Kerosin im Blut“, sondern fränkischer Kaufmann mit Abneigung gegen Banken und gegen Großmannssucht.

Diese Einstellung pflegt Wöhrl, seit sein NFD fast an schnellem Wachstum auf Pump gescheitert wäre. Seitdem setzt er auf vorsichtiges Wachstum und auf Jets, die er kauft, statt sie zu leasen. Auf diese Weise werden die Maschinen zu fliegenden Sparbüchsen, weil der Wiederverkaufswert und damit der Unternehmenswert fast immer über dem Buchwert liegt. „Das geht zwar auf Kosten des Ertrags und der Flexibilität“, sagt Wöhrl, „aber am Ende ist eine Substanz da, die wir bezahlt bekommen.“

Sanierung in drei Schritten

Gleichzeitig hat Wöhrl eine eigene Methode entwickelt, übernommene Airlines zu sanieren. Die verlief bisher in drei Schritten. Am Anfang steht ein Einstieg mit wenig Geld. Die DBA bekam Wöhrl von British Airways für einen symbolischen Euro und eine Mitgift von gut 70 Millionen Euro. Sodann verbreitet Wöhrl in Interviews, Pressekonferenzen und Fernsehauftritten ehrgeizige Pläne. „Die Aufmerksamkeit ist Teil der Sanierung, denn sie sorgt für mehr Buchungen und soll die Belegschaft mitreißen“, sagt ein Weggefährte. Denn um zu sanieren, benötigt Wöhrl zuversichtliche Mitarbeiter. Nur die verzeihen ihm die üblichen Lohnkürzungen und forsche lange E-Mails, mit denen er sie überfährt.

Gleichwohl bedient sich Wöhrl, wie er sagt, nicht nur solcher „nötigen Holzfällermethoden“. Er bricht auch Regeln, die in der Branche als unveränderbar galten. So gelang es ihm, Flugzeughersteller und Flughäfen zu Rabatten und Partnerschaften zu motivieren. Wöhrls dritte und letzte Etappe ist schließlich der Weiterverkauf. „Sobald sich die Lage aufhellt, sucht er Investoren“, sagt ein Konkurrent. „Und mit seiner verbindlichen Art findet er immer wen, der mit einer Wöhrl-Linie eine Lücke in seinem Unternehmen schließen will.“

Bei Intersky am Bodensee, behauptet Wöhrl, wolle er sich nun langfristig binden. „Wir haben viel investiert“, sagt er. Dem Vernehmen nach könnte er bis Ende 2013 mindestens zehn Millionen Euro in die Linie stecken, um das Geschäft auszubauen.

Doch das muss nicht das Ende des Prinzips Wöhrl bedeuten. Denn schon seit Längerem bringt er sich als Interessent für die Ferienlinie Condor ins Gespräch, falls der britische Reisekonzern Thomas Cook diese verkaufen wolle. „Wenn man uns fragen würde“, antwortete Wöhrl bisher gern, „wären wir natürlich interessiert.“

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