Flughafen Hahn Ein gefallener Stern wird chinesisch

Der Flughafen Hahn galt einst als Zukunftsmodell. Heute steht er für den Verfall durch den Billigboom und Missmanagement. Jetzt wird er an die chinesische Shanghai Yiqian Trading Company verkauft.

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Die größten Flughäfen der Welt
Suvarnabhumi International Airport Quelle: dpa
Incheon - Seoul Quelle: dpa
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Singapur Quelle: dpa
JFK Airport in New York Quelle: REUTERS
südchinesische Airport Guangzhou Quelle: dpa
Istanbul Airport Quelle: REUTERS

Es ist offiziell: Der Hunsrück-Flughafen Hahn geht an die chinesische Shanghai Yiqian Trading Company. Das gab die Landesregierung Rheinland-Pfalz in einer Pressekonferenz am Montagmittag bekannt. Damit geht der defizitäre Airport an einen ausländischen Investor - vermutlich komplett. Zwar hält das Rheinland-Pfalz nur 82,5 Prozent der Anteile, aber das Land Hessen, das in Besitz der die übrigen 17,5 Prozent ist, verhandelt gerade ebenfalls. Dass auch diese Anteile an die Chinese verkauft werden, gilt als sicher. Den defizitären Flughafen Hahn zu halten, scheint sich in Deutschland für niemanden mehr zu lohnen.

Der Käufer aus China scheint das anders zu sehen. Über die Pläne der in Luftfahrt, Logistik und internationaler Handel tätigen Shanghai Yiqian Trading Company ist bislang aber nur wenig bekannt.

Gewiss ist hingegen: Mit dem Verkauf endet ein unrühmliches Kapitel des mittlerweile hoch defizitären Flughafens Hahns. Lange galt der Airport angesichts des Ryanair-Booms als Zukunftsmodell: Selbst Frankfurts Flughafenbetreiber Fraport war zeitweise an ihm beteiligt, um dort möglicherweise Fracht und Billigverkehr abzufertigen.

Bester Flughafen Deutschlands

Der 1999 als Deutschlands erster Billigairport gestartete Hunsrück-Flughafen erlebte einen raschen Aufstieg. Spar-Touristen sorgten für viel Verkehr: Sogar aus weiter entfernten Städten wie Hannover und Wolfsburg reisten Kunden gerne nach Hahn, wenn sie dadurch ein paar hundert Euro sparen konnten. Dass Hahn sich vor allem auf Billigfluglinien wie Ryanair konzentrierte, brachte zwar Wachstum, aber kein Geld. Die Iren bezahlten pro Passagier deutlich weniger als die etablierten Airlines.

Zudem erwiesen sich die Schnäppchenjäger als untreue Kunden. Sie waren die ersten, die dem Airport verloren gingen, als andere Anbieter Ryanair nacheiferten. Mit der Zeit machten Tickets unter 50 Euro pro Strecke bei der Lufthansa - und sogar unter 40 Euro anderswo - viele Strecken und Flughäfen ähnlich attraktiv. Und zwar auch Flughäfen, die - im Vergleich zu Hahn - nicht in erster Linie per Auto zu erreichen waren, sondern auch gut mit Bahn und Bus.

Zunächst zogen Airports wie Köln und Berlin nach. Dann folgten Weeze, Lübeck, Karlsruhe und Memmingen. Günstiges Fliegen sollte es somit bald überall geben - nicht nur mit Ryanair von Frankfurt-Hahn. Die Folge: Im vergangenen Jahr zählte Hahn nur noch 2,7 Millionen Passagiere. Vor zehn Jahren waren es noch knapp vier Millionen.

Bei der Fracht lief es auch nicht besser: Von Hahn darf zwar rund um die Uhr gestartet werden. Aber so wichtig den Cargo-Linien das auch ist, um ihren Kunden längere Annahmezeiten zu gewähren, am Ende war es doch wichtiger in Frankfurt zu sein. Und nicht irgendwo im Großraum Frankfurt - und eigentlich im Hunsrück. Die Nähe zur Lufthansa und anderen Frachtlinien machte mit dem wachsenden Angebot an Ladekapazität in Passagiermaschinen, den Vorteil einer 24-Stunden-Startmöglichkeit mehr als wett.

Die große Hahn-Hoffnung und Hauptkunde Ryanair kehrt dem Standort nämlich auch immer mehr den Rücken, denn die Airline gibt das Billigsegment zu Gunsten von Zentralflughäfen auf, weil die Iren dank höherer Ticketpreise am Ende mehr Geld verdienen.

Dazu kamen schließlich noch Fälle von Missmanagement und Vetternwirtschaft. Als die Verluste wuchsen, ging auch noch der letzte Rückhalt für den Airport in der Landesregierung Rheinland-Pfalz verloren. Das Land musste wiederholt Geld nachschießen. Dazu sei man aber auch künftig bereit, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz - in Form von Betriebs- und Investitionsbeihilfen.

Trotzdem scheint der ehemalige Militärflughäfen mittlerweile ein Fass ohne Boden zu sein. Die Probleme dürften bleiben und werden eher noch schlimmer als besser. Wie ein neuer Besitzer das lösen will, bleibt abzuwarten.

Beendet ist die Geschichte des Flughafen Hahn längst nicht. Auch nicht für Rheinland-Pfalz. Das Land wird den Airport trotz der Übernahme wohl auch in den kommenden Jahren noch mit Millionenzahlungen unterstützen.

Mit Material von dpa und Reuters

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