Flughafen Hahn Die großen Rätsel um den Ryanair-Flughafen

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Wer sind die Investoren? Das Land weiß es nicht

Die Regierung selbst hatte nach der „Präsentation“ jenes Flipcharts noch ein paar Fakten hinterhergeschickt, am Ende stand die Information, dass die 82,5 Prozent Anteile des Landes am Flughafen an die Shanghai Yiqian Trading (SYT) verkauft werden sollen, das Land Hessen macht mit seinen 17,5 Prozent das Gleiche. Das Unternehmen handele mit Baumaterialien, Textilien und Elektronikprodukten. Der Preis liege im niedrigen zweistelligen Millionenbereich.

Hinter der Gesellschaft der beiden Chinesen des Ministertermins stehe der Investor Zhu Qing mit seiner Shanghai Guo Qing Investment Ltd., der mit seiner Frau 90 Prozent der Anteile halte, die restlichen zehn Prozent gehören eben Kyle Wang, dem jüngeren Herrn von der Pressekonferenz. Dr. Yu, mit dem die deutschen Beamten den Deal aushandelten, hält selbst keine Anteile an der Unternehmung. Mehr Informationen?

Hat keiner der Beteiligten über die Investoren aus China.

Das Land hat viel investiert

Seit Mitte der Neunzigerjahre hat das Land viel Geld in den Flughafen investiert, Straßen ausgebaut, die Startbahn verlängert, um die regionale Wirtschaft nach vorne zu bringen. Alles in allem seien rund 100 Millionen Euro in den ehemaligen Militärflughafen und das Umland investiert worden, schätzt der Steuerzahlerbund. Heute würde man das vielleicht nicht noch einmal so machen, aber jetzt ist das Geld nun mal ausgegeben, Arbeitsplätze sind entstanden, obgleich zu teuer bezahlt.

Steht das Land damit nicht auch in der Pflicht, die Investitionen der Vergangenheit am Leben zu erhalten?

bester Flughafen Deutschlands, Unterkategorie Aufenthaltsqualität

Jahrzehntelang war diese Denkweise in Deutschland selbstverständlich. So wurden Milliarden versenkt, nicht nur am Nürburgring, sondern auch am Weltkongresszentrum in Bonn, für Binnenhäfen in Ostdeutschland, Kongresszentren zwischen Schweinfurt und Magdeburg, um ein paar Beispiele zu nennen. Und noch aus den Worten des rheinland-pfälzischen Innenministers, der ja nicht bloß einen guten Preis, sondern einen „Schub für den Flughafen“ verspricht, klingt sie heraus.

Seit einiger Zeit aber gibt es ein Umdenken, nicht nur in Rheinland-Pfalz: Anstatt dem bereits versenkten Geld immer weiteres nachzuwerfen, wählt man das abrupte Ende.

Wurde der Flughafen Frankfurt Hahn betrogen?

Das mag zwar wehtun, spart aber langfristig Geld. Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende, so lautet die passende rhetorische Schleife für die fällige Ministeransprache. Verstärkt wird diese Entwicklung durch die strenge Aufsicht aus Brüssel. Die Europäische Kommission verfolgt inzwischen fast jede Subvention auf dem Kontinent, insbesondere für Verkehrsprojekte, als unerlaubte Beihilfe.

Deshalb hält man es auch in Hahn mit dem schrecklichen, dafür aber hoffentlich endgültigen Ende. Eine erste Ausschreibung, die sich noch heute im Vergabeportal der Europäischen Kommission findet, hatte eine Beurteilung des Geschäftsmodells möglicher Investoren vorgesehen. Die verwarf man in Mainz im Laufe des Verfahrens, auf Anraten der Kommission. Zu kompliziert. „Bei Verkauf öffentlicher Unternehmen darf das Land als Verkäufer nur den Kaufpreis als Kriterium zugrunde legen“, lässt Staatssekretär Randolf Stich mitteilen. Von einer Pflicht aber entlastet auch der Verweis auf „Europa“ nicht: die Prüfung der Seriosität der Angebote.

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