Fluggesellschaften Das Mogelgeschäft mit den Bonusmeilen

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Programme animieren zu höheren Umsätzen

So speist und fliegt es sich erstklassig
Die insolvente US-Fluggesellschaft American Airline verzichtete trotz der Durststrecke nicht auf Komfort für die First Class auf internationalen Strecken. Hohe Personalkosten und gestiegene Spritpreise hatten die Gesellschaft im November 2011 in die Knie gezwungen. Quelle: Presse
In der ersten Klasse reicht die Airline gerne edlen Rotwein zum Chateaubriand. Quelle: Presse
Die größte britische Fluggesellschaft und eine der größten Fluggesellschaften weltweit, setzt in der First Class auf neue komfortable Kabinen. Quelle: Presse
Bisher sind die neuen Kabinen jedoch nur für Flüge zwischen London, New York, Shanghai, Tokyo, Hong Kong und Sao Paulo installiert. Quelle: Presse
Im vergangenen Jahr wurde die Fluggesellschaft von Abu Dhabi mit dem "World Travel Award" - quasi dem Oscar der Tourismusbranche - ausgezeichnet. Quelle: Presse
Der Luxusliner bietet seinen First Class-Passagieren geräumige Bettkabinen. Quelle: Presse
Wer möchte, kann sich an Board von dem flugzeugeigenen Chefkoch persönlich beraten lassen. Quelle: Presse

Die Geburtsstunde der Lockvögel schlug 1979, als Texas International Airways das erste Bonusprogramm für Flugpassagiere startete. Die Airlines in den USA durften seit 1978 endlich ohne staatliche Genehmigung fliegen, wo sie wollten. Um zahlungskräftige Passagiere zu halten, erfand die Gesellschaft, die in United Airlines aufgegangen ist, Rabatte für Vielflieger. Doch die Texaner hatten die Rechnung ohne die Konkurrenten gemacht, denen nichts anderes blieb, als nachzuziehen und ihren Kunden ebenfalls teure Versprechungen zu machen. Mit der Zeit belasteten die Rabatte derart die Budgets der Fluglinien, dass der erste Chef des Lufthansa-Programms Miles & More, Anton Lill, die Idee 1993 als "wahre Seuche" geißelte.

Bonuspunkte wurden zur Währung

Das änderte sich, als die schon damals notorisch klammen Fluglinien ihre Bonusprogramme genauer unter die Lupe nahmen. "Sie erkannten nicht nur, dass fünf Prozent der Kunden gut 40 Prozent des Umsatzes bringen, sondern dass die Programme gerade diese Kunden zu noch höheren Umsätzen animierten", sagt Jörn Grotepass von der Unternehmensberatung A. T. Kearney. Schließlich bringen mehr Flüge den Bonusmeilen-Sammlern nicht nur Gratisreisen, sondern auch besseren Service. Das gilt für allem für Mitglieder des Jetsets, die als sogenannte Statuskunden eine Vielfliegerkarte je nach Reisefreudigkeit in Silber, Gold oder Platin erhalten. Sie dürfen dank ihrer Bonusmeilen etwa auch dann an den Schaltern für Business- oder First-Class-Kunden Gepäck aufgeben oder in bequemen Lounges bei kostenlosen Drinks und frisch zubereiteten Menüs auf den Flug warten, wenn sie nur Touristenklasse gebucht haben.

Von welchen Prämien der Kunde am meisten hat

Zu kippen begann das System, als die Bonuspunkte zu einer Art Vielfliegerwährung wurden und damit Raum für krumme Geschäfte schufen. Viele Meilensammler begaben sich auf den "Mileage Run", wie der Reiserausch bald hieß, bei dem Passagiere etwa von Frankfurt nach Los Angeles Zwischenstopps in Rom, Zürich und San Francisco einlegten – nur weil dies das Meilenguthaben erhöhte. Hunderte Lufthansa-Kunden erfuhren sich die nötigen Punkte für die goldene Senator-Karte auch so: Sie buchten zwischen Köln und Frankfurt, wo die Lufthansa die Passagiere inzwischen aus Kostengründen mit dem Zug befördert, gut 60 ICE-Trips, checkten online ein, traten die Fahrten aber nie an. Ein meilensüchtiger Angestellter von Singapore Airlines wanderte gar ins Gefängnis, weil er sich 17,6 Millionen Bonuspunkte – genug um in der Economy Class 100 Mal um die Welt zu fliegen – zugeschanzt hatte.

Die Airlines bauten daraufhin das System radikal um, vom Kosten- zum Profitcenter. Denn "richtig gemacht", sagt Berater Grotepass, "sind die Meilenprogramme eine Goldgrube" – im Wesentlichen allerdings nur für die Fluggesellschaften und weniger für deren Kunden.

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